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Abstimmung: Brexit-Folgen: Was ändert sich für deutsche Verbraucher?

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Brexit-Folgen: Was ändert sich für deutsche Verbraucher?

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    Brexit: Die Briten verlassen die EU.
    Brexit: Die Briten verlassen die EU. Foto: Laurent Dubrule, dpa

    Brauchen EU-Bürger nach  dem Brexit ein Visum, um auf die Insel zu reisen?

    Es gibt viele Spekulationen zum Thema Reisefreiheit. Am Ende kommt es darauf an, welche Vereinbarungen Großbritannien im Fall eines Austritts mit der Europäischen Union treffen würde. Fakt ist: Das Königreich zählt nicht zum Schengen-Raum, weshalb schon heute Ausweiskontrollen selbstverständlich sind. Sollten die Briten dem Beispiel Norwegens folgen und dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) beitreten, dürfte sich wenig ändern, sagt Catherine Barnard, Professorin für EU-Recht an der Universität Cambridge.

    Gäbe es jedoch lediglich ein Freihandelsabkommen, das den freien Personenverkehr sowie eine Dienstleistungsfreiheit ausschließt, wäre auch der Tourismus auf der Insel ziemlich sicher betroffen. Und aus Europa kommen immerhin mehr als doppelt so viele Besucher nach Großbritannien wie aus der ganzen restlichen Welt. Wird Großbritannien nicht Mitglied des EWR, wie viele Austrittsbefürworter hoffen, würde das nationale Einwanderungsgesetz greifen. Damit könnten EU-Bürger ein Visum für den Umzug, möglicherweise sogar für eine Urlaubsreise auf die Insel brauchen.

    Brexit: Werden Flüge nach Großbritannien für deutsche Kunden teurer?

    Der Chef von Ryanair, Michael O’Leary, sagt ganz klar: Ja. Sollte Großbritannien den EU-Binnenmarkt verlassen, könnte das Land auch aus dem Abkommen über einen offenen Luftverkehrsraum mit den USA gedrängt werden, was wiederum zu höheren Flugticketpreisen führen würde. "Das ist keine Spekulation, das ist Gewissheit", sagt O’Leary. Auch Ryanairs britischer Konkurrent Easyjet wirbt für einen Verbleib in der Union. Denn es sind vor allem Billigflieger, die vom europäischen Luftverkehrsbinnenmarkt profitieren und für mehr Wettbewerb und damit tiefere Preise gesorgt haben. So dürfen seit 1992 EU-Fluggesellschaften frei zwischen allen Mitgliedstaaten fliegen.

    Gleichwohl betonen Brexit-Befürworter, die Wahrscheinlichkeit sei eher gering, dass das Königreich mit seiner Bedeutung hinsichtlich transatlantischer Strecken im Luftfahrtbereich aus dem europäischen Luftverkehrsbinnenmarkt ausgeschlossen würde. Auch Nicht-EU-Länder wie Norwegen, Island oder die Schweiz seien schließlich in den Klub aufgenommen worden. Doch auch hier muss neu verhandelt werden - automatisch wäre Großbritannien keineswegs Mitglied im europäischen Luftverkehrsbinnenmarkt.

    Steigen die Preise für britische Exportprodukte wie Autos oder schottischen Whisky?

    Die Tatsache, dass sich 77 Prozent der Unternehmen im Verband der britischen Auto-Industrie für einen Verbleib aussprachen, zeigt, wie wichtig die EU-Mitgliedschaft für die Geschäfte von Anbietern wie Jaguar Land Rover, Mini oder Rolls-Royce ist. Die EU-Staaten sind der wichtigste Exportmarkt für die britische Auto-Branche. Und auch für die anderen Wirtschaftszweige im Königreich. Der Export von Gütern und Dienstleistungen in die EU macht 15 Prozent des britischen Bruttoinlandsprodukts aus. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Preise für britische Exportprodukte im Falle eines EU-Austritts steigen werden", warnte der Chef des Gewerkschaftsbundes, Owen Tudor vor der Abstimmung. Gleichwohl hänge alles davon ab, welche Handelsabkommen Großbritannien mit der EU abschließen werde.

    Viele gehen davon aus, dass die Briten mit Brüssel zahlreiche bilaterale Verträge ausarbeiten muss und dann eine ähnliche wirtschaftliche Partnerschaft mit der EU eingeht wie die Schweiz. An höhere Preise müssten sich Liebhaber von schottischem Whisky aber wohl gewöhnen - die Spirituose ist mit Abstand das wichtigste Exportgut im Bereich Getränke und Lebensmittel Großbritanniens. Denn durch den Brexit könnte der direkte Zugang zu Märkten verloren gehen.

    Worauf müssen sich Studenten auf der Insel einstellen?

    Die Frage, ob EU-Bürger, die auf der Insel studieren oder arbeiten, künftig eine Aufenthaltsgenehmigung benötigen, liegt auf der Hand. Rund 125 000 Studenten an britischen Universitäten kommen aus der EU. Viele nutzen das Austauschprogramm Erasmus, das europäischen Studenten für eine gewisse Zeit die Ausbildung in einem anderen EU-Staat ermöglicht. Die Teilnahme Großbritanniens an dem Programm könnte nach einem Brexit Vergangenheit sein. Zudem dürfte es teuer werden: Noch bezahlen Studierende, etwa aus Deutschland, nach EU-Gesetzgebung dieselben Studiengebühren wie ihre britischen Kommilitonen. Verabschiedet sich das Königreich aber aus der Gemeinschaft, würden EU-Bürger vermutlich wie internationale Studenten außerhalb der Union behandelt - und für die sind die Gebühren deutlich höher.

    Wird es schwieriger für Fußballer, in der englischen Premier League anzuheuern?

    Der Vizepräsident des Londoner Vereins West Ham United warnte vor der Abstimmung, dass beim Brexit Spieler vom Kontinent von englischen Fußballklubs nicht so einfach unter Vertrag genommen werden können. Zwei Drittel der europäischen Kicker, die derzeit im Königreich spielten, erfüllen ohne EU-Regeln nicht automatisch die Visa-Kriterien.

    Welche Folgen könnte der Austritt Großbritanniens für deutsche Verbraucher sonst noch haben?
    Der Brexit könnte sich auf jene Bereiche auswirken, in denen die EU-Mitgliedschaft das Reisen im Allgemeinen leichter und attraktiver gemacht hat. Dazu gehört der Schutz der Verbraucher bei Pauschalreisen, der in allen EU-Mitgliedstaaten gilt. Laut dieser Regelung haftet der jeweilige Anbieter, zudem haben die Urlauber Anspruch auf Entschädigung - etwa wenn ein Flug ausfällt oder ein Hotel nicht dem Angebot entspricht - oder auf die Rückholung nach dem Konkurs einer Fluggesellschaft.

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