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ARD / ZDF: Quiz und Film statt Infos über Anschlag: TV-Zuschauer verärgert

ARD / ZDF

Quiz und Film statt Infos über Anschlag: TV-Zuschauer verärgert

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    Ingo Zamperoni berichtete in einer Extra-Folge der „Tagesthemen“.
    Ingo Zamperoni berichtete in einer Extra-Folge der „Tagesthemen“. Foto: Daniel Bockwoldt (dpa)

    Am Montagabend ist die Welt in ARD und ZDF in Ordnung. Im Ersten fragt Kai Pflaume ab 20.15 Uhr „Wer weiß denn sowas XXL“; im

    Ein normaler TV-Abend, wäre nicht kurz nach 20 Uhr ein Lkw in Berlin in einen Weihnachtsmarkt gerast. Um 20.26 Uhr vermeldet die Deutsche Presse-Agentur (dpa): „Lastwagen erfasst Passanten in

    Um 20.43 Uhr unterbricht der Nachrichtensender n-tv sein Programm und berichtet fortan Stunde um Stunde. Das Erste zeigt das Pflaume-Quiz, das ZDF „Gotthard“. Minuten später sagt ein Feuerwehr-Sprecher, es habe mehrere Tote gegeben. In sozialen Medien wie Twitter oder Facebook ärgern sich Nutzer. Einer schreibt: „Menschen sterben in Berlin bei einem mutmaßlichen Terroranschlag und auf ARD und ZDF laufen Kai Pflaume und ein dusseliger TV-Film.“

    "Tagesthemen extra" zum Anschlag geht um 21.13 Uhr auf Sendung

    Erst um 21.13 Uhr geht im Ersten ein „Tagesthemen extra“ auf Sendung – mit einem überfordert wirkenden Ingo Zamperoni und alten Beiträgen über Terroranschläge; im ZDF berichtet das „heute-journal“ erst ab 21.43 Uhr und damit zu seiner angestammten Sendezeit ausführlich. Zuvor informieren beide lediglich mit Einblendungen. Auf den Internetseiten von Zeitungen finden sich da bereits Live-Ticker, Live-Streams und Videos.

    In diesem Jahr gab es schwere Anschläge, nach jedem wurde diskutiert: Wann muss das TV-Programm unterbrochen werden? Muss stundenlang live berichtet werden, auch wenn die sogenannte Nachrichtenlage unübersichtlich ist? Wie sinnvoll ist es, das Wenige, das bekannt ist, beständig zu wiederholen? Experten über Ursachen rätseln zu lassen? Es ist keine leichte Entscheidung für die Verantwortlichen.

    ZDF-Intendant Thomas Bellut erklärt am Dienstag, man habe erst Fakten sammeln wollen, bevor man das Programm unterbreche. Aber muss man mehr als anderthalb Stunden warten? Bei einem Vorfall, der an die Bluttat von Nizza erinnert und bei dem die Polizei früh von einem Anschlag ausgeht?

    Wie in der Nacht des Putschversuchs in der Türkei im Juli – als das Erste einen „Tatort“ wiederholt – fühlen sich viele besser vom US-Sender CNN und dessen deutschem Korrespondenten Frederik Pleitgen informiert als von den Öffentlich-Rechtlichen. Der Sohn des ehemaligen WDR-Intendanten berichtet live – während ARD und ZDF noch gar nicht auf Sendung sind. Pleitgen ist vor Ort, redet mit Augenzeugen.

    Soziale Netzwerke nach Anschlag in Berlin wichtig

    Noch am Abend aktiviert Facebook den „Safety Check“. Nutzer können so ganz leicht über das Netzwerk bekanntmachen, dass sie in Sicherheit sind. Er wird oft genutzt. Oft genutzt auch der Twitter-Hashtag #PrayForBerlin („Betet für Berlin“). Unter dem Stichwort werden Kurzbotschaften gebündelt.

    Um 21.39 Uhr meldet sich Regierungssprecher Steffen Seibert via Twitter zu Wort, es folgen Spitzenpolitiker aller großen Parteien mit Trauerbekundungen. Die Nachrichtensendungen zitieren sie. Auch der nordrhein-westfälische AfD-Chef Marcus Pretzell twittert: „Es sind Merkels Tote!“, schreibt er um 21.15 Uhr. Oder: „Ausländische Presse berichtet längst von ,Absicht‘, während man in Deutschland auf einen Unfall ,hofft‘.“ Und auch die Berliner Polizei twittert. Sie wird – wie bereits die

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