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AfD-Chefin Petry: In der AfD nimmt Kritik an Frauke Petry zu

AfD-Chefin Petry

In der AfD nimmt Kritik an Frauke Petry zu

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    Die Kritik am autoritären Führungsstil von AfD-Chefin Frauke Petry wird lauter.
    Die Kritik am autoritären Führungsstil von AfD-Chefin Frauke Petry wird lauter. Foto: Maja Hitij, dpa

    Frauke Petry ist das bekannteste Gesicht der Alternative für Deutschland (AfD). Mit der 40-Jährigen an der Spitze hat die junge Partei etwas geschafft, das noch im Sommer 2015 nach dem verlorenen Machtkampf und Austritt von Parteigründer Bernd Lucke undenkbar erschien: Unter ihrer Führung erzielte die rechtspopulistische AfD am 17. März bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und vor allem Sachsen-Anhalt sensationelle Erfolge. Ein Triumph. Nicht zuletzt für

    Ein Grund für die jetzt wachsende parteiinterne Unruhe ist die erzwungene Ruhe, die zwischen den Flügeln für die Wochen vor den Landtagswahlen vereinbart worden war. Die Arbeit an einem Parteiprogramm wurde eingestellt, die diversen persönlichen Feindschaften – und das sind nicht wenige – wurden über Wochen auf Eis gelegt. Kaum war der Jubel über die Wahlerfolge verklungen, war es auch vorbei mit dem Burgfrieden in der AfD. Nun geht es wieder um kaum überbrückbare politische Differenzen, um offene Rechnungen und ... um Frauke Petrys Führungsstil. Hinter vorgehaltener Hand stellen mehr oder weniger prominente Parteimitglieder infrage, ob Petry die Richtige ist, wenn es darum geht, aus den spektakulären Stimmengewinnen einen stabilen Trend zu machen. Denn wo die Partei hinwill, wofür sie über ihrer Kritik an der Flüchtlingspolitik hinaus steht, war zuletzt nur schwer auszumachen.

    Interview mit Frauke Petry zum "Fremdschämen"

    Just in dieser Phase zieht Frauke Petry die Aufmerksamkeit auf sich. Auf eine Art allerdings, die in Teilen der AfD-Spitze gar nicht gut ankommt. Von „Fremdschämen“ war die Rede, als ein Doppelinterview in dem Promi- und Klatschmagazin Bunte veröffentlicht wurde. Zusammen mit ihrem neuen Lebenspartner Marcus Pretzell, der mit Martin Renner die AfD in Nordrhein-Westfalen anführt, verriet das frisch verliebte Pärchen, wie man sich nahe und näher kam. Doch wollten die AfD-Funktionäre wirklich wissen, dass sich Pretzell von der „dämonenhaften“ Schönheit magisch angezogen fühlt? Viel eher dürfte die Liaison des „umstrittenen Powerpaares“ (Bunte) nicht wenige verärgert haben. Schließlich gilt das traditionelle Familienbild in weiten Kreisen der AfD als sakrosankt. Petry hatte ihren Noch-Ehemann, ein evangelischer Pfarrer, vor Monaten verlassen.

    Wenig Fortune hatte Petry zuletzt auch bei ihren Auftritten in den Medien. Seit Montag ist ein Interview, das sie der Deutschen Welle gegeben hatte, ein Quotenhit im Internet. Dort sprach sie mit dem bekannten englischen Journalisten Tim Sebastian, der keine Sekunde einen Zweifel daran ließ, dass er sich mit ausweichenden Antworten nicht zufriedengeben würde. Sehr zum Unwillen Petrys bohrte der Brite immer wieder nach, konfrontierte die AfD-Chefin mit ihren umstrittenen Äußerungen zum Schießbefehl an der Grenze oder mit obskuren Punkten in einem Programm-Entwurf der Partei, von denen sie sich sichtbar genervt distanzierte. Als sie dann selbst vorgeben wollte, welche Richtung das Gespräch nehmen sollte und vorschlug, über die „Europa-Politik“ zu reden, konterte Sebastian mit dem im Netz viel zitierten Satz: „Ich werde Ihnen die Fragen stellen, die ich möchte. Denn das ist es, was eine freie Presse ausmacht.“

    Kann AfD-Chefin Frauke Petry nicht mit Kritik umgehen?

    Solche Scharmützel allerdings dürften Petry kaum ernsthaft in Bedrängnis bringen. Viele Anhänger der AfD halten bekanntlich ohnehin keine großen Stücke auf die Medien.

    Eine ganz andere Entwicklung könnte ihre Position allerdings durchaus gefährden: In der Partei verfestigt sich der Eindruck, dass Petry mit Kritik – auch wenn sie konstruktiv vorgetragen wird – kaum umgehen kann. Längst haben Mitstreiter bei ihr autoritäre Anwandlungen ausgemacht, die sie zuvor schon bei Ex-AfD-Chef Bernd Lucke nicht ertragen konnten.

    Genau wird registriert, wenn sie ihre überragende öffentliche Präsenz dazu nutzt, führende Parteimitglieder in den Senkel zu stellen. Als Parteivize Alexander Gauland freimütig zugab, die Flüchtlingskrise sei ein „Geschenk des Himmels“ für die AfD, sprach sie von einem „fatalen Satz“. Die AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch watschte sie für ihre Aussagen zum Schusswaffengebrauch gegen Flüchtlinge ab. Die Äußerungen seien „katastrophal“ gewesen. Dabei hatte Petry selber die Debatte ausgelöst.

    Am 30. April trifft sich die AfD zum Bundesparteitag. In Stuttgart will die Partei sich ein Programm geben. Das könnte angesichts der widerstreitenden Interessen heikel werden. Wenn Frauke Petry bis dahin nicht Tritt fasst, könnte es – trotz aller Erfolge – dort auch um ihre Zukunft in der AfD gehen.

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