Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Bundesregierung in einem eindringlichen Appell dazu aufgefordert, sich um die Ortskräfte sowie andere Helferinnen und Helfer in Afghanistan zu kümmern. "Deutschland muss alles daran setzen, unsere Landleute und alle Afghaninnen und Afghanen, die ihnen jahrelang zur Seite standen, in Sicherheit zu bringen", sagte Steinmeier am Dienstag in Berlin. Angesichts der dramatischen Lage in Afghanistan ging das Staatsoberhaupt mit den Nato-Staaten hart ins Gericht. "Die Bilder der Verzweiflung am Flughafen in Kabul sind beschämend für den politischen Westen", sagte Steinmeier.
"Die dramatischen Bilder aus Kabul und die Ereignisse in Afghanistan lassen niemanden unbedrückt", erklärte Steinmeier in Schloss Bellevue. Besonders bedrückend seien sie für all diejenigen, die sich in den letzten 20 Jahren in Afghanistan engagiert und dafür vielfach das eigene Leben eingesetzt hätten, sagte das Staatsoberhaupt mit Blick auf tausende von Bundeswehrsoldaten und -soldatinnen, die am Hindukusch im Einsatz waren.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: "Eine menschliche Tragödie"
"Ich bin mir sicher, Bürgerinnen und Bürger im ganzen Land denken in diesen Stunden an Afghanistan und an das afghanische Volk", sagte Steinmeier. Es müsse jetzt auch darum gehen, gemeinsam mit den Verbündeten nach Möglichkeiten zu suchen, "auch denjenigen zu helfen, die in Afghanistan jetzt von Gewalt und Tod bedroht sind. Darunter viele mutige Frauen."
"Wir erleben in diesen Tagen eine menschliche Tragödie, für die wir Mitverantwortung tragen", sagte Steinmeier. Der ehemalige Außenminister erklärte weiter, das Scheitern der jahrelangen Anstrengungen, in Afghanistan ein stabiles Gemeinwesen aufzubauen, werfe grundlegende Fragen nach dem außen- und sicherheitspolitischen Engagement der Zukunft auf.