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Afghanistan: Zehntausende Afghanen warten auf Rettung aus Deutschland

Afghanistan

Zehntausende Afghanen warten auf Rettung aus Deutschland

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    Schutzbedürftige Menschen gehen kurz nach dem Flug aus Kabul zu einem Bus.
    Schutzbedürftige Menschen gehen kurz nach dem Flug aus Kabul zu einem Bus. Foto: Marc Tessensohn/Bundeswehr, dpa

    Die letzten US-Soldaten verlassen an diesem Dienstag Afghanistan. Gleichzeitig warten noch immer zehntausende Schutzbedürftige auf eine Rettung aus dem Land, das seit Wochen im Chaos versinkt. Allein die Bundesregierung zählt rund 40.000 Menschen, die in Deutschland aufgenommen werden sollen, die meisten von ihnen Ortskräfte und ihre Familien.

    Über die von der Bundesrepublik organisierte Luftbrücke sind nach Angaben des Innenministeriums bisher 4587 Personen aus dem Land geholt worden, darunter aber nur einige hundert Ortskräfte. Das Auswärtige Amt will nun den restlichen Menschen dabei helfen, Afghanistan zu verlassen. Außenminister Heiko Maas bereist deshalb aktuell die Nachbarländer, um offene Fragen für eine solche Hilfsaktion zu klären. So könnte etwa Usbekistan zu einer Zwischenstation für Afghaninnen und Afghanen werden, die nach Deutschland weiterreisen wollen.

    Bundesregierung will 40.000 Afghanen aufnehmen

    Maas machte klar, dass Deutschland nur diejenigen bei der Ausreise unterstütze, die eine Zusage haben, dass sie in der Bundesrepublik aufgenommen werden. Er stellte außerdem in Aussicht, dass die Hilfsaktion noch lange andauern könnte: „Das ist ein Thema, das uns noch Wochen und wahrscheinlich auch Monate beschäftigen wird.“

    Auf welchem Weg die Schutzbedürftigen das Land verlassen sollen – über den Flughafen oder auf dem Landweg – ist bisher noch nicht klar. Hinter den Kulissen wird allerdings daran gearbeitet, dass die Menschen überhaupt ausreisen dürfen. Ein Gesandter der Bundesregierung habe nach Angaben des Auswärtigen Amtes bisher bei Verhandlungen mit den Taliban in Katar erwirkt, dass Afghanen mit gültigen Ausreisepapieren auch nach dem Abzug der US-Truppen freies Geleit bekommen sollen. Bisher sei aber noch nicht klar, wie verlässlich diese Aussage ist.

    UN-Sicherheitsrat erhöht Druck auf die Taliban

    Der UN-Sicherheitsrat erhöht den Druck auf die militant-islamistischen Taliban, Afghanen ungehindert aus ihrem Heimatland ausreisen zu lassen. Eine entsprechende Resolution wurde am Montagabend vom mächtigsten UN-Gremium mit 13 Ja-Stimmen angenommen, Russland und China enthielte sich. 

    In der Resolution, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, verweist der Sicherheitsrat auf die Zusagen der Taliban vom Freitag, dass Afghanen das Land jederzeit und auf allen möglichen Wegen ungehindert verlassen dürften. Der Sicherheitsrat "erwartet, dass die Taliban diese und alle anderen Verpflichtungen einhalten", heißt es darin. 

    Die Resolution, die von Großbritannien und Frankreich zusammen mit den USA und Irland vorgelegt wurde, fordert zugleich, dass Afghanistan nicht zu einem Hafen für Terroristen und ihre Anschlagspläne werden dürfe. Ebenfalls hervorgehoben wird die Notwendigkeit für ungehinderten humanitären Zugang sowie die Wahrung der Menschenrechte, insbesondere "der Rechte von Frauen, Kindern und Minderheiten". Eine vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron zuletzt ins Spiel gebrachte UN-Sicherheitszone in Kabul wird in der Resolution nicht erwähnt. (mit dpa)

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