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AfD-Chefin Petry: Pastor Petry predigt gegen seine Frau

AfD-Chefin Petry

Pastor Petry predigt gegen seine Frau

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    Alles sieht nach großer Liebe und trauter Kleinbürgerlichkeit aus. Immerhin kannten sich die Eheleute Petry seit dem Gymnasium, spornten sich auch schulisch an: Frauke wurde beim Abitur Klassenbeste, Sven knapp hinter ihr Zweiter. Die junge Frauke – aufgewachsen in einer brandenburgischen Industrietristesse – will Kirchenmusik studieren. Orgel spielte sie da bereits ganz passabel, in der Kirche ihres späteren Schwiegervaters.

    Nun, es kam anders. Frauke Petry entschied sich für etwas „weniger Brotloses“, wie sie es später einmal nannte. Und ihr Mann Sven folgte seiner gescheiten und hoch ambitionierten Frau. Im Grunde sei sie „genetisch ehrgeizig“, sagte sie einmal. Ob darin die Wurzeln für ihre politische Karriere liegen und ob ihr tief geerdeter westfälischer Mann damit zunehmend mehr Probleme bekam, kann man nur mutmaßen. Zunächst lebte die Familie auch in Sachsen weiter ihren Bilderbuchalltag.

    Frauke Petry vor ihrer Zeit in der AfD

    Sven kümmerte sich um seine teils arg maroden Gotteshäuser in vier Dörfern, trieb Gelder für neue Dächer und Orgeln auf und predigte sonntags von der Kanzel über Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. Frauke stritt in der Elternvertretung ihrer Ältesten mit, sang in einem Leipziger Kirchenchor, saß zuweilen nach des Gatten Morgenandacht an der Dorforgel. Womöglich waren beide da auch noch im politischen Gleichklang. Zum Beispiel als Frauke Petry – die AfD gab es noch nicht – zunehmend lauter auch mal über eine familienunfreundliche Gesellschaft grummelte. „Beruf und Familie müssen sich gleichrangig miteinander vereinbaren lassen“, sagte auch Sven Petry. Oder als sie für eine Frauenquote in der Wirtschaft plädierte und schließlich sogar die Drei-Kind-Familie propagierte – verbunden mit der Forderung, das steuerliche Splitting nur noch traditionellen „Hetero-Ehen“ zuzugestehen.

    Womöglich gab ihr Sven dabei nicht immer Recht. Doch nach außen suchte er noch lange den harmonischen Schulterschluss mit seiner Frau. So war er es auch, der 2014 aus dem Familienbudget stolze 3000 Euro auf ein Wahlkampfkonto der AfD überwies. Später darauf angesprochen, begründete er dies mit „rein privaten Gründen“. War das Liebe, war es Loyalität gegenüber der Gattin? Sie machte schließlich schwere Zeiten durch, 2013 war ihre Firma in den Konkurs gerutscht. Oder beeindruckte ihn ihr kometenhafter Aufstieg ins Spitzenteam der neuen AfD? Liebäugelte er anfangs selbst mit dieser Partei, die sich da noch vor allem eurokritisch gab, nicht aber als klarer Rechtsausleger?

    Der Pastor war nie in der AfD

    Fakt ist, Pfarrer Petry trat der AfD nie bei. Seine Bühne blieb der Predigtstuhl. Gleichwohl hatte er sich die ersten knapp zwei Jahre quasi eine Art Schweigegelübde auferlegt: „Kein öffentliches Wort zum politischen Tun seiner Frau!“ Im Grunde hält sich der 39-jährige bis heute daran. Er äußert sich nicht in den Medien über die Mutter seiner Kinder, rügt nicht einmal die AfD öffentlich. Dennoch fand er inzwischen eigene Wege, um Signale zu senden – an seine Noch-Gemahlin und an die Welt, aus der er kommt und in der der Name Petry seinen guten Klang behalten soll: Er twittert gegen rechtspopulistische Sichten, wie sie die AfD vertritt. Er stärkt via Facebook demonstrativ der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin den Rücken und trat inzwischen sogar der von Frauke Petry als „Kartellpartei“ geschmähten CDU bei.

    Pastor Petry mahnt in seinen Gemeinden

    Vor allem aber von der Kanzel herab mahnt der Priester mit den grau melierten Haaren und dem meist etwas spöttischen Lächeln seine Gemeinden im sächsischen Pegida-Land: „Wenn jemand in friedlicher Absicht vor der Haustür steht, dann hat man ihn zunächst einmal hereinzulassen!“ Denn er wüsste nicht, so sagt er den Gläubigen, „wie man von einem christlichen Standpunkt aus ernsthaft zu einem anderen Schluss kommen“ könne. Und so lehnt er auch einen generellen Aufnahmestopp ab.

    Frauke Petry sieht das anders, der gute Ruf ist dahin. Am Freitag will sie in Augsburg auftreten. Doch die Stadt hat ihr Hausverbot im Rathaus erteilt. Die AfD-Chefin klagt dagegen. Schon heute soll das Augsburger Verwaltungsgericht über ihren Eilantrag entschieden. Sven Petry wird es aus der Ferne verfolgen. Er hat andere Wege, sich zu äußern. Ob es nur moralische Bedenken waren, die ihn dazu veranlassen, sich inzwischen deutlich auch gegen seine Frau zu positionieren, oder auch tiefe persönliche Enttäuschung, sei hier dahingestellt. Jedenfalls dürfte ihm spätestens im Juni klar geworden sein, dass seine Frau ihn betrog und die Ehe wohl nicht mehr zu retten war. Frauke Petry hat sich mittlerweile öffentlich zu ihrem neuen Partner Marcus Pretzell, AfD-Chef in Nordrhein-Westfalen, bekannt.

    Es ist das Ende einer deutsch-deutschen Vorzeigefamilie.

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