Der Achtklässler hatte nach Angaben der Polizei drei Pistolen aus dem Waffentresor seines Vaters entwendet. Er schoss damit vorgestern zunächst in seiner Schule und später auf einem Sportplatz um sich, ohne andere Menschen zu verletzen.
Amokläufe: Von Texas über Winnenden bis Oslo
Der 1. August 1966 gilt als Auftakt der seitdem nicht mehr abgerissenen Serie von Amokläufen: An der Universität von Texas schießt ein Mann mehr als eine Stunde lang von einem Turm der Uni herunter auf Menschen. 14 Personen kommen ums Leben.
Am 16. Oktober 1991 bringt in Killeen (Texas) ein Mann in einem Café 23 Personen um. Anschließend richtet er sich selbst.
20. April 1999: Die beiden Schüler Eric Harris und Dylan Klebold stürmen die Columbine High School in Littleton in den USA. Sie töten dort zwölf Schüler und einen Lehrer. 24 weitere Personen werden verletzt. Danach richten sich die Amokläufer selbst. Diese Tat gilt als zweiter Auftakt von Amokläufen und als Beginn des Schul-Amoks.
Der erste Schulamok in Deutschland findet am 26. April 2002 statt: Am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt tötet der 19 Jahre alte Schüler Robert S. 16 Menschen. Danach richtet er sich selbst. Der Amokläufer war ein Jahr zuvor von der Schule verwiesen worden.
In Emsdetten schießt ein 18-Jähriger 20. November 2006 in seiner ehemaligen Schule um sich. Mehrere Menschen werden verletzt. Dann tötet sich der Täter selbst.
Am 16. April 2007 erschießt ein Mann an der Technischen Universität von Virginia 32 Menschen und verletzt 15 weitere. Es ist der folgenschwerste Amoklauf in der Geschichte der USA.
Der Amoklauf von Winnenden am 11. März 2009: Der 17 Jahre alte Tim K. tötet 15 Menschen. Nachdem einer mehrstündigen Flucht vor der Polizei tötet er sich selbst.
Am 22. Juli 2011 lässt der spätere Amokläufer Anders Behring Brevik eine Autobombe in Oslo detonieren. Danach fährt er auf die nahegelegene Insel Utoya und tötet etwa 70 Jugendliche.
Bei einem Amoklauf im belgischen Lüttich tötet ein 33-jähriger Belgier am 13. Dezember 2011 sechs Menschen und verletzt 124 weitere Opfer.
In Serbien erschießt ein Mann im April 2013 insgesamt 13 Verwandte und Nachbarn, darunter sechs Frauen und ein kleines Kind.
SPD und Grüne forderten am Tag nach der Tat rechtliche Konsequenzen. Der Innenexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Hartmann, regte an, dass Waffenschränke in Privathaushalten mit elektronischen Sicherungen ausgestattet werden sollten, die nur per Fingerabdruck zu öffnen seien. Grünen-Chefin Claudia Roth verlangte ein grundsätzliches Verbot der privaten Lagerung: „Die tödlichen Knarren müssen endlich raus aus den Privatwohnungen, weil sie ein echtes Sicherheitsrisiko sind.“ Ähnlich äußerten sich die Hinterbliebenen des Amoklaufs von Winnenden: „Waffen und Munition müssen getrennt voneinander außerhalb von Privatwohnungen gelagert werden“, forderte Bündnissprecherin Gisela Mayer, deren Tochter bei dem Amoklauf im März 2009 neben 15 weiteren Menschen starb.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann wies die Forderungen zurück: „Zentrale Waffenlager hätten überhaupt keinen Vorteil in Sachen Sicherheit“, sagte der CSU-Politiker unserer Zeitung. „Sie wären ein hochattraktives Ziel für Waffendiebe und Verbrecher.“ Herrmann verwies darauf, dass der Vater des 14-Jährigen anders als im Fall Winnenden seine Pistolen ordnungsgemäß aufbewahrt habe. Erst müsse geklärt werden, wie der Junge sich Zugang zu den Waffen verschaffen konnte. „Erst dann kann man seriös beurteilen, ob und welche Konsequenzen zu ziehen sind.“
Nach Informationen unserer Zeitung hatte der 53-jährige Vater des Memminger Täters sogar im Januar 2010 einen Sachbearbeiter der Memminger Polizei zu sich nach Hause gebeten, um die Sicherheit seines Waffentresors zu überprüfen.
Ermittler vermuten Liebeskummer als Tatmotiv
Der nach seiner Festnahme in die Jugendpsychiatrie eingewiesene 14-Jährige verweigerte gestern Angaben zu den Hintergründen seiner Tat. Die Ermittler schließen Liebeskummer als Motiv nicht aus, nachdem der Schüler sich kurz vor der Tat mit seiner Ex-Freundin gestritten haben soll. Der Jugendliche soll bei seinen Mitschülern beliebt gewesen sein, sagte Schulleiter Franz Schneider. „Er war auf keinen Fall ein Außenseiter“, fügte er hinzu.
Informationen unserer Zeitung, wonach der Junge in der Schule eine Lehrerin direkt mit der Waffe bedroht haben soll, wollten weder Schulleitung noch Polizei bestätigen. Ebenso konnten die Ermittler noch keine Angaben machen, wie viele Schüsse der Junge abgab. Die Spurensicherung zählte zahlreiche Einschüsse in Polizeifahrzeugen und auf dem Gelände des Sportplatzes.