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Analyse: Bringt die Auto-Krise Merkel ins Schleudern?

Analyse

Bringt die Auto-Krise Merkel ins Schleudern?

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    Wie geht Angela Merkel mit dem Dieselskandal um? Und welche Auswirkungen hat das auf ihre Beliebtheit?
    Wie geht Angela Merkel mit dem Dieselskandal um? Und welche Auswirkungen hat das auf ihre Beliebtheit? Foto: Silvio Wyszengrad

    Diesmal wollte sie es ganz anders machen. In die Offensive gehen, Emotionen zeigen, Debatten führen und so. Von wegen. In Wahrheit setzt Angela Merkel auch in ihrem vierten Bundestagswahlkampf auf das bewährte Erfolgsrezept: Wer wenig macht, macht wenig falsch. Sollen sich die anderen ruhig an ihr abarbeiten. Sie ist schließlich die Kanzlerin, das muss als Botschaft genügen. Glaubt man den Umfragen, wird diese Taktik auch diesmal aufgehen. Wäre da nicht die blöde Sache mit dem Diesel. Am Skandal um die deutsche Auto-Industrie will sich Merkel die Finger lieber nicht schmutzig machen. Dabei scheinen die Bürger genau das von ihr zu erwarten.

    Angela Merkel verliert zehn Prozentpunkte bei der Beliebtheit

    Der aktuelle "Deutschlandtrend" der ARD hat das Zeug dazu, der CDU-Chefin zumindest ein bisschen die Urlaubslaune zu vermiesen. Mehr als zwei Drittel der Befragten haben das Gefühl, dass die Regierung zu nachsichtig mit den Schummlern von VW, Daimler und Co. umgeht. Die große Mehrheit ist sogar überzeugt davon, dass sich die Regierung mehr für die Interessen der Auto-Industrie einsetzt als für die Gesundheit der Bevölkerung oder die Belange von Diesel-Fahrern. Und die Verantwortung dafür sehen die Leute allem Anschein nach in erster Linie im Kanzleramt.

    Wenn es um die Frage geht, wie zufrieden die Deutschen mit einzelnen Politikern sind, erlebt Angela Merkel jedenfalls einen erstaunlichen Absturz. Waren im Juli noch 69 Prozent zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit ihrer Arbeit, so sind es jetzt nur noch 59 Prozent. Offenbar nehmen es viele Leute der Regierungschefin übel, dass sie die Vertrauenskrise der deutschen Vorzeige-Industrie nicht zur Chefsache gemacht hat. Zum Gipfel mit den Auto-Bossen letzte Woche schickte sie Alexander Dobrindt, Barbara Hendricks und einen weithin unbekannten Staatsminister aus dem Kanzleramt. Denen wurde später prompt vorgeworfen, sie hätten die Konzerne zu billig davon kommen lassen. Möglicherweise war genau das der entscheidende Grund für die Kanzlerin, diesem Termin fernzubleiben: Auch sie hätte den Herren aus Wolfsburg, Stuttgart oder München wohl nicht viel mehr abringen können, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, sie riskiere tausende Jobs.

    Trotz Dieselskandal: Angela Merkel ist eine gute Krisenmanagerin

    Machtstrategisch war es also gar nicht ungeschickt, zwei ohnehin eher schwachen Ministern das Feld zu überlassen – und zu schweigen, bis sich die dunklen Abgaswolken verzogen haben. Keine Frage, Angela Merkel ist eine gute Krisenmanagerin. Doch egal, ob in der Finanz-, Euro- oder Flüchtlingskrise: Sie ist nie in die Offensive gegangen, sondern hat ihre (oft richtigen) Entscheidungen fast immer erst getroffen, wenn es nicht mehr anders ging.

    Dieser Zeitpunkt scheint im Diesel-Skandal noch nicht erreicht zu sein. Denn zur Umfragewahrheit in diesem Wahlsommer gehört auch: Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass die 63-Jährige ihren Schreibtisch im Kanzleramt im Herbst räumen muss. Herausforderer Martin Schulz kann von der Entscheidungsverweigerung seiner Rivalin nicht profitieren. Nach seinem Frühjahrshoch dümpelt der SPD-Chef weiterhin im demoskopischen Niemandsland vor sich hin. Im direkten Duell mit der Amtsinhaberin liegt er um dramatische 26 Prozentpunkte zurück. Gerade einmal ein Drittel der Deutschen findet seine Arbeit gut. Wechselstimmung sieht anders aus. Das zeigt sich auch beim Blick auf die Umfragewerte für die Parteien. Mit 39 Prozent liegt die Union unverändert klar an der Spitze, während die SPD mit 24 Prozent keinerlei realistische Perspektive hat, den nächsten Kanzler zu stellen.

    Und damit wären wir wieder bei Angela Merkel und ihrer Taktik des Nur-nicht-Auffallens. Möglicherweise wird sie dieser Tage in den Südtiroler Bergen ganz froh gewesen sein, die Dinge aus der Distanz betrachten zu können. Einfach mal abwarten, das hat ja noch nie geschadet – zumindest ihr nicht.

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