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ARD in der Kritik: Finanzminister Varoufakis: Ist dieser Finger nur fingiert?

ARD in der Kritik

Finanzminister Varoufakis: Ist dieser Finger nur fingiert?

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    Laut Finanzminister Varoufakis handelt es sich bei dem Mittelfinger-Video um eine Montage.
    Laut Finanzminister Varoufakis handelt es sich bei dem Mittelfinger-Video um eine Montage. Foto: Michael Kappeler/Archiv (dpa)

    Also eines muss man Gianis Varoufakis lassen: Langweilig wird es nicht mit ihm. Am Sonntag wurde der griechische Finanzminister in der Talkshow von Günther Jauch zugeschaltet – und stahl mal wieder allen die Show. Jedenfalls diskutiert Deutschland seitdem nicht mehr über die Frage, ob Griechenland noch zu retten ist, sondern über einen ausgestreckten Mittelfinger, den es angeblich gar nicht gab.

    Jauch konfrontiert Varoufakis mit Mittelfinger-Video

    Aber der Reihe nach: Moderator Jauch konfrontiert seinen Gesprächspartner live auf Sendung mit einem Video, das schon seit Wochen durch das Internet geistert. Darin sagt der Wirtschaftsprofessor, Griechenland solle einfach verkünden, dass es Pleite sei, Deutschland den Finger zeigen und sagen: Jetzt könnt ihr das Problem alleine lösen. Dabei ist klar zu sehen, wie er den Mittelfinger ausstreckt. Typisch Varoufakis, schimpfen die einen. Das darf doch wohl nicht wahr sein, denken die anderen. Hat Varoufakis Deutschland den Mittelfinger gezeigt?

    Handelt es sich um eine Montage?

    Und während sich mancher Zuschauer auf dem Sofa beinahe an den Chips verschluckt, liefert der Grieche eine überraschende Erklärung: „Der Finger ist reinmontiert worden. Das sage ich ihnen ohne jeden Zweifel. Nehmen Sie es einfach hin“, sagt er trocken. Ja wie jetzt? Günther Jauch setzt das Gesicht auf, das sonst nur zum Einsatz kommt, wenn in seiner anderen Sendung ein Kandidat schon an der 100-Euro-Frage zu scheitern droht...

    Ist der Finger tatsächlich fingiert? Oder hat sich Varoufakis gerade um Kopf und Kragen geredet? Hinter den Kulissen bricht Betriebsamkeit aus. Doch bis zum Ende der Sendung kann die Redaktion nicht klären, ob das Video echt ist. Gestern sieht sich das Jauch-Team zu einer Pressemitteilung mit dem Titel „Keine Anzeichen für Fälschung bei Ausschnitt aus Varoufakis-Video“ genötigt. Im Internet tobt die Debatte. Doch nur wenige glauben an eine Verschwörung. Jauch: Keine Anzeichen für Fälschung bei Varoufakis-Video

    ARD in der Kritik: Video ist zwei Jahre alt

    Was in der Aufregung untergeht, ist die nicht ganz unberechtigte Frage, wie objektiv die ARD an die Sache heranging. Schon der Titel „Der Euro-Schreck stellt sich“ lässt erahnen, dass hier der Tag der Abrechnung gekommen ist. Wenn man die weit überdurchschnittliche Quote von 5,22 Millionen Zuschauern zum Maßstab nimmt, ist die Taktik aufgegangen. Die Redaktion erweckt – ob bewusst oder unbewusst – allerdings auch den Eindruck, das Mittelfinger-Video sei aktuell. Dass es fast zwei Jahre alt ist, können sehr aufmerksame Zuschauer an der kurzen Einblendung „Mai 2013“ rechts unten am Bildrand erkennen. Wer gerade Bier nachschenkt, kriegt das jedenfalls nicht mit.

    Varoufakis-Video zu Beginn der Schuldenkrise

    Zur Wahrheit gehört außerdem: Mit seiner Empfehlung, die Staatspleite einfach einzuräumen und Deutschland den Finger zu zeigen, bezog sich Varoufakis auf den Beginn der Schuldenkrise 2010. Bis dahin hatte Deutschland noch keinen Cent nach Athen überwiesen.

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