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Afghanistan: Sechs Tote bei Anschlag auf deutsches Konsulat in Masar-i-Sharif

Afghanistan

Sechs Tote bei Anschlag auf deutsches Konsulat in Masar-i-Sharif

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    Das Generalkonsulat in Masar-i-Scharif.
    Das Generalkonsulat in Masar-i-Scharif. Foto: Nicolas Armer, dpa (Archiv)

    Die Taliban begründen ihren tödlichen Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat im nordafghanischen Masar-i-Scharif am Donnerstagabend mit einer deutschen Mitverantwortung an einem US-Luftangriff mit vielen Opfern. Das sagte der Deutschen Presse-Agentur am Freitagmorgen der Sprecher der

    Deshalb sei in der Nacht das Generalkonsulat in Masar-i-Scharif angegriffen worden. Nach der Explosion der vor dem Konsulat gegen 23.00 Uhr gezündeten Lastwagenbombe ist die Zahl der Toten bis Freitagmorgen auf mindestens sechs angestiegen. Der Chef des Zivilkrankenhauses der Stadt, Nur Mohammed Fais, sagte, bisher seien fünf Leichen in das Krankenhaus eingeliefert worden. Nach Polizeiangaben war auch ein Attentäter ums Leben gekommen, als er vor dem

    Alle deutschen Mitarbeiter des Konsulats sind laut einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes "sicher und unverletzt". Der renommierte afghanische Journalist Bilal Sarwary berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, sie seien in das von der Bundeswehr geführte, etwa zehn Kilometer entfernte Militärlager Camp Marmal gebracht worden. Im Generalkonsulat arbeiten etwa zwei Dutzend deutsche Mitarbeiter. 

    Afghanistan: Anzahl der Angreifer unklar

    Das Konsulat in Masar-i-Sharif war erst im Juni 2013 eröffnet worden. Die Vertretung befindet sich im Zentrum der Stadt, unweit der berühmten Blauen Moschee. Aus Sorge vor Anschlägen ist sie streng gesichert, unter anderem durch eine etwa fünf Meter hohe Mauer. Trotzdem gelang es dem oder den Tätern, aufs Botschaftsgelände vorzudringen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts bestätigte am Abend, dass es auch dort zu "Kampfhandlungen" gekommen sei.

    Unklar ist noch, wieviele Talibankämpfer an dem Angriff beteiligt waren. Der Polizeichef der Stadt, Saied Sadat, sagte, am Morgen sei gegen 6.00 Uhr ein zweiter Attentäter entdeckt und festgenommen worden. Er sei unter Schutt begraben gewesen oder habe sich dort versteckt. In der Nacht hatte er von einem Angreifer gesprochen. In der Mitteilung des Auswärtigen Amtes war die Rede von mehreren "schwer bewaffneten Angreifern", die "vom Sicherheitspersonal des Generalkonsulats, von afghanischen Sicherheitskräften und Sondereinsatzkräften von "Resolute Support" zurückgeschlagen worden" seien.

    Taliban bezeichnet Deutschland als "Invasorenland"

    In der Nacht hatten die Taliban eine Stellungnahme veröffentlicht, wonach der Angriff auf das Konsulat "Rache" für den Luftangriff in Kundus war. Deutschland wurde als "Invasorenland" bezeichnet. Nach Auskunft der Bundesregierung war die Bundeswehr am fraglichen Luftangriff aber nicht beteiligt. Der Sprecher der US-Streitkräfte in Afghanistan, General Charles Cleveland, hatte der dpa nach dem Angriff per E-Mail bestätigt, dass die USA einen Luftangriff zum Schutz einer unter Beschuss geratenenen afghanisch-amerikanischen Bodenoffensive ausgeführt hatten. 

    Der Talibansprecher sagte am Morgen: "Wieso sollten wir die Deutschen nicht angreifen? Deutschland war direkt beteiligt an dem Luftschlag, der Zivilisten das Leben gekostet hat. Dieser Luftangriff basierte auf nachrichtendienstlichen Informationen, die deutsche Soldaten den US-Truppen gegeben haben. Jeder weiß, dass sie noch ein Lager in Nordafghanistan haben. Deutsche Soldaten sind noch immer dort."

    Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat wegen des Anschlags den Krisenstab seines Hauses einberufen. Dies verlautete am Donnerstagabend aus dem Auswärtigen Amt.

    Nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr begann der Angriff gegen 23.05 Uhr Ortszeit. Sofort seien Einsatzkräfte aus dem von der Bundeswehr geführten Lager Camp Marmal - etwa zehn Kilometer entfernt - zum Konsulat entsandt worden. In dem Lager sind derzeit noch etwa 1000 deutsche Soldaten stationiert, darunter auch eine sogenannte Schnelle Eingreiftruppe.

    Bei einem Angriff auf Taliban starben zuletzt Zivilisten

    Vor einer Woche waren in der Provinz Kundus bei einem mutmaßlichen Nato-Luftangriff auf radikalislamische Taliban mehr als 30 Zivilisten getötet worden. 19 weitere wurden verletzt. Der Angriff löste international Kritik aus. Der Tod von Zivilisten sei nicht hinnehmbar und untergrabe die Bemühungen zum Aufbau von Frieden und Stabilität in dem Land, sagte der UN-Beauftragte für Afghanistan, Tadamichi Yamamoto. An dem Luftangriff waren nach Auskunft der Bundesregierung keine deutschen Soldaten nicht beteiligt.

    Die Nato hatte ihren Kampfeinsatz in Afghanistan Ende 2014 offiziell beendet und den afghanischen Sicherheitskräften die Verantwortung für die Sicherheit übergeben. Die verbleibenden Nato-Truppen konzentrierten sich seitdem auf Ausbildung, Beratung und Unterstützung von Anti-Terror-Einsätzen. dpa/AFP/AZ

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