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Analyse: Trumps USA – eine große Macht ohne große Strategie

Analyse

Trumps USA – eine große Macht ohne große Strategie

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    08.01.2020, Irak, Baghdad: Ein Demonstrant schwenkt während eines Protests gegen den iranischen Raketenangriff in der Nähe des Tahrir-Platzes eine irakische Flagge. Der Iran hat aus Vergeltung für die Tötung seines Top-Generals Soleimani zwei auch von US-Soldaten genutzte Militärstützpunkte im Irak angegriffen. Das Pentagon bestätigte Attacken auf die Stützpunkte Ain al-Assad westlich von Bagdad und im nördlich gelegenen Erbil. Foto: Khalid Mohammed/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    08.01.2020, Irak, Baghdad: Ein Demonstrant schwenkt während eines Protests gegen den iranischen Raketenangriff in der Nähe des Tahrir-Platzes eine irakische Flagge. Der Iran hat aus Vergeltung für die Tötung seines Top-Generals Soleimani zwei auch von US-Soldaten genutzte Militärstützpunkte im Irak angegriffen. Das Pentagon bestätigte Attacken auf die Stützpunkte Ain al-Assad westlich von Bagdad und im nördlich gelegenen Erbil. Foto: Khalid Mohammed/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Khalid Mohammed

    Alle Nationen sind gleich, klar. Aber manche sind gleicher. Wo kleinere, auch mittlere Staaten Gegner haben, vielleicht sogar Widersacher, da haben große Nationen: Todfeinde.

    Die Vereinigten Staaten von Amerika sind, auch wenn ihr aktueller Präsident sich nicht so aufführt, immer noch die größte, die mächtigste Nation auf dem Planeten. Doch der Konflikt mit dem Iran zeigt auf, wie sehr diese Nation Todfeinde hat, etwa die Islamische Republik

    USA und Iran: Die Welt erlebt Tage des Zorns

    Die Entscheidung, den iranischen Terror-Star General Soleimani zu eliminieren, kann man dafür gar nicht per se verantwortlich machen. Dieser Mann hat fast im Alleingang über viele Jahre im Nahen Osten gezündelt und getötet, er ist die Verkörperung jener zynischen Machtpolitik, die gerne Amerikanern vorgeworfen wird. Sein Tod ist nicht zu bedauern. Fast kann man die Chuzpe bewundern, mit der Donald Trump ihn erledigt hat. Seht her, sagen Trump-Fans, der traut sich, was ein Obama oder ein Bush nicht gewagt haben. Macht das nicht „America great again“?

    Solche Stimmen vergessen: Es gab ja einen Grund, warum seine Vorgänger ihn nicht töten ließen. Sie hatten Angst vor dem Tag danach. Wenn ein Soleimani zwar fort ist, aber die Angst vor dem Vergeltungsschlag immer noch da.

    Diese Tage erleben wir nun, und es wird mit jedem einzelnen klarer: Der amerikanische Präsident hat keine Strategie. Er hat den Militärschlag offenbar aus einer Stimmung heraus im Golfurlaub beschlossen. Derlei Wahnsinn hat bei ihm ja längst Methode. Dass Trump auf niemanden wirklich hört, offenbart schon das ständige Kommen und Gehen in seinem engsten Kreis. Um die aktuelle Absurdität der Lage vor Augen zu führen: Nicht einmal das amerikanische Verteidigungsministerium vermag gerade genau zu sagen, ob nun eigentlich US-Truppen in den Irak geschickt oder von dort abgezogen werden.

    Trump wollte die Kriege der USA eigentlich beenden

    Eine Strategie gibt es schon deswegen nicht, weil Trump daran kein Interesse hat. Er wollte ja ausdrücklich an der Heimatfront antreten, er versprach Kriege zu beenden statt zu sie zu beginnen. Stattdessen wirft er nun wild mit Begriffen um sich, die - bei aller neuen Abgestumpftheit - zusammenzucken lassen. „Sanktionen wie es sie noch nie gab“, stellt er dem Irak in Aussicht. Im Iran droht er Kulturdenkmäler zu zerstören, da klingt Trump fast wie einst die Taliban.

    All das führt das Dilemma der deutschen und europäischen Außenpolitik neu vor Augen. Wir sind immer noch Amerikas engster Verbündete, aber was heißt das bei einem solchen US-Präsidenten - der den Nahen Osten nicht nur weiter destabilisieren, sondern uns auch einen Irak unter iranischem Einfluss einbrocken könnte?

    Was heißt das für die NATO und für den weiteren Umgang mit Iran? Europa hat sich in den Verhandlungen über das Atomabkommen mit dem Land sehr engagiert. Aber das Versprechen wirtschaftlichen Aufschwungs dort konnte es nie wirklich mit Leben füllen, weil unsere Industrie vor weiter gültigen US-Sanktionen zitterte. Umgekehrt fanden die Europäer keinen Weg, den Iran vom Zündeln in Syrien bis Libyen abzuhalten.

    Nun stehen wir am Rande, buchstäblich. Es mag Ratlosigkeit herrschen in Washington, in Teheran. Aber vielleicht noch ratloser ist man in Brüssel und Berlin.

    Alle aktuellen Entwicklungen zur Iran-Krise finden Sie in unseren Live-Blog.

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