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Angela Merkel: Die Siegerin

Angela Merkel

Die Siegerin

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    Es war ihr Wahlkampf, sie war Programm: Angela Merkel hat die CDU wieder in ersehnte Höhen gehievt.
    Es war ihr Wahlkampf, sie war Programm: Angela Merkel hat die CDU wieder in ersehnte Höhen gehievt. Foto: Andreas Mergner (dpa)

     "Bisschen aufgeregt ist man natürlich auch", hatte Angela Merkel noch am Vortag gesagt. Als die Kanzlerin am Sonntag eine Dreiviertelstunde nach Schließung der Wahllokale auf die Bühne der völlig überfüllten CDU-Zentrale kommt, ist der Jubel riesig. "Heute können wir echt froh sein", sagt Merkel und winkt leicht mit der Hand. Triumphierende Gesten zeigt die 59-Jährige selbst im Moment ihres wohl größten Sieges nicht. Dabei hat die Union ersten Hochrechnungen zufolge erstmals seit langen Jahren wieder die magische 40-Prozent-Marke geknackt. In die Karten schauen lassen will sich die

    "Es ist zu früh, genau zu sagen, wie wir vorgehen", sagt Merkel. Auf der Bühne steht sie nicht allein, gekommen sind auch ihre Vize- Vorsitzenden Armin Laschet, Ursula von der Leyen, Thomas Strobl, Generalsekretär Hermann Gröhe, Unionsfraktionschef Volker Kauder und Gerda Hasselfeldt von der CSU - und als sehr seltener Gast ihr Mann Joachim Sauer, der an der Seite steht. Merkel dankt auch ihm. Und auch er wird frenetisch beklatscht. Wie immer scheint ihn das eher verlegen zu machen.

    Angeschwollen ist Jubel wie in einer Fankurve schon um Punkt 18.00 Uhr, als der schwarze Balken der Union in den ersten Prognosen auf den TV-Bildschirmen weit nach oben steigt. "Oh wie ist das schön, so was hat man lange nicht geseh'n", singen junge Aktive in den orangefarbenen Shirts des "teAM Deuschland", das bis in die letzten Wahlkampfstunden unterwegs war - für AM wie Angela Merkel.

    Angela Merkel: Der Wahlkampf war komplett auf sie zugeschnitten

    Das ist Angela Merkel

    Angela Dorothea Merkel kam am 17. Juli 1954 als erste Tochter von Horst und Herlind Kasner in Hamburg zur Welt. Die Mutter arbeitete als Lehrerin, der Vater ist evangelischer Theologe.

    Kurz nach ihrer Geburt zog die Familie in die DDR.

    Ab 1961 besuchte Angela Merkel die Polytechnischen Oberschule in Templin. 1973 machte sie an der Erweiterten Oberschule in Templin ihr Abitur mit 1,0.

    Anschließend studierte sie Physik an der ehemaligen Karl-Marx-Universität in Leipzig. Bei einem Studentenaustausch mit Moskau und Leningrad lernte sie den Physiker Ulrich Merkel kennen, den sie 1977 heiratete. Die Ehe hielt vier Jahre.

    An der Akademie der Wissenschaften in Berlin, wo sie am Zentralinstitut für physikalische Chemie arbeitete, lernte Merkel ihren aktuellen Lebensgefährten Joachim Sauer kennen. Das Paar heiratete 1998.

    Der Titel ihrer Doktorarbeit lautet: "Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden". Angela Merkel hat die Arbeit 1986 eingereicht.

    Merkel war kein SED-Mitglied, aber auch nicht im zivilen oder kirchlichen Widerstand gegen das Regime aktiv. Erst in der Umbruchphase am Ende der 80er Jahre hat sie sich politisch engagiert. Sie arbeitete erst ehrenamtlich, später hauptberuflich für die Partei "Demokratischer Aufbruch".

    Nach dem Wahldebakel ihrer Partei 1990 schloss sich Angela Merkel der CDU an. Am 3. desselben Jahres wurde sie Ministerialrätin im Bundespresse- und Informationsamt.

    Kohls nominierte sie im November 1990 überraschend als Bundesministerin für Frauen und Jugend. Den schnellen Quereinstieg verdankt sie vor allem ihrem Gönner Helmut Kohl. Angela Merkel wird deshalb auch "Kohls Mädchen" genannt.

    Im Oktober 1994 übernahm sie im Kabinett Kohl das Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

    Anlässlich der CDU-Spendenaffäre 1999, in die Helmut Kohl verstrickt war, kritisierte sie ihren Wegbereiter öffentlich und distanzierte sich von ihm.

    Als Schäuble im Februar 2000 als Partei- und Fraktionsvorsitzender zurücktrat, übernahm Angela Merkel den Vorsitz. Auf dem CDU-Bundesparteitag in Essen wurde sie mit überwältigender Mehrheit zur neuen DCU-Chefin gewählt.

    Seit 22. November 2005 ist Angela Merkel Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist die erste Frau an der Spitze Deutschlands, das erste Staatsoberhaupt aus den neuen Bundesländern und war 51 Jahren die jüngste Amtsinhaberin.

    Zentrale Bestandteile ihrer Regierungsarbeit waren zunächst Klima- und Energiepolitik sowie die Vertiefung transatlantischer Beziehungen. Später standen die Finanzkrise und ihre weitreichenden Folgen an der Spitze der Agenda.

    Merkel galt als Befürworterin der Stromerzeugung durch Kernenergie. Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011 änderte sie offiziell ihre positive Meinung zur Atomkraft.

    Bundeskanzlerin Angela Merkel ist für «Forbes» der zweitmächtigste Mensch der Welt. Das US-Magazin platzierte die CDU-Politikerin 2012 direkt hinter US-Präsident Barack Obama.

    2013 holte Angela Merkel für die CDU den Sieg bei der Bundestagswahl.

    Der Wahlkampf war komplett auf sie zugeschnitten. Die populäre Kanzlerin sollte es richten - und hat geliefert. Die Union ist mit weitem Abstand stärkste Kraft geworden. Seit 1990 mit damals 43,8 Prozent sind CDU und CSU im Bund nicht mehr so stark gewesen, damals hieß der Kanzler Helmut Kohl. "Das ist für die CDU ein Tag, wie wir ihn seit Jahren nicht mehr gehabt haben", sagt Laschet in Fernsehkameras. "Fantastisch", schwärmt von der Leyen.

    Die für die Mitglieder so enttäuschenden 33,8 Prozent von 2009 hat Merkel wett gemacht. Die Frage war am frühen Sonntagabend aber, was dies für eine künftige Bundesregierung bedeuten wird. Merkel hat das Heft das Handels in der Hand. Nach den Hochrechnungen kurz nach 19.00 Uhr scheint sogar eine absolute Mehrheit der Mandate möglich.

    Den CDU-Wahlkampfslogan "Gemeinsam erfolgreich" konnte Merkel nicht auf ihre schwarz-gelbe Koalition ummünzen - sie war allein erfolgreich. Dabei waren die Liberalen der erklärte Wunschpartner, wie schon 2009. Damals an die FDP verlorene Stimmen dürften CDU und CSU nun zu großen Teilen wieder zurückgeholt haben. Also gegebenenfalls ein neues Bündnis mit der SPD? Oder Schwarz-Grün? Als in den Prognosen zu Beginn des Abends das schwächere Ergebnis der Grünen erwähnt wurde, brandete jedenfalls noch einmal Extra-Jubel auf im Atrium des Konrad-Adenauer-Hauses.

    Wenn es nun an Koalitionsgespräche gehen soll, müssen aber auch die Schwesterparteien CDU und CSU ihr Verhältnis justieren. Auch das Selbstbewusstsein der CSU ist mächtig gestiegen, seitdem sie bei der Landtagswahl vor einer Woche die Alleinregierung in Bayern zurückerobern konnte. Nach der ersten

    Merkel: Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben

    Ausgerechnet die beiden Spitzenleute höchstpersönlich haben dafür gesorgt, dass sich ein altbekanntes Thema zu einer heiklen Frage der Glaubwürdigkeit hochschaukelte. Die bayerischen Wähler im Blick, versprach Seehofer ultimativ, im Bund keinen Koalitionsvertrag ohne eine Pkw-Maut für Ausländer zu unterzeichnen. Merkel hielt den Ball lange flach, sah sich dann aber doch genötigt, ebenso ultimativ dagegenzuhalten: "Mit mir wird es keine

    Einträchtig hohe Priorität legen CDU und CSU besonders auf ein Anliegen, das in der schwarz-gelben Koalition nicht zustande kam: Rentenverbesserungen für Mütter, die vor 1992 Kinder bekommen haben.

    So strahlend Merkels Unionsergebnis bei der Bundestagswahl auch war - es könnte eine dritte Kanzlerschaft werden, die sie zum Nachdenken über den besten Zeitpunkt für einen Ausstieg bewegt - wenn sie selbstbestimmt aufhören und sich nicht abwählen lassen will.

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