Die AfD-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, Alice Weidel (38), findet das mediale Interesse an ihrem Privatleben völlig überzogen. Weidel, die gemeinsam mit einer Frau zwei Kinder großzieht, sagte am Montag: "Meine Partnerin und ich bedauern es zutiefst, wie die Medien in den letzten Tagen versucht haben, unsere intimste Privatsphäre an die Öffentlichkeit zu zerren, um haltlose Stories zu produzieren. Ich appelliere deshalb an alle Medienvertreter, dies aus Respekt vor meiner Familie zukünftig zu unterlassen."
Schweizer Medien hatten in der vergangenen Woche berichtet, Weidel, die ihren Wohnsitz in Überlingen am Bodensee hat, bewohne mit ihrer Partnerin und den beiden Jungen auch eine Wohnung im schweizerischen Biel.
Weidel erklärte, sie habe ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland, hier sei sie auch gemeldet. Ihre aus der Schweiz stammende Lebenspartnerin, die Mutter der Kinder, arbeite in der Schweiz. Die Kinder lebten bei ihrer Mutter im Nachbarland, sagte Weidel. Sie selbst versuche, wie jedes berufstätige Elternteil, möglichst viel Zeit dort mit ihnen zu verbringen. Daran sei nichts zu kritisieren.
Weidel gilt als wirtschaftsliberal
Steuerrechtlich seien die Verhältnisse klar definiert, heißt es in der Mitteilung der 38-Jährigen, die als Erstwohnsitz bislang Überlingen angegeben hatte. Details etwa zur Frage, wo sie Steuern bezahlt, nannte Weidel nicht.
Die AfD hatte die als wirtschaftsliberal geltende Weidel und den nationalkonservativen Parteivize Alexander Gauland am 23. April zu ihren Spitzenkandidaten für die Bundeswahl gewählt.
Weidel betonte, sie habe niemals vorgehabt, ihr Privatleben politisch zu instrumentalisieren, etwa um der AfD einen moderneren, liberalen Anstrich zu geben. Dass sie ihr Leben mit einer Frau teile, sei in einer Fernsehsendung - für sie selbst überraschend - erstmals thematisiert worden. "Ich bin damit bestimmt nicht hausieren gegangen, das wurde dank einer Talk Show öffentlich", sagte Weidel der Deutschen Presse-Agentur.
Einen Widerspruch zwischen ihrem privaten Lebensstil und ihrer Mitgliedschaft in einer Partei, die sich für die "traditionelle Familie" einsetzt, sehe sie nicht, sagte die Unternehmensberaterin. Die AfD sei für die Beibehaltung des gesetzlichen Status Quo, und befürworte damit auch die eingetragene Lebenspartnerschaft für homosexuelle Paare. Außerdem stehe die AfD dem Islam kritisch gegenüber, lehne die Euro-Rettungspolitik ab und trete für sichere Grenzen ein. Weidel sagte, mit all diesen Positionen könne sie sich voll und ganz identifizieren. dpa