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Kommentar: Klimaschutz ist teuer, aber kein Klimaschutz kostet noch mehr

Kommentar

Klimaschutz ist teuer, aber kein Klimaschutz kostet noch mehr

Stephanie Sartor
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    Die Wahrheit, an der kein Weg vorbei führt, ist: Die Emissionen an Treibhausgasen müssen sinken. Nicht nur in Deutschland, das ist freilich klar. Sondern weltweit.
    Die Wahrheit, an der kein Weg vorbei führt, ist: Die Emissionen an Treibhausgasen müssen sinken. Nicht nur in Deutschland, das ist freilich klar. Sondern weltweit. Foto: Alexander Rüsche, dpa

    Als Olaf Scholz am Montag in Gummistiefeln durch das vom Hochwasser verwüstete Reichertshofen stapft, sagt er einen Satz, der der ganzen Tragweite der Thematik nicht gerecht wird: Solidarität sei das, "was wir als Menschen am meisten brauchen". Natürlich ist Unterstützung wichtig – keine Frage. Doch es braucht jetzt vor allem auch ein Umdenken. Hin zu mehr Klimaschutz, der endlich aus der Fridays-for-Future-Ecke geholt werden muss, der endlich eine Bühne braucht, dem endlich das Image genommen werden muss, er sei nur Thema jutebeuteltragender junger Leute, die halt ein Hobby brauchen oder viel zu pessimistisch in die Zukunft schauen.

    Das Problem aber ist: Das Narrativ, dass der Klimaschutz den Menschen zu viel abverlangt und ohnehin viel zu teuer sei, hält sich hartnäckig. Es ist natürlich wahr: Klimaschutz kostet Geld. Viel Geld. Milliarden Euro. Aber wahr ist auch: Kein Klimaschutz kostet noch mehr, auch Menschenleben. 

    Zahl der Todesopfer durch Naturkatastrophen über dem Durchschnitt

    Im Jahr 2023 verursachten Naturkatastrophen weltweit Schäden von rund 250 Milliarden US-Dollar, wie der Rückversicherer Munich Re errechnet hat. Noch nie wurden in Nordamerika und in Europa derart hohe Gewitterschäden verzeichnet, zudem stieg die Zahl der Todesopfer durch Naturkatastrophen im Jahr 2023 auf 74.000 – deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Und man muss gar nicht in die Ferne schweifen: Im Ahrtal verloren im Jahr 2021 bei der Flut-Katastrophe 135 Menschen ihr Leben. Hinzu kamen Hunderte Verletzte und immense Schäden. Was, wenn nicht solche Schicksale und Zahlen, kann die Politik denn aufrütteln, kann sie dazu bringen, einzugestehen, dass Klima- und Hochwasserschutz zu sehr vernachlässigt wurden – und werden?

    Dass Deutschland auf keinem guten Weg ist, zeigt etwa der Bericht des Expertenrates für Klimafragen, der am Montag veröffentlicht wurde – just an dem Tag, als der Kanzler in Reichertshofen von Solidarität sprach, im Grunde war es kaum mehr als symbolträchtige Gummistiefelpolitik. Der Bericht des wichtigsten Klima-Expertengremiums der Bundesregierung jedenfalls sieht Deutschland beim Klimaschutz nicht auf Kurs. Man gehe von einer Verfehlung des Treibhausgas-Minderungsziels für das Jahr 2030 aus, hieß es. 

    Es wird immer öfter zu extremen Wetterereignissen kommen

    Dabei warnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vehement davor, dass die hohen Treibhausgas-Emissionen dazu führen, dass es immer öfter zu solchen extremen Wetterereignissen wie aktuell in Bayern kommt. Sehr vereinfacht erklärt: Je höher die Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre, desto mehr erhitzt sich unser Planet. Und je wärmer die Meere werden, desto mehr Feuchtigkeit gelangt in die Luft. Und desto mehr regnet es. 

    Die Wahrheit, an der kein Weg vorbei führt, ist: Die Emissionen an Treibhausgasen müssen sinken. Nicht nur in Deutschland, das ist freilich klar. Sondern weltweit. Im Moment aber ist diese Wahrheit noch nicht überall angekommen. Auch nicht in der Politik, die oft hilflos wirkt – und so, als sei man sich nicht bewusst, dass weiteres Zögern in Sachen Klimaschutz nicht verantwortbar ist. 

    Wie groß die finanziellen Schäden nach dem Hochwasser im Süden Deutschlands sind, ist noch nicht genau zu beziffern. Aber sie werden hoch sein. Wieder einmal. Und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ein Kanzler in Gummistiefeln in einem Hochwassergebiet steht. 

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