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AKW: Haben Terroristen unsere Atomanlagen im Blick?

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Haben Terroristen unsere Atomanlagen im Blick?

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    Das AKW Gundremmingen – ein potenzielles Ziel für Terroristen? Eine Mauer schützt seit 2015 das Zwischenlager der Anlage.
    Das AKW Gundremmingen – ein potenzielles Ziel für Terroristen? Eine Mauer schützt seit 2015 das Zwischenlager der Anlage. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die Urangst gab es schon in den 70er Jahren: Wenn Gegner und Befürworter der Nutzung von Atomenergie sich ihre Argumente entgegenschleuderten, kam irgendwann die Frage: „Was passiert, wenn Terroristen mit einem entführten Flugzeug in einen Atommeiler rasen?“ Heute ist die Angst vor terroristischen Attacken auf Atomkraftwerke wieder hochaktuell. Jüngstes Beispiel: Ein Bericht über Unterlagen zur deutschen Atomforschungseinrichtung Jülich, die angeblich bei einem mutmaßlichen Paris-Attentäter gefunden wurden. Die Aufregung ist groß, auch wenn der Verfassungsschutz umgehend dementierte.

    Das Redaktionsnetzwerk Deutschland – ein Rechercheverbund mehrerer Zeitungen – hatte berichtet, dass in der Brüsseler Wohnung des Paris-Attentäters Saleh Abdeslam Berichte und Fotos über die Anlage in Jülich gefunden wurden. Darunter auch Bilder, die den Vorstandsvorsitzenden der Kernforschungsanlage, Wolfgang Marquardt, zeigen. Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen habe mehrere Mitglieder des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestags darüber informiert. Das Redaktionsnetzwerk berief sich in seinem Bericht auf Mitglieder des streng vertraulich tagenden Gremiums.

    Hinweise, dass sich IS-Terroristen für AKW interessieren

    Kaum war der Bericht veröffentlicht, meldete sich der Verfassungsschutz zu Wort: Maaßen habe dazu „keine Gespräche mit Mitgliedern des Parlamentarischen Kontrollgremiums geführt“, hieß es. Auch aus dem Ausschuss kam Widerspruch: Der SPD-Abgeordnete Burkhard Lischka sprach von einer „Ente“. „Ich kenne niemanden, der informiert wurde“, sagte er. Ob brisante Story oder Zeitungsente, der Bericht über die Anlage im nordrhein-westfälischen Jülich verbreitete sich gestern wie ein Lauffeuer. Zwar wurde der dortige Versuchsreaktor bereits 1998 abgeschaltet. Doch noch immer lagern auf dem Areal in Castor-Behältern fast 290.000 tennisballgroße hoch radioaktive Brennstoffkugeln. Auch existiert nach wie vor eine Forschungseinrichtung für Nukleartechnik.

    Die Nervosität bei Politik und Behörden hat gute Gründe. In Belgien gab es zuletzt Indizien dafür, dass sich IS-Terroristen sehr für Atomanlagen interessieren. So wurden bei Hausdurchsuchungen in Brüssel im Zusammenhang mit den Anschlägen von

    Wie gut sind AKW geschützt?

    Wie steht es um den Schutz deutscher Atomanlagen? Die Behörden halten sich bei Anfragen zu diesem Thema mit Verweis auf Sicherheitsgründe bedeckt. Bekannt ist, dass Bewerber, die sich bei den Betreibern der Meiler um eine Stelle bemühen, intensiv unter die Lupe genommen werden. Besonders im Fokus stehen naturgemäß Mitarbeiter, die für Steuerung und Sicherheit der Kraftwerke zuständig sind. Dabei geht es auch darum, zu verhindern, dass radioaktives Material herausgeschmuggelt wird. Schließlich geht weltweit die Angst um, Terroristen könnten aus atomarem Abfall eine „schmutzige Bombe“ basteln.

    Doch die Sicherheitssysteme gegen den Diebstahl von Nuklear-Material gelten in deutschen Anlagen als sehr hoch. Allerdings gibt es augenscheinlich Anlass nachzurüsten: So wird das Zwischenlager des Atomkraftwerkes Gundremmingen seit 2015 durch eine gewaltige, 210 Meter lange und zehn Meter hohe Mauer geschützt. Das Bauwerk soll den Bunker für Atommüll vor Terrorakten schützen. Deutsche Experten halten jedoch die Gefahr für größer, dass Mitarbeiter, die sich unbemerkt radikalisiert haben, versuchen, einen Atomunfall zu verursachen.

    Allerdings, so versichern die Betreiber der Kraftwerke immer wieder, würde eine Einzelperson, die eine Katastrophe auslösen will, vom Betriebssystem zuverlässig ausgebremst. mit afp

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