In Dresden hat sich am Montagabend eine Menschenkette formiert, die zwei Dinge symbolisiert: Zum einen das gemeinschaftliche Innehalten und Gedenken an die Bombardierung Dresdens von vor 67 Jahren, zum anderen der Zusammenhalt und gemeinsame Affront gegen Rechts.Tausende Menschen haben in Dresden der Opfer der Bombenangriffe auf die Stadt und ihrer Zerstörung vor 67 Jahren gedacht. In Predigten und Reden wurde zugleich daran erinnert, dass das millionenfache Leid im Zweiten Weltkrieg seinen Ursprung in Nazi-Deutschland hatte.
Menschenkette mit 13.000 Bürgern
Rund 13 000 Dresdner und Gäste formten eine Menschenkette um die Innenstadt und setzten damit ein deutliches Zeichen gegen Nationalsozialismus, Rassismus und Gewalt. Am Abend erzwangen tausende Gegendemonstranten, dass ein Aufmarsch von etwa 1600 Neonazis aus ganz Deutschland am Rande der City deutlich verkürzt wurde. Das Gedenken endete mit Konzerten und stillem Gebet in den Dresdner Kirchen. Rechtsextreme versuchen seit Jahren, die Zerstörung Dresdens durch alliierte Bomber im Februar 1945 für ihre Propaganda zu missbrauchen.
Die Menschenkette sei ein "klares Bekenntnis gegen Nationalsozialismus, Rassismus und Gewalt", sagte Dresdens Bürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Das allein reiche aber nicht. Es gehe auch darum, Tag für Tag Alltagsrassismus und Intoleranz zu bekämpfen.
Mehr als 1600 Rechtsextreme bei Neonazi-Aufmarsch
Vor der Bildung der Menschenkette hatten sich nach Angaben von Polizei und des Aktionsbündnisses "Dresden nazifrei" rund 2500 Menschen an dem Mahngang "Täterspuren" beteiligt. Dieser erinnerte an verschiedenen Stellen wie der Synagoge und der früheren Gestapo-Zentrale an die NS-Geschichte Dresdens. Bündnissprecherin Franziska Radtke zeigte sich erfreut über die "enorme Beteiligung".
An einem Neonazi-Aufmarsch nahmen nach Angaben der Polizei mehr als 1600 Rechtsextreme teil. Ihnen stellten sich tausende Gegendemonstranten entgegen, "Dresden nazifrei" sprach von 5000 bis 6000 Teilnehmern. Sie errichteten mindestens zwei große und mehrere kleinere Straßenblockaden und drückten ihren Unmut gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen mit "Nazis-raus"-Rufen, Trillerpfeifen und Sirenen aus. Wegen der Blockaden musste die Aufmarschstrecke der Rechtsextremen verkürzt werden. In den vergangenen zwei Jahren war es tausenden Gegendemonstranten gelungen, den Aufmarsch der Rechten zu blockieren.
Vor 67 Jahren starben in Dresden 25.000 Menschen
Die Polizei war mit rund 4500 Beamten im Einsatz, um Zusammenstöße zu verhindern. Laut Polizei blieb es am Montag weitgehend friedlich. Die Marschroute der Rechten war hermetisch abgeriegelt, an der Strecke hatten sich tausende Demonstranten versammelt. Bei Ausschreitungen von Linken und Rechten waren im vergangenen Jahr mehr als 100 Polizisten verletzt worden. Diesmal setzte die Polizei deutlich auf Deeskalation. Proteste der Neonazi-Gegner waren in Sicht- und Hörweite erlaubt. Neun Menschen aus beiden Lagern wurden wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, Bedrohung und Körperverletzungen vorübergehend in Gewahrsam genommen, teilte die Polizei mit. Die Polizei eskortierte die Rechtsextremen nach Ende ihres Aufmarsches am Abend bis zum Bahnhof zurück und schirmte sie von den Gegendemonstranten ab.
Bei den Luftangriffen britischer und amerikanischer Bomber am 13. und 14. Februar 1945 auf Dresden starben rund 25.000 Menschen. Weite Teile der historischen Altstadt wurden damals zerstört.
Am Samstag wird demonstriert
Für Samstag hat die Arbeitsgemeinschaft "13. Februar", ein breites Bündnis gesellschaftlicher Gruppen, zu einer weiteren Demonstration unter dem Motto "Mit Mut, Respekt und Toleranz" aufgerufen. Eine rechtsextreme Kundgebung war für das Wochenende zunächst nicht angemeldet.
Das Motto "Mit Mut, Respekt und Toleranz" zitierte der amtierende Bürgermeister Dirk Hilbert (FDP) bereits am Montag vor dem Rathaus, als er sagte: "Unsere Stadt steht fest zusammen, mit Mut, Respekt und Toleranz." Die Menschenkette zog sich etwa 3,6 Kilometer lang über die Elbe durch Alt- und Neustadt. Landtagspräsident Matthias Rößler, Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und der frühere Regierungschef Kurt Biedenkopf (beide CDU) reihten sich ebenso in die Menschenkette ein wie Künstler, Wissenschaftler, Schüler, Studenten, Unternehmer, Beamte, Rentner und Pfarrer. afp, dpa