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Alt-Bundespräsident: Wer war Walter Scheel?

Alt-Bundespräsident

Wer war Walter Scheel?

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    Altbundespräsident Walter Scheel und der FDP-Vorsitzende Genscher 1980 im Thomas-Dehler-Haus in Bonn.
    Altbundespräsident Walter Scheel und der FDP-Vorsitzende Genscher 1980 im Thomas-Dehler-Haus in Bonn. Foto: Egon Steiner/Archiv (dpa)

    Walter Scheel war einer der populärsten deutschen Politiker. Geboren wurde er am 8. Juli 1919 in Solingen. Er saß schon unter Konrad Adenauer im Kabinett, von 1961 bis 1966 als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Später bildete er als Außenminister ein harmonisches Team mit Kanzler Willy Brandt.

    Die Bundespräsidenten der BRD

    Theodor Heuss (FDP): 1949 - 1959 Er war der erste Bundespräsident der BRD. "Papa Heuss", wie ihn der Volksmund liebevoll nannte, hat das Ansehen Deutschlands im Ausland maßgeblich verbessert. Der einstige FDP-Vorsitzende konnte viele seiner demokratischen Ideale im Grundgesetz verankern.

    Heinrich Lübke (CDU): 1959 - 1969 Seine Nominierung beruhte darauf, dass sich Konrad Adenauer, der eigentlich für das Amt vorgesehen war, zurückgezogen hatte. Die Presse hat ihn vielfach wegen seiner rhetorischen Ausrutscher verspottet. Er hat das Amt vorzeitig niedergelegt, als seine angebliche Nazi-Vergangenheit publik wurde.

    Gustav Heinemann (SPD): 1969 - 1974 Er verstand sich selbst als "Bürgerpräsident" und gab sich volksnah. Ursprünglich gehörte er der CDU an. Heinemann verließ die Christdemokraten, weil sich die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik nicht mit seinen moralischen Überzeugungen verinbaren ließ.

    Walter Scheel (FDP): 1974 - 1979 Der ehemalige Außenminister blieb nur für eine Amtszeit Bundespräsident. Im Rahmen einer Fernsehshow gab er, bevor er sein Amt antrat, eine eigene Interpretation des Volksliedes "Hoch auf dem gelben Wagen" zum Besten. Seine politischen Ambitionen vereitelte der damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt.

    Karl Carstens (CDU): 1979 – 1984 Charakteristisch für den Konservativen aus Norddeutschland war seine ausgeprägte Wanderleidenschaft. Seine Mitgliedschaft bei der NSDAP während der Nazi-Herrschaft hat ihm heftige Kritik eingetragen.

    Richard von Weizsäcker (CDU): 1984 - 1994 Der ehemalige Bürgermeister von Berlin hat vor allem durch seine Reden Akzente gesetzt. Er machte aus dem 8. Mai, dem "Tag der Niederlage", kurzerhand den "Tag der Befreiung". Als "Gewissen der Nation" erinnerte er an die Schuld des deutschen Volkes und kritisierte scharf den Parteienstaat.

    Roman Herzog (CDU): 1994 - 1999 Herzog war vor seiner Amtzeit Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Mit seiner berühmten Berliner "Ruck-Rede" versuchte er 1997, das Volk aus seiner Passivität zu befreien. Herzog hat sich sehr für den interkulturellen Dialog eingesetzt.

    Johannes Rau (SPD): 1999 - 2004 Er bemühte sich um die Integration ausländischer Mitbürger und setzte auf das Motto "Versöhnen statt spalten". Seine Bibelfestigkeit trug ihm den Spitznamen "Bruder Johannes" ein. Vor dem israelischen Parlament bat er um Verzeihung für den Holocaust.

    Horst Köhler (CDU): 2004 - 2010 Er war der erste Bundespräsident, der nicht zum politischen Establishment zählte. Köhler kritisierte die internationalen Finanzmärkte und äußerte sich vielfach zu gesellschaftspolitischen Themen. Als er öffentlich eine Notwendigkeit militärischer Einsätze in besonderen Fällen betonte, wurde er heftig kritisiert und trat anschließend von seinem Amt zurück.

    Christian Wulff (CDU): 2010 - 2012 Als er sein Amt als Nachfolger von Horts Köhler antrat, war er mit 51 Jahren der jüngste Bundespräsident in der Geschichte der BRD. Doch dann begann das Schlamassel. Von der Inanspruchnahme eines günstigen Privatkredits über kostenlose Urlaube bei Unternehmern bis zur staatlichen Mitfinanzierung einer umstrittenen Lobby-Veranstaltung: Christian Wulff sah sich über Monate hinweg mit vielen Vorwürfen konfrontiert. Die Staatsanwaltschaft Hannover beantragte am 16. Februar 2012 beim Bundestag die Aufhebung der Immunität Wulffs, um strafrechtliche Ermittlungen einleiten zu können. Einen Tag später erklärte Wulff seinen Rücktritt.

    Joachim Gauck (Parteilos): 2012-2017 Joachim Gauck wurde 1940 in Rostock geboren. Nach dem Abitur studierte er Theologie. Von 1965 bis 1990 stand er im Dienst der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und arbeitete viele Jahre als Pastor. Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland.

    In dieser Funktion zeichnete Scheel mit für die Ostverträge verantwortlich und richtete damit die deutsche Ostpolitik neu aus. Danach, von 1974 bis 1979, war er Bundespräsident - das vierte Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland.

    Walter Scheel: Mit „Hoch auf dem gelben Wagen“ in die Hitparaden

    Scheel war einer jener Politiker, die nach der Großen Koalition (1966 bis 1969) die sozial-liberale Koalition anstrebten. Er war seit 1946 Mitglied der FDP, seit 1979 Ehrenvorsitzender der Partei. Er führte die

    Noch heute denken viele Deutsche gerne daran, wie er in den 70er Jahren voller Inbrunst seine Version des Volksliedes „Hoch auf dem gelben Wagen“ schmetterte und damit sogar in den Hitparaden landete. Die Platte wurde mehr als 300.000 Mal verkauft – für einen guten Zweck natürlich.

    Zuletzt war es still geworden um Walter Scheel. Aus der Öffentlichkeit hatte er sich längst verabschiedet. Der einst so lebensfrohe Liberale konnte nicht mehr alleine für sich sorgen. Er war dement und lebte in einem Pflegeheim im Schwarzwald. Täglich an seiner Seite: Scheels dritte Ehefrau Barbara. Gegen sie gab es zuletzt jedoch schwere Vorwürfe, nachdem sich die Heimleitung öffentlich besorgt über den Zustand des ehemaligen Bundespräsidenten gezeigt hatte. AZ

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