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US-Wahl 2024: Die Republikaner liegen Donald Trump zu Füßen

US-Wahl 2024

Die Republikaner liegen Donald Trump zu Füßen

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    Donald Trump feierte auch in Nikki Haleys Stammland South Carolina einen souveränen Sieg bei den Vorwahlen.
    Donald Trump feierte auch in Nikki Haleys Stammland South Carolina einen souveränen Sieg bei den Vorwahlen. Foto: Andrew Harnik, dpa

    Im gleißenden Licht der Scheinwerfer wirkte Donald Trumps Haartracht noch orangefarbener als sonst. Fast schien es, als hätte seine Tolle regelrecht Feuer gefangen. „Biden zerstört unser Land“, wetterte der Ex-Präsident und wechselte dann aufgekratzt in seine frühere Rolle als TV-Moderator einer Castingshow: „Joe, du bist gefeuert!“

    Keine sieben Minuten war es da her, dass die Wahllokale im südlichen US-Bundesstaat South Carolina geschlossen hatten. Anders als bei den republikanischen Primaries in New Hampshire, wo ihm die unterlegene innerparteiliche Konkurrentin Nikki Haley mit einem frühen Auftritt die Show gestohlen hatte, wollte Trump dieses Mal offensichtlich den Sieg rechtzeitig für sich reklamieren. Haley erwähnte er mit keinem Wort. Für den 77-Jährigen hat längst der richtige Wahlkampf begonnen, in dem sein Gegner Joe Biden heißt.

    Nach dem „Super Tuesday“ könnte Trump die Mehrheit sicher sein

    Mit der Einschätzung liegt Trump nicht falsch. Noch nie hat ein Bewerber vor ihm die innerparteiliche Kandidatenkür in Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina hintereinander eindeutig für sich entschieden. In South Carolina, dem Heimatstaat seiner letzten verbliebenen innerparteilichen Herausforderin Haley, holte Trump 60 Prozent der Stimmen. Noch wichtiger: Aufgrund des bizarren Wahlrechts fallen ihm mindestens 44 von 50 Delegierten zu. Schon Mitte März, kurz nach dem „Super Tuesday“, an dem in 15 Bundesstaaten gewählt wird, dürfte er die für die offizielle Krönung erforderliche Mehrheit der Delegiertenstimmen zusammenhaben.

    Trump siegt nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Vorstädten

    Trump ist der Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Daran hegt kein ernsthafter politischer Beobachter in den USA noch Zweifel. Wie sehr der Rechtspopulist seine Partei dominiert, lässt sich an den Nachwahl-Umfragen in South Carolina ablesen: Weder seine diversen Gerichtsprozesse noch seine jüngsten rassistischen Äußerungen oder seine Ermunterung des russischen Diktators Wladimir Putin, säumige Nato-Länder anzugreifen, haben ihm an der Basis geschadet. Trump liegt nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Vorstädten und in jeder Altersgruppe vorn. Haley konnte allein bei den unabhängigen und demokratischen Wählern punkten, die sich an dieser Primary ebenfalls beteiligen durften. Betrachtet man allein die republikanischen Wähler, dann fiel Trumps Sieg mit 73 Prozent noch eindeutiger aus.

    So ließ sich Nikki Haley an diesem für sie enttäuschenden Abend deutlich mehr Zeit, bevor sie um 20.30 Uhr – anderthalb Stunden nach den ersten, eindeutigen Prognosen – vor ihre Anhänger in einem Hotel in Charleston trat. Die 52-Jährige wirkte ernst und holte mit ihrem Dank an die Familie und alle möglichen Weggefährten so weit aus, dass man jeden Moment mit der Ankündigung ihres Rückzugs rechnete. „Hier ist die harte Wahrheit“, setzte sie tatsächlich an, doch dann redete sie über die Zerrissenheit des Landes, die Notwendigkeit eines Wechsels in der Politik – und dass ihr Kontrahent Donald Trump aufgrund seiner polarisierenden Art den Amtsinhaber Joe Biden nicht schlagen könne.

    Nikki Haley bleibt trotzig im Rennen

    „Ich bin Buchhalterin. Ich weiß, dass 40 Prozent nicht 50 Prozent sind“, kommentierte Haley ihr Ergebnis. Tatsächlich sind 40 Prozent im Mehrheitswahlrecht der Vorwahlen bedeutungslos. Aber die Ex-UN-Botschafterin argumentierte geschickt mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen im November: „40 Prozent sind auch keine kleine Gruppe.“ Tatsächlich ergab eine Nachwahlumfrage des rechten Senders Fox News, dass 59 Prozent der Haley-Wähler in South Carolina bei einem Ausscheiden ihrer Kandidatin nicht für Donald Trump stimmen würden. Sollte sich dieses Stimmungsbild verfestigen, wäre Trump zwar die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei sicher, doch würde er bei der eigentlichen Wahl ein Problem bei unabhängigen und moderaten Wählern bekommen.

    Das aber ändert nichts daran, dass es für Haleys traditionell republikanische Positionen samt Ukraine-Unterstützung an der Parteibasis keine Mehrheit gibt. Trotzdem will die 52-Jährige im Rennen bleiben – zumindest bis zum „Super Tuesday“ am 5. März. Bislang verfügt sie noch über ausreichende Finanzmittel. „Heute ist nicht das Ende der Geschichte“, verkündete Haley am Samstag. Es klang ein wenig trotzig. 

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