Warum eine verzweifelte Fachkraft aus China nicht mehr verzweifelt ist
Der 33-jährige Junmao Liao darf jetzt arbeiten. Die Neu-Ulmer Ausländerbehörde stellte ihm nun flott eine Bescheinigung aus. Öffentlicher Druck spielte wohl eine Rolle.
Überglücklich ist Junmao Liao. Nach wochenlanger Auseinandersetzung mit der Neu-Ulmer Ausländerbehörde darf der Ingenieur jetzt arbeiten. "Ja, es kann losgehen", sagt er. Eventuell noch diese Woche, vermutlich aber erst kommende Montag werde er seinen Dienst beim größten industriellen Arbeitgeber der Region antreten.
Die Blaue Karte gibt es jetzt für den Neu-Ulmer
Kaum berichteten wir über die Verzweiflung des Junmao Liao, war der Termin da. Und kaum war Liao auf dem Amt, hatte er eine vorläufige "Bescheinigung nach amtlichem Muster" in der Hand, die ihm seinen Dienstantritt ermöglicht. Liao ist froh über die Hilfe und Unterstützung, die er durch die Veröffentlichung seines Falles erfuhr. Denn er hatte Angst, seinen Job, den er noch gar nicht angetreten hatte, zu verlieren.
Schon Ende Juni hatte sich ein Konzern, wie berichtet, die Dienste des Junmao Liao gesichert. Als Kommunikationsingenieur bringt der frühere Wahl-Stuttgarter Fähigkeiten mit, die sein Arbeitgeber, etwa bei Themen wie dem autonomen Fahren, braucht. Im August zog der Ingenieur nach Neu-Ulm. Im Nachhinein betrachtet womöglich zu früh. Denn die so wichtige Blaue Karte beantragte Liao noch in Stuttgart. Die Blaue Karte ist ein Aufenthaltstitel für Hochschulabsolventinnen und -absolventen, mit dem die dauerhafte Zuwanderung von Hochqualifizierten aus dem Nicht-EU-Ausland nach Deutschland erleichtert und gefördert werden soll.
So reagiert das Landratsamt Neu-Ulm
Jetzt heißt es "Ende gut, alles gut" für Liao. Eigene Versäumnisse will die Neu-Ulmer Ausländerbehörde in dieser Sache nicht erkennen. Die Fragen, warum es ursprünglich sechs bis acht Wochen hätte brauchen sollen, bis die Akte in Neu-Ulm eintreffe - und weitere zwei bis drei Monate, um einen Termin zu bekommen - bleiben offen. Logisch: Dass der öffentliche Druck hilft, die Dinge bei einer Behörde zu beschleunigen, gibt kein Beamter und keine Beamtin in ganz Deutschland gerne zu.
Ausländeramt habe "kein Verantwortungsgefühl"
Die Behörde verweist darauf, dass die bisherige Aufenthaltserlaubnis des Herrn Liao Gültigkeit hatte. Ihm war deshalb bereits seitens der Behörde mitgeteilt worden, dass zwischenzeitlich eine Tätigkeit möglich sei. Seine Aufenthaltserlaubnis berechtige zur Ausübung einer Beschäftigung sowie zur Ausübung studentischer Nebentätigkeiten, die insgesamt jeweils 120 Tage oder 240 halbe Tage im Jahr nicht überschreiten darf.
Allerdings verträgt sich eine solche Befristung nicht mit den üblichen Arbeitsverträgen eines Großkonzerns für Hochqualifizierte, wie aus dem Umfeld des Liao-Arbeitgebers zu hören ist. Liaos Meinung über die Behörde steht fest: "Kein Verantwortungsgefühl."
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