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Affären: Die Mutter aller Skandale: Vor 40 Jahren begann Watergate

Affären

Die Mutter aller Skandale: Vor 40 Jahren begann Watergate

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    Der verurteilte Watergate-Einbrecher Frank Sturgis (r) und sein Anwalt Ronald Goldfarb (l) am 2. November 1977 in New York, nachdem Sturgis auf Kaution aus dem Gefängnis entlassen worden war. Vor 40 Jahren stürzte die Watergate-Affäre um den republikanischen Präsidenten Nixon die USA in eine tiefe Vertrauenskrise.
    Der verurteilte Watergate-Einbrecher Frank Sturgis (r) und sein Anwalt Ronald Goldfarb (l) am 2. November 1977 in New York, nachdem Sturgis auf Kaution aus dem Gefängnis entlassen worden war. Vor 40 Jahren stürzte die Watergate-Affäre um den republikanischen Präsidenten Nixon die USA in eine tiefe Vertrauenskrise. Foto: UPI, dpa

    Kurz nach Mitternacht schlichen am 17. Juni 1972 fünf Männer in den sechsten Stock eines Bürogebäudes  in Washington - einer der folgenschwersten Einbrüche in der  US-Geschichte. Die Männer wollten nichts stehlen, sie brachten  sogar etwas mit: Überwachungsgerät und Abhörwanzen, gedacht für die  Wahlkampfzentrale der Demokraten im Watergate-Komplex. Ihre  Festnahme brachte eine Polit-Affäre ins Rollen, an deren Ende zwei  Jahre später der bisher einzige Rücktritt eines US-Präsidenten, des  Republikaners Richard Nixon, stand.

    Seit den 1960er Jahren thront der imposante Watergate-Bau am Ufer des Potomac-Flusses. In den fünf Hochhäusern mit den  geschwungenen Fassaden befinden sich Büros, Wohnungen und ein  Hotel.

    In einem Trakt entdeckte Nachtwächter Frank Wills in jener  Juni-Nacht, dass das Schnappschloss einer Kellertür überklebt und  die Tür nur angelehnt war. Wills zog das Klebeband ab. Als er das  Schloss bei einem Kontrollgang eine Stunde später erneut zugeklebt  fand, rief der Nachtwächter die Polizei.

    Jahrzehnte wurde gerätselt: Wer ist Deep Throat?

    Die Watergate-Affäre

    Der Einbruch: Kurz vor den Präsidentschaftswahlen brechen in der Nacht zum 17. Juni 1972 fünf Männer in die Wahlkampfzentrale der Demokraten im Watergate-Komplex in Washington ein. Bei dem Einbruch sollen Abhörmikrofone installiert und Dokumente fotografiert werden.

    Die Ursache: Nach seiner ersten Amtszeit will Nixon wiedergewählt werden. Auf seine Anordnung werden Negativ-Informationen über den demokratischen Präsidentschaftskandidaten gesucht.

    Die Vertuschung: Das Weiße Haus bezeichnet den Einbruch als «drittrangig». US-Präsident Nixon versucht die Untersuchungen zu verhindern, indem er belastbares Material vernichten lässt und Mitwisser entlässt.

    Die Ermittlungen: Im September 1972 werden die fünf Einbrecher angeklagt.

    Die Presse: Die Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein von der «Washington Post» wittern hinter dem Einbruch einen Polit-Skandal. Sie recherchieren und werden bei regelmäßigen Geheimtreffen von einem Informanten mit dem Pseudonym «Deep Throat» unterstützt.

    Deep Throat: Die Identität des Informanten wird erst 33 Jahre später (31. Mai 2005) bekannt: Es ist Mark Felt, ein Agent der US-amerikanischen Bundespolizei und damals stellvertretender FBI-Chef.

    Unter Druck: Am 11. November 1972 wird Nixon erneut zum Präsidenten gewählt. Im Januar 1973 stehen die Einbrecher vor Gericht. Die Spuren führen ins Weiße Haus. Der Senat setzt den Watergate-Ausschuss ein, um den Skandal zu untersuchen.

    Die Urteile: Im März 1974 werden sieben enge Berater Nixons der Verschwörung und Behinderung der Justiz für schuldig befunden und verurteilt.

    Der Rücktritt: Der Kongress leitet ein Amtsenthebungsverfahren gegen Nixon ein. Da er am 9. August 1974 selber zurücktritt und sein Nachfolger, Gerald Ford, ihn wenig später begnadigt, wird Nixon nie wegen der Watergate-Affäre verurteilt.

    Der Anführer der Eindringlinge war ein früherer CIA-Agent mit  Verbindungen in die Wahlkampfzentrale der Republikaner. Die Spur bis in das Weiße Haus und zu Nixon persönlich verfolgten die  "Washington Post"-Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward. Details  erfuhren sie dabei von einer Quelle mit dem Decknamen "Deep  Throat". Der geheimnisvolle Informant ging erst 2005 an die  Öffentlichkeit: Es war Mark Felt, frühere Nummer zwei bei der  Bundespolizei FBI. Felt starb im Dezember 2008.

    "Deep Throat" wusste, was im Weißen Haus, beim FBI, im  Justizministerium und in Nixons Wahlkampfbüro vor sich ging. Er  traf die Journalisten nachts in einer Tiefgarage, um seine  Informationen preiszugeben. Zur Verabredung der Treffen gab es  einen Code. Wenn Woodward seinen Informanten treffen wollte,  stellte er einen leeren Blumentopf mit einer roten Baustellen-Fahne  auf den hinteren Balkon seiner Wohnung. Wenn "Deep Throat" ein  Treffen wollte, gab er auf der Seite 20 von Woodwards Exemplar der  "New York Times" ein Zeichen.

    Die Washington Post deckte den Skandal auf

    Die US-Justiz nahm nach dem Watergate-Einbruch zunächst nur die  Einbrecher und zwei Mitarbeiter von Nixons Wahlkampfkomitee ins Visier, noch vor ihrer Verurteilung wurde der Republikaner  wiedergewählt. Bei der Urteilsverkündung im Januar 1973 verlas der  Richter einen Brief des Anführers James McCord, in dem dieser dem  Weißen Haus vorwarf, es habe die Hintergründe des Einbruchs  vertuschen wollen.

    Politik-Skandale - von Watergate bis Barschel

    WATERGATE: Während des US-Wahlkampfs 1972 installierten Einbrecher im hier ansässigen Hauptquartier der Demokratischen Partei Abhöranlagen. Die Spur führte zum Wahlkampfteam der Republikaner und ins Weiße Haus zu Präsident Richard Nixon. Nixon versuchte, die Affäre zu vertuschen, musste aber 1974 zurücktreten.

    MONICA-GATE: Eine Sexaffäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky brachte den demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton 1997/98 an den Rand der Amtsenthebung. Zunächst leugnete er unter Eid das Verhältnis, gab aber schließlich eine «unangemessene» Beziehung zu. Ein Antrag zu seiner Entlassung fand im Kongress keine Mehrheit. Clinton blieb im Amt.

    IRAN-CONTRA-GATE: In der Affäre ging es 1986/87 um geheime US-Waffenlieferungen an den verfeindeten Iran. Ein Teil der Erlöse wurde an die rechtsgerichteten «Contras» in Nicaragua weitergeleitet. Der republikanische Präsident Ronald Reagan wusste angeblich von nichts und blieb ungeschoren.

    WATERKANT-GATE: Einer der größten deutschen Politskandale drehte sich 1987 um Machenschaften im schleswig-holsteinischen Landtagswahlkampf. Dabei wurde SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm illegal ausgespäht und denunziert. Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) gab sein «Ehrenwort», dass die Vorwürfe haltlos seien. Wenig später wurde er in Genf tot aufgefunden.

    KLIMA-GATE: Hacker kopierten 2009 Mails und Dokumente von Klimaforschern und stellten sie ins Internet. So versuchten sie, die Erkenntnisse führender Wissenschaftler ins Zwielicht zu ziehen. Diese hätten versucht, Gegner ihrer Thesen aus der Diskussion im Weltklimarat zu verdrängen.

    RUBY-GATE: Der damalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi kam 2010 wegen seiner Beziehung zum minderjährigen Partygirl «Ruby» in Bedrängnis. Er soll der 17-jährigen Marokkanerin auch für die Teilnahme an Sexpartys («Bunga-Bunga») viel Geld gezahlt haben - was der längst als «Frauenheld» bekannte Politiker bestreitet.

    Die weiteren Untersuchungen sowie die  Enthüllungen in der "Washington Post" zeichneten nach und nach das  Bild eines Präsidenten, der mit illegalen Parteispenden, dubiosen  Wahlkampfpraktiken und der Behinderung der Justiz seinen  Machtverbleib sichern wollte.

    Nachdem der Kongress ein Amtsenthebungsverfahren gegen Nixon  eingeleitet hatte, trat der Präsident im August 1974 zurück. Als  Nixon zehn Monate nach seinem Sturz vor der Justiz aussagen musste,  bezeichnete er den Einbruch als "dumm" und "unglaublich".

    Nixon starb 1994 - nie verurteilt

    Nixon  beschrieb auch, dass gut 18 Minuten von einer Tonaufzeichnung eines  Treffens im Weißen Haus nach Bekanntwerden der Watergate-Affäre  gelöscht worden seien. Die fehlende Stelle hätte ihm zufolge  belegen können, dass er von dem Einbruch nichts gewusst habe. Der  Ex-Präsident, der von Nachfolger Gerald Ford begnadigt worden war,  starb im April 1994.

    Die "Watergate"-Enthüller Woodward und Bernstein lassen aber  auch 40 Jahre nach dem Einbruch keine Milde walten. Die Affäre sei  Sinnbild von Nixons Amtszeit gewesen, schrieben die Journalisten in  einem Leitartikel für die "Washington Post". Watergate habe nur  Nixons ureigene "Mentalität und übliche Verhaltensweise"  widergespiegelt. Dazu zählten seine "Bereitschaft, zum eigenen  politischen Vorteil das Gesetz zu missachten" sowie die stetige  Suche "nach Schmutz und Geheimnissen bei seinen Gegnern". afp

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