Die Ampel-Regierung hat problematische Ministerpaare
Paartherapie auf Schloss Meseberg: Das Bundeskabinett hat sich nach etwas mehr als einem Jahr im Amt verhakt. Einige Minister pflegen regelrecht giftige Beziehungen.
Zwei Tage auf dem Land, um den Ärger des Alltags zu vergessen. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte seine Ministerriege nach Schloss Meseberg ins Brandenburgische eingeladen, um die Stimmung zu bessern. „Das, was hier stattgefunden hat, war ein sehr fühlbares Unterhaken“, sagte Scholz zum Abschluss am Montagnachmittag. Von ihm geisterte ein kleines Video durchs Internet, wie er bei einem kleinen Spaziergang frischen Schnee zu einem Ball formt. „Ich hab’ einen Schneeball geworfen, aber, wie es sich für einen Bundeskanzler gehört, auf niemanden“, erzählte er grinsend.
Der Kanzler wirkte gelöst, aber nach etwas mehr als einem Jahr im Amt sind die Gemeinsamkeiten der Ampel-Koalition aufgezehrt. Im Kabinett des Sozialdemokraten haben sich unter seinen Ministern einige Problempaare gebildet. Sie machen das Regieren schwer. Selbst der grausam-bedrohliche Krieg in der Ukraine führt nicht dazu, dass die Regierung eine feste Einheit bildet.
Das prominenteste Problempaar bilden Habeck und Lindner
Prominentestes Problempaar bilden Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner. Beide waren zuletzt dadurch aufgefallen, dass sie sich böse Briefe schrieben, die bewusst der Presse zur Leseprobe durchgestochen wurden. An der angespannten Beziehung der beiden Alpha-Männer lässt sich der Grundkonflikt der Ampel-Koalition besichtigen. Der Grünen-Wirtschaftsminister hat die Vision, Wirtschaft und Gesellschaft eines Industrielandes in hohem Tempo auf klimaneutral umzubauen. Einen großen Teil der Rechnung soll der Staat tragen. Wenn es eine Milliarde mehr kostet - wen stört das? Er geht aber nicht nur mit dem Scheckheft umher, sondern spricht als strenger Vater auch Verbote aus, wie zum Beispiel das geplante Aus für Öl- und Gasheizungen. Am Ende der Landpartie gab sich Habeck nicht streng, sondern salomonisch. In der Abgeschiedenheit fern der Hauptstadt seien die Misstöne und Störgeräusche draußen geblieben. Es sei ein Privileg, in dieser Bundesregierung zu arbeiten.
Der FDP-Finanzminister sprach von einer „guten Klausurtagung“. Dabei hat er eine andere Vision von der Zukunft wie Habeck. Der Staat soll das Geld zusammenhalten und Bürger und Unternehmen möglichst machen lassen. Die Schlagworte dafür sind Schuldenbremse, Autobahnausbau und Zukunft des Verbrennermotors. Dass sich die Arbeitsweise der Ampel-Regierung im zweiten Jahr zu einem einzigen Augenrollen gewandelt hat, liegt daran, dass Christian Lindner die Spielregeln geändert hat. Der 44-Jährige macht jetzt ernst mit der soliden Haushaltsführung. Bislang hat er mit Buchungstricks und Sondervermögen die Vorschrift des Grundgesetzes umgangen, zum Beispiel für die Aufrüstung der Bundeswehr oder den Schutzschirm gegen den Energiepreisschock. Diese auf Pump mobilisierten Milliarden sorgten dafür, dass die Risse in der Regierung zugeschüttet wurden. Damit ist es nun vorüber, was das Dreierbündnis schwer belastet. Alle Minister bekommen weniger Geld für ihre Herzensprojekte. Als Anführer der Grünen kämpft der Wirtschaftsminister nicht nur für seinen eigenen Beritt, sondern für die Anliegen der gesamten Partei.
Aus diesem Grund pflegt Habeck nicht nur zum Finanzminister ein schwieriges Verhältnis, auch der Beziehungsstatus mit Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist heikel. Wissing will mehr Schiene und mehr Autobahn, Habeck nur mehr Schiene. Ohne mehr Schiene wird der Verkehrssektor seinen CO2-Ausstoß nicht wie geplant senken. Doch Wissing lehnt es ab, die sprichwörtliche freie Fahrt für freie Bürger einzuschränken. Ausgang offen.
Kompliziert ist auch die Zusammenarbeit zwischen Justizminister Marco Buschmann und Innenministerin Nancy Faeser. Die SPD-Frau hält es für notwendig, dass die Telekommunikationsunternehmen zumindest kurzfristig die Internetdaten speichern, um gegen Kinderpornografie, Geldwäsche und organisierte Kriminalität vorgehen zu können. Auch die Ermittler von Polizei und Geheimdiensten dringen darauf. FDP-Mann Buschmann verteidigt die klassische freiheitliche Position seiner Partei, die die Daten nur nach konkretem Verdacht speichern lassen will.
Kanzler Olaf Scholz liegt mit seiner Außenministerin Annalena Baerbock im Clinch
Als Chef der zankenden Riege ist es an Kanzler Scholz, Zusammenhalt und Funktionsfähigkeit sicherzustellen. Dabei liegt er selbst mit seiner Außenministerin Annalena Baerbock im Clinch. Baerbock (Grüne) hat ihren Traum noch nicht aufgegeben, selbst Kanzlerin zu werden. Also fordert sie forsch Waffen für die Ukraine und erklärt, man führe einen Krieg gegen Russland. Auch gegen China will sie härter vorgehen, während Scholz im Verhältnis zu Moskau und Peking auf einem schmalen Grat wandelt.
Trotz der erkalteten Aufbruchsgefühle denkt in der Ampel keiner über eine Scheidung nach. Der Grund ist so simpel wie banal: Die Umfragewerte von SPD, Grünen und FDP sind schwach bis mittelprächtig. Die goldene Regel der Paartherapie lautet dazu passend, keinesfalls laut über eine Trennung zu sprechen. Denn sonst steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie kommt.
Die Diskussion ist geschlossen.
Die Regierung ist garantiert besser als das, was Herr Grimm zu berichten weiß. Dass er kein Freund dieses Farbenspiels ist, das ist nichts neues. Wenn drei so unterschiedliche Parteien sich zu einer Koalition zusammen finden, ist doch klar, dass es Diskussionsstoff gibt, dass manchmal auch Animositäten ausgetragen werden. Was aber zu kurz kommt, ist, dass keine Regierung, keine Koalition vorher in diesem Maß von Ereignissen überrollt wurde, wie sie die Ampel-Koalition nun zu verkraften hat. Natürlich prallen da manchmal Weltbilder aufeinander, aber erwachsene Menschen müssen auch fähig sein, daraus Kompromisse zu machen. Und das geschieht ja auch. Es ist leider so, dass jedes laue Lüftchen zu einem Sturmtief hochstilisiert wird, um ein vorzeitiges Ende der Ampel herbeizuschreiben. Dass die, die gerne immer so weiterwurschteln wollten, den C-Parteien hinterherweinen, ist verständlich – wirklich gut gemeint haben die C-Parteien mit denBürgern nicht – siehe Klimaschutz, siehe Energieversorgung usw. Schaut man sich an, was sie alles vorbringen – ein Konzept für die Herausforderungen der kommenden Jahre sieht anders aus. Es ist gut, dass Scholz eher ein Mann der leisen Töne ist, denn nicht immer hat der recht, der am lautesten brüllt.
(edit/mod/erneuten persönlichen Angriff gelöscht/NUB 7.3)
(edit/mod/persönlicher Angriff/NUB 7.3)
Es sieht so aus, als ob immer noch Einige nicht verkraftet haben, dass die CSU in der Bundesregierung nichts mehr zu sagen hat. Insbesondere bei Herrn Grimm fällt es schwer dies zu übersehen.
Die beiden größeren Parteien versuchen das Technologieland Deutschland zu einem Ideologieland umzubauen. Die FDP versucht das in Maßen zu verhindern. Mir fehlt jeglicher Weitblick aller 3 Koalitionspartner, es geht nur um das eingene EGO.
Auch der Umbau von der Leistungsgesellschaft zu einer Gesellschaft die mehr und mehr vom Staat fordert ist zukunftsschädigend (Bürgergeld etc).
Und ob die ungezügelte Zuwanderung in unsere Sozialsysteme (Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ausgenommen) hierzulande den Fachkräftemangel reduziert, darf ebenfalls bezweifelt werden.
Intelligente und qualifizierte Fachkräfte, die wir benötigen haben angesichts der langfristigen Prognosen für Deutschland als energie hochpreisiger und bröckelnder Industriestandort in Verbindung mit fehlendem Wohnraum sicher nur bedingt Interesse. Da kann der Wanderprediger Habeck sagen was er will, und die Medienlandschaft die mehr Meinungs- als Sachberichterstattung liefert trägt den Rest zur Vernebelung der Bürger bei.
Diese Ampel-Regierung Scholz ist schon nach gut einem Jahr am Ende. Lindner und seine FDP werden nach einer Wahlniederlage nach der anderen zur Opposition in der eigenen Regierung und blockieren, auch die schon beschlossenen Vorhaben. Die Kraft, die ungeliebte Koalition zu verlassen, hat die FDP aber nicht, denn zu sehr locken die hohen Ministergehälter und Dienstwagen-Privilegien. Kanzler Scholz ist offenbar zu schwach, um sich gegen die ewige Blockadehaltung von Lindner durchzusetzen, der dem Kanzler auf der Nase herumtanzt und die Menschen durch seine abgehobene Sprache veralbert. Neuwahlen würden die FDP wie
auch die Linkspartei an der 5 %-Hürde scheitern lassen, was kein Verlust für Deutschland wäre.
Die Ampel hat eine Jahrhundertkrise vorgesetzt bekommen, kaum, dass sie im Amt war und hat diese mit Bravour bewältigt.
Die eigentliche Agenda dieser Koalition konnte noch gar nicht angepackt werden. Dies steht jetzt an. Wir dürfen gespannt sein und uns darauf freuen. Ich tu's zumindest. :)))
Lobenswert, alle gemeinsam in der Kirche, aber was nutzt es? Oh Herr, lass Verstand regnen, Platsch, wieder daneben.