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Abschied: Merkel-Ehemann Joachim Sauer: Sie tauften ihn "Phantom der Oper"

Abschied

Merkel-Ehemann Joachim Sauer: Sie tauften ihn "Phantom der Oper"

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    Joachim Sauer und Angela Merkel im Jahr 2017 auf dem Weg zur Stimmabgabe zur Bundestagswahl.
    Joachim Sauer und Angela Merkel im Jahr 2017 auf dem Weg zur Stimmabgabe zur Bundestagswahl. Foto: Christian Charisius, dpa (Archivfoto)

    Da ist er wieder. Nur ganz kurz hält er an, beinahe wäre er den Linsen der Kameraleute entwischt. Er scheut das Blitzlicht. Erst als seine Frau ihn heranwinkt, lässt er sich fotografieren. Doch wie wenig ihm Auftritte wie dieser liegen, daraus macht er keinen Hehl. Der Mund quält sich ein Lächeln ab, das den Namen kaum verdient. Das „Phantom der Oper“ haben sie ihn getauft, weil hier, auf dem Festspielhügel in Bayreuth, einer der wenigen Orte ist, an denen er sich zeigt.

    Aufs Repräsentieren hat Joachim Sauer nur wenig Lust

    Jahr für Jahr schreitet Angela Merkel dort mit ihrem Ehemann Joachim Sauer bei den Wagner-Festspielen über den roten Teppich. Diesmal ist es das letzte Mal, dass er dort als „First Husband“, als Kanzlerinnen-Gatte, zu sehen ist. Auch nach 16 Jahren, in denen Merkel regierte, weiß man über den 72-Jährigen an ihrer Seite nur wenig. Doch so viel darf man wohl annehmen: Darüber, dass es auch für ihn dann keinen Grund mehr gibt zu repräsentieren, wird er froh sein.

    Immer einen Schritt abseits: Joachim Sauer mit seiner Frau Angela Merkel und dem Ehepaar Söder beim Start der Richard-Wagner-Festspiele.
    Immer einen Schritt abseits: Joachim Sauer mit seiner Frau Angela Merkel und dem Ehepaar Söder beim Start der Richard-Wagner-Festspiele. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Joachim Sauer war nicht nur der erste Mann, der diese Position des „ersten Ehemanns“ im Staat je eingenommen hatte – er war im Vergleich mit seinen Vorgängerinnen auch die ungewöhnlichste Besetzung. Der Quantenchemiker hat es nie als seine Aufgabe verstanden, sich im Schatten seiner Frau für karitative Zwecke einzusetzen oder sich als schmückendes Beiwerk zu inszenieren. Völlig selbstverständlich führte Sauer sein Berufsleben als Wissenschaftler und Professor an der Berliner Humboldt-Universität fort. Er definierte sich über seine eigene Karriere, hielt sich aus Debatten raus. Als im Rahmen der Flüchtlingskrise spekuliert worden war, ob vielleicht die Kanzlerin für den Friedensnobelpreis infrage käme, hieß es, eher bekäme Dr. Dr. h.c. Sauer als international anerkannter Experte den Nobelpreis für Chemie. Die Liste seiner Preise und Auszeichnungen ist lang.

    Joachim Sauer ist mehr als nur "der Mann von" Angela Merkel

    Seine Haltung dürfte Maßstäbe setzen. Ein Anhängsel oder „die Frau/der Mann hinter ...“ muss man im Kanzleramt im Jahr 2021 nicht mehr sein. Selbst den ersten drei Vereidigungen seiner Ehefrau im Bundestag blieb Sauer fern – erst bei der vierten und letzten Zeremonie 2018 war er dabei. Auf der Tribüne des Bundestags hatte er dabei den Laptop aufgeklappt.

    Nur einmal war Joachim Sauer bei der Vereidigung seiner Frau zur Kanzlerin dabei - und auch dann mit Laptop auf dem Schoß. Im Bild: Büroleiterin Beate Baumann, Herlind Kasner, (inzwischen verstorbene) Mutter von Kanzlerin Merkel, Daniel Sauer, Joachim Sauer,  und Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München.
    Nur einmal war Joachim Sauer bei der Vereidigung seiner Frau zur Kanzlerin dabei - und auch dann mit Laptop auf dem Schoß. Im Bild: Büroleiterin Beate Baumann, Herlind Kasner, (inzwischen verstorbene) Mutter von Kanzlerin Merkel, Daniel Sauer, Joachim Sauer, und Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Dass er sich wie Hannelore Kohl bereitwillig im Urlaub fotografieren lässt – für Joachim Sauer undenkbar. Nicht viel mehr als Schnappschüsse gibt es von den gemeinsamen Wanderungen mit Angela Merkel alljährlich in Südtirol. Homestorys lehnen sowohl die Kanzlerin als auch ihr Mann kategorisch ab. Bis heute gibt es keine Bilder von der gemeinsamen Wohnung in Berlin oder der Datsche in der Uckermark. Dass er sich wie Doris Schröder-Köpf selbst in die Politik einbringt – für Joachim Sauer keine Alternative. Interviews zu politischen Fragestellungen hat er in all den Jahren nicht gegeben. Dass er wie Ruth Brandt bürgernah und menschelnd die Machtposition der Kanzlerin ergänzt – für Joachim Sauer unvorstellbar. Der Wissenschaftler hält sich lieber im Hintergrund, wirkt auf den ersten Blick unnahbar. Und doch dürfte auch er Einfluss geübt haben auf die Entscheidungen im Kanzleramt. Merkel selbst hatte einmal gesagt: „Wir reden nicht dauernd über Politik, aber er ist auch indirekt ein guter Berater.“

    Nicht immer konnte sich Sauer vor seiner Rolle als „First Husband“ drücken. Bei wichtigen Gipfeln war er Teil des Partnerprogrammes – das früher Damenprogramm hieß. Auch diesen Veranstaltungen drückte er seinen Stempel auf. 2015, beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau, gab es nach einer Fahrt mit einer mit Blumen geschmückten Kutsche einen Vortrag von dem Biophysiker und Direktor des Deutschen Museums in München, Wolfgang Heckl, über „Nanotechnologie als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts“. Konkret ging es damals um nano-beschichtete Krawatten, die Schmutzwasser abweisen. Basiswissen für einen Kanzlergatten.

    Legt keinen großen Wert auf modische Konventionen: Joachim Sauer mit Angela Merkel in Spanien. Mit im Bild: Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien, und dessen Ehefrau Begona Gomez.
    Legt keinen großen Wert auf modische Konventionen: Joachim Sauer mit Angela Merkel in Spanien. Mit im Bild: Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien, und dessen Ehefrau Begona Gomez. Foto: Laura Leon, dpa

    Joachim Sauer, 1949 in Hosena (Brandenburg) geboren, ist Merkels zweiter Ehemann, die Verbindung zu ihrer Studentenliebe Ulrich Merkel wurde nach nur fünf Jahren geschieden. Sauer brachte zwei Söhne, Adrian und Daniel, mit in die Beziehung – durch sie ist das Ehepaar inzwischen zu Oma und Opa geworden. Kennengelernt haben sich die beiden in den 80er Jahren an der Ostberliner Akademie der Wissenschaften, Sauer betreute damals die junge Physikerin bei ihrer Doktorarbeit. (mit dpa)

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