Hannover Die Staatsanwaltschaft Hannover prüft den gemeinsamen Urlaub von Bundespräsident Christian Wulff mit dem Filmunternehmer David Groenewold im Herbst 2007 auf Sylt. Die Behörde habe davon Mitte Januar aus den Medien erfahren, sagte Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Lendeckel am Mittwoch in Hannover.
Neu seien Informationen über angeblich in Sylt abgeholte Unterlagen: „Das fließt jetzt alles in die Prüfung ein“, sagte Lendeckel. Wann diese abgeschlossen sein werde, stehe nicht fest. Dem Berliner Tagesspiegel sagte der Oberstaatsanwalt, man nehme die Berichterstattung über den Urlaub auf Sylt „mit großem Ernst zur Kenntnis“.
Wulff ist damit erneut wegen seiner Urlaube als niedersächsischer Ministerpräsident in die Schlagzeilen geraten. Wie die Bild-Zeitung berichtete, hat Groenewold für Wulff und dessen spätere Frau Bettina im Herbst 2007 einen viertägigen Hotelaufenthalt auf Sylt gebucht und zunächst bezahlt. Groenewold war zu der Zeit selbst im „Hotel Stadt Hamburg“ abgestiegen. Wulffs Anwalt Gernot Lehr sagte dazu der Bild, Groenewold habe die Kosten von 258 Euro pro Nacht lediglich bei der Buchung ausgelegt. Wulff habe diese Summe dann aber „in bar im Hotel beim Auschecken“ erstattet. Es handle sich „um einen längst bekannten Sachverhalt“. Die Berichterstattung vom Mittwoch sei ein weiterer Versuch, Wulffs Ansehen „nachhaltig zu beschädigen“.
Bild berichtete, Groenewold habe in dem Hotel angerufen und die Hotelangestellten zu Stillschweigen über den Vorgang verpflichtet. In Notizen des Hotelpersonals, die das Blatt abdruckte, heißt es: „Herr David Groenewold hat gestern angerufen, wir sollen keine Infos über ihn rausgeben! Er war 2007 mit Herrn Wulff im HSH und hat den gesamten Aufenthalt übernommen. Falls also Bild oder Spiegel anruft, wir wissen von nichts.“
Groenewold-Anwalt Moser verbreitete unterdessen einen Brief des „Hotels Stadt Hamburg“ an Groenewold. In diesem heißt es, Groenewold habe bei einem Anruf am 16. Januar um vertrauliche Behandlung seiner Unterlagen „insbesondere gegenüber Journalisten“ ersucht. Er habe aber zu keinem Zeitpunkt darum gebeten, die Unterlagen zum Aufenthalt „zu vernichten, zu manipulieren oder Ähnliches“. Es habe, so Moser, „nicht mal ansatzweise den Versuch meines Mandanten gegeben, etwas zu vertuschen.“
Laut Bild gab es geschäftliche Kontakte zwischen dem Filmunternehmer und dem Land Niedersachsen. Danach hat Groenewold für zwei Produktionsgesellschaften eine Millionenbürgschaft des Landes erhalten. Nach früheren Berichten hat der Filmunternehmer auch 2008 beim Münchner Oktoberfest ein 400-Euro-Upgrade für eine Luxussuite im Fünf-Sterne-Hotel „Bayerischer Hof“ für das Ehepaar Wulff bezahlt. Von der Übernahme der Kosten habe Wulff aber nichts gewusst, sagt Groenewolds Anwalt.
Die SPD sieht die Ungereimtheiten um Wulffs Sylt-Urlaub als Fall für den Staatsanwalt. „Wenn Vertuschungs- und Verdunkelungsvorgänge passieren, ist eine Grenze erreicht“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. „Das ist ein Fall für den Staatsanwalt.“ Wulff könne sein Amt nicht mehr unbefangen ausüben. Die SPD hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wiederholt angeboten, gemeinsam einen Nachfolger für Bundespräsident Wulff zu suchen. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt bereits im Zusammenhang mit der Lobby-Veranstaltung Nord-Süd-Dialog vor einigen Jahren wegen Verdachts der Bestechlichkeit gegen den langjährigen engen Wulff-Vertrauten Olaf Glaeseker. (dpa, afp)