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WM 2014: Angela Merkel: Bald jubelt sie wieder

WM 2014

Angela Merkel: Bald jubelt sie wieder

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    So freute sich die Bundeskanzlerin 2012 über das 1:0 gegen Griechenland in der Fußball-EM. Auch bei der WM in Brasilien fiebert Angela Merkel wieder mit der National-Elf.
    So freute sich die Bundeskanzlerin 2012 über das 1:0 gegen Griechenland in der Fußball-EM. Auch bei der WM in Brasilien fiebert Angela Merkel wieder mit der National-Elf. Foto: Marcus Brandt (dpa)

    Das Finale der Europameisterschaft 1996 ist noch keine Stunde zu Ende, als Helmut Kohl sich auf den Weg in die deutsche Kabine macht. Ausgelassen feiern die Spieler dort ihren Titel, zu dem ihnen nun natürlich auch der deutsche Kanzler gratulieren will. Der aber kommt zunächst gar nicht zu Wort, weil die Mannschaft lautstark ein Lied anstimmt. „Helmut“, grölt der Chor der Fußball-Millionäre, „Helmut, senk den Steuersatz!“

    Die kleine Szene aus den Katakomben des Londoner Wembley-Stadions zeigt, wie schmal der Grat ist, auf dem ein Politiker sich bewegt, wenn er sich in die Nähe des Fußballs begibt. Ist da nur ehrliches Interesse im Spiel, Empathie im Idealfall – oder auch eine Prise PR? Für Kohl jedenfalls endet die Europameisterschaft mit einer saftigen Portion Häme. Auf die Frage, wie es denn so gewesen sei mit dem Kanzler der Einheit in der Umkleide, entgegnet der Münchner Mehmet Scholl damals nur trocken: „Eng.“

    Angela Merkel unterstützt National-Elf

    Am Montag wird Angela Merkel auf der Tribüne sitzen, wenn die deutsche Elf gegen Portugal in die WM startet. Aus der Frau, die sich bis zum Sommermärchen 2006 nur am Rande für Fußball interessiert hat, ist eine der größten Anhängerinnen der Nationalmannschaft geworden, die sich über Tore freuen kann wie ein kleines Kind und ebenfalls schon ins Allerheiligste des deutschen Fußballs vorgedrungen ist, die Kabine der Nationalelf.

    Fotos zeigen die Kanzlerin dort im Gespräch mit Miroslav Klose und dem halb nackten Mesut Özil. Vor wichtigen Spielen schreibt sie dem Nationaltrainer gerne aufmunternde Kurznachrichten. Sollte Deutschland es bis ins Halbfinale oder gar ins Finale schaffen, wird die Regierungschefin vermutlich noch einmal nach Brasilien fliegen. Kabinenbesuch inklusive.

    Fußball-Begeisterung ist seit Helmut Kohl Kanzlerpflicht

    Wenn es um den Fußball geht, kennen Kanzler keine Kompromisse. Von Konrad Adenauer hieß es zwar noch, er könne einen Torpfosten nicht von einer Eckfahne unterscheiden – spätestens mit der Wahl von Helmut Kohl 1982 aber ist es vorbei mit der kühlen Distanz zwischen der Politik und dem Fußball. Der Pfälzer, einst ein durchaus talentierter Mittelläufer beim SV Friesenheim und bei Phönix Ludwigshafen, lässt schon mal einen EU-Gipfel unterbrechen, um sich die zweite Halbzeit eines Länderspiels anzusehen.

    Er bringt Deng Xiaoping Videokassetten mit Spielen des deutschen Teams als Gastgeschenke mit nach China und steht auch nach dem WM-Triumph 1990 in Rom wie selbstverständlich in der Kabine, einen Plastikbecher mit Champagner in der Hand.

    Angela Merkel: Lust am Fußball nicht politisch motiviert

    Gerhard Schröder, der als Mittelstürmer mit dem Spitznamen „Acker“ in jungen Jahren für den TuS Talle die Fußballplätze Ostwestfalens umgepflügt hat, verschiebt für den WM-Auftakt gegen Saudi-Arabien 2002 sogar einen Parteitag um einige Stunden. Später fliegt er vom Weltwirtschaftsgipfel in Kanada aus gleich in der Maschine von Junichiro Koizumi mit nach Yokfohama: Er will auf keinen Fall das Endspiel gegen Brasilien verpassen.

    Nach der Niederlage ist es dann Schröder, der Rudi Völlers niedergeschlagener Truppe beim nächtlichen Bankett wieder Mut macht: „Deutschland ist stolz auf Euch. Das war die beste Werbung für unsere WM 2006.“. Während des Sommermärchens aber sitzt nicht mehr der Fußballfan Schröder im Kanzleramt, sondern die bis dahin allenfalls als Skilangläuferin aufgefallene Angela Merkel.

    Als Jürgen Sparwasser 1974 das Tor zum 1:0 der DDR über die alte Bundesrepublik erzielt, ahnt die zwar, dass „ihre“ Mannschaft gewinnen wird. „Aber ich war nicht so glücklich darüber, weil ich wusste, was politisch daraus gemacht wird.“ Dass sie selbst ihre neue Lust am Fußball politisch gewinnbringend einsetzt, bestreitet sie. „Die Menschen würden es sofort durchschauen, wenn ich diese Freude instrumentalisieren würde“, sagt sie 2009. „Und deshalb mache ich das nicht.“

    Merkels Brasilien-Reise: kein Polit-Tourismus

    Die Kritik an ihrer Reise nach Brasilien wird sich jedenfalls in Grenzen halten - zumal die Kanzlerin unter anderem von SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann begleitet wird, der eine ähnliche Tour vor vier Jahren nach Südafrika noch als teuren, überflüssigen Polit-Tourismus angeprangert hatte. Damit das Ganze nicht wie eine Vergnügungsreise aussieht, haben beide allerdings vorgebaut: Angela Merkel trifft sich auch mit der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff, Oppermann hat sich ein Gespräch mit Gewerkschaftern organisieren lassen.

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