Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat sich erleichtert gezeigt, dass 13 deutsche und internationale Mitarbeiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) aus Kabul ausgeflogen werden konnten. Allerdings sorgt er sich um das in dem Krisenland verbliebene Entwicklungshilfe-Personal. Gegenüber unserer Redaktion sagte er: „Es gibt noch rund 1000 afghanische Ortskräfte in laufenden Projekten der Entwicklungshilfe, die mit ihren Familienangehörigen gerettet werden müssen.“ Ebenso sollten auch frühere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigt werden. „Die afghanischen Ortskräfte der Entwicklungshilfe werden bei der Ausreise gleich behandelt, wie die der Bundeswehr“, betonte er. Bei der Evakuierung Kabuls dürften aber auch „engagierte Menschenrechtlerinnen und Journalistinnen nicht vergessen werden.
Müller rechnet mit massiven Flüchtlingsbewegungen durch den blitzartigen Siegeszug der Taliban. Er forderte: „Wir brauchen eine konzertierte europäische Kraftanstrengung zur Flüchtlingshilfe in den Nachbarstaaten.“
Verteidigungsministerium von den Ereignissen in Kabul überrascht
Der rasante Vormarsch der Taliban hat das Bundeverteidigungsministerium offenbar völlig überrascht. Verteidigungsstaatssekretär Thomas Silberhorn (CSU) sagte unserer Redaktion: „Präsident Ghani hat noch am Sonntag eine neue Mobilisierung angekündigt und am gleichen Tag Kabul ohne jede Verteidigungslinie verlassen.“ Ashraf Ghani (72), Chef der mit den westlichen Kräften um die USA verbündeten Regierung, war per Hubschrauber geflohen.
Silberhorn sagte, die Bundeswehr, die Afghanistan Ende Juni verlassen hatte, „geht jetzt nochmal rein, um zu retten, wer noch zu retten ist“. Die eigenen Ortskräfte, insgesamt rund 2400 Menschen, seien bereits zu 80 Prozent in Deutschland. „Für alle anderen tun unsere Soldaten ihr Bestes“, sagte Silberhorn.