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Jubiläum
30.06.2021

Hundert Jahre Kommunistische Partei China: Ein Besuch in der Partei-Kaderschmiede

An der „Wiege der Revolution“: In Jinggangshan werden ausgewählte Parteikader auf ihre weitere politische Laufbahn vorbereitet. Ein Revolutionsmuseum gibt es auch, und der „rote Tourismus“ erfreut sich in China zunehmend großer Beliebtheit. Besucher tragen gerne Uniform.

Vor hundert Jahren wurde die Kommunistische Partei Chinas gegründet. Ihr Einfluss ist enorm. Ein Besuch in ihrer Partei-Führungsakademie, in der jede kritische Frage abperlt.

Nur die loyalsten unter Chinas Parteikadern dürfen zur „Wiege der Revolution“ reisen, um sich dort in der Lehre von Generalsekretär Xi Jinping unterrichten zu lassen. Xi Jinping ist der zweifellos mächtigste chinesische Führer seit dem 1976 gestorbenen Mao Tse-tung, der 1921 Mitbegründer der Kommunistischen Partei Chinas war und später die Volksrepublik China ausrief.

Kommunistische Partei China hat Partei-Führungsakademie in Jinggangshan

Ke Hua, ein zierlicher Mann mit roter Krawatte und weit geschnittenen Hosenbeinen, verehrt beide sehr, natürlich. Er empfängt vor dem überdimensionierten Eingangstor der Partei-Führungsakademie in Jinggangshan, mehr als 1500 Kilometer von Peking entfernt. „Parteigeschichte zu lernen, ist ein Muss für jedes Kind in China. Wenn wir sie nicht ausreichend studieren, dann endet das im Desaster“, sagt er überzeugt, ernst und sichtlich stolz. Hier also, im subtropischen Bergregenwald der Provinz Jiangxi, wo sich einst Mao Tse-tung mit seinen Truppen zurückzog, um den kommunistischen Volksaufstand zu planen, werden Parteikader ideologisch auf Spur gebracht.

Ke Hua empfängt Besucher der Partei-Führungsakademie in Jinggangshan.
Foto: Fabian Kretschmer

An diesem Donnerstag feiert die Kommunistische Partei Chinas ihr hundertjähriges Gründungsjubiläum. Der einst lose Verbund rund um Mao ist inzwischen auf 92 Millionen Mitglieder angewachsen. Die Partei ist damit die größte weltweit. Unter Xi Jinping hat sie – nach einer kurzen Phase der Öffnung – wieder die Kontrolle über sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens erlangt.

Inszenierung und Zensur herrschen in der Partei-Führungsakademie der KP China

Um ausländischen Journalisten seine Sicht der Dinge darzulegen, hat der Staatsrat in Peking zu einer Pressereise nach Jinggangshan eingeladen. Schnell zeigt sich auf dieser, dass der Parteiapparat in keiner Weise an einem ehrlichen Austausch interessiert ist. Ausländische Journalisten erleben eine perfekte Inszenierung – und zahlreiche Beispiele von Selbstzensur. Diese kommt einer unsichtbaren Mauer gleich, an der jede kritische Frage abperlt. Wer sich dennoch erkundigt und etwas wissen will, gerät in einen Mahlstrom von Orwellscher Absurdität: Bis zur letzten Silbe lesen etwa Lokalpolitiker Phrasen von Manuskripten, auf Fragen gehen sie nicht einmal im Ansatz ein.

Die ausgewählten Parteikader, die man in die Akademie nach Jinggangshan schickt, werden in dem glattgefliesten Gebäudekomplex mit seinen dutzenden Vortragsräumen und Bibliotheksarchiven auf ihre weitere politische Laufbahn vorbereitet. Was sich wie ein staatlich verordneter Betriebsausflug anhört, ist der Versuch der chinesischen Regierung, die ideologischen Zügel noch strammer anzuziehen.

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Parteihistoriker der KP China: „roten Gene“ der Gründerväter weitertragen

In einem der Studierzimmer beginnt jetzt ein Parteihistoriker mit zerknautschtem Gesicht und heiserer Raucherstimme seinen vor Pathos triefenden Vortrag: Man solle dem Ruf Xi Jinpings folgen, die „roten Gene“ der Gründerväter weiterzutragen. Während auf einem riesigen LED-Display Zitate von Xi erscheinen, hört sein Publikum scheinbar regungslos zu. Es besteht überwiegend aus Männern im gehobenen Alter, viele haben Thermoskannen mit grünem Tee auf ihren Schreibtisch vor sich gestellt.

Xi Jinping, Staatspräsident und Parteichef: Seine Machtfülle ist enorm.
Foto: picture alliance, dpa, XinHua

Der 55-jährige Li Guobiao ist einer von ihnen. Er trägt das Parteiabzeichen auf der Brust und jene blaue Funktionsjacke, in die auch Xi Jinping bei Auftritten gekleidet ist. Li wurde nach Jinggangshan von seiner Firma entsandt, einem staatlichen Kohlebetrieb aus der westlichen Shanxi-Provinz.

Kommunistische Partei China: "Das übergeordnete Prinzip der Partei ist Marxismus"

Ob ihm Mao oder Xi wichtiger sei? „Das übergeordnete Prinzip der Partei ist Marxismus – ganz gleich ob unter Mao Tse-tung, Deng Xiaoping oder nun Xi Jinping“, sagt Li Guobiao. Die Kunst des ausweichenden Antwortens beherrscht er bereits gut. Und in diesem Moment fühlt man sich noch weiter entfernt von dem China, das sich als modern und aufstrebend gibt. Das der gläsernen Bürotürme Schanghais oder der innovativen Start-ups Pekings. Während sich die Volksrepublik wirtschaftlich nach wie vor auf der Überholspur befindet, wandelt sie sich unter Xi Jinping politisch zu einer Art „Nordkorea light“.

Der 67-Jährige ist seit 2012 Generalsekretär der Kommunistischen Partei und seit 2013 Staatspräsident. Seine Machtfülle ist enorm, er gilt als „Überragender Führer“. Xi hat ein paranoides Gesellschaftsklima geschaffen. Die Kommunistische Partei zu kritisieren, ja nur einzelne Regierungsmaßnahmen in Zweifel zu ziehen, das sei „regelrecht gefährlich geworden“, sagte ein europäischer Botschafter vor kurzem unter Zusicherung von Anonymität. Kürzlich bekräftigte Xi: „Ich werde der Partei treu sein, lebenslang für den Kommunismus kämpfen, und ich werde jederzeit bereit sein, alles für die Partei und das Volk zu opfern, und ich werde die Partei niemals verraten.“

Wie Chinesen über ihn denken? In privaten Zusammenkünften, wenn die gesellschaftlichen Konventionen wie Masken fallen, lassen sich durchaus kritische Töne vernehmen. „Auch auf uns wirkt die Propaganda seltsam“, sagt die Journalistin eines Staatsmediums: „Das ist erst seit einigen Jahren so extrem geworden.“ Und eine Übersetzerin im Alter von um die 30 meint: „Ein Land kann man nicht nur mit Ideologie führen.“ Sie ergänzt rasch: „Ich glaube, ich sollte jetzt besser aufhören zu reden.“

Generalsekretär Xi Jinping ist bei vielen Chinesen trotz Kritik beliebt

Trotz der Kritik ist Xi Jinping bei vielen Chinesen beliebt. Keineswegs grundlos: Er hat mit seinem Anti-Korruptionskampf dekadenten Parteikadern ihre Grenzen aufgezeigt und der Armutsbekämpfung hohe Priorität eingeräumt. Auch die Bürokratie ist unter ihm ungemein effizient geworden, die Städte grüner, die Luft sauberer, der Verkehr geordneter. Doch Chinas mächtiger Führer wird zugleich von einer Kontrollwut angetrieben.

Eine seiner Lehren geht auf die Sowjetunion zurück, die laut Xi nicht wegen zu starker Repression untergegangen ist, sondern im Gegenteil aufgrund zu lascher Kontrolle. Das möchte er unbedingt verhindern. Im April hat die Kommunistische Partei beispielsweise eine Telefon-Hotline eingerichtet, damit aufmerksame Bürger „historische Nihilisten“ bei den Behörden melden können. Jeder, der von der Partei-Linie abweicht, kann denunziert werden und muss mit Repressalien rechnen.

Kommunistische Partei China: Was nicht ins Bild passt, wird passend gemacht

Wie massiv auch die Geschichtsschreibung nach ideologischen Wunschvorstellungen zurechtgemeißelt wird, ist für jeden offensichtlich, der in Schulbüchern blättert, die Online-Suchmaschinen durchforstet oder die Parteitexte liest. Die blutige Niederschlagung der Pekinger Studentenbewegung am Tiananmen-Platz 1989, bei der es um Reformen und Demokratie ging, findet sich nirgends. Die „Kulturrevolution“ mit ihren Massakern und hunderttausenden Opfern, die Mao Tse-tung zur Festigung seiner Macht startete, wird zu einer harmlosen Übergangsperiode umetikettiert.

China feiert diese Woche das hundertjährige Bestehen seiner regierenden Kommunistischen Partei. Bei einer Show im Vorfeld versammeln sich als Rettungskräfte verkleidete Darsteller um eine Fahne der Partei.
Foto: Ng Han Guan, AP, dpa

Und dass Mao mit seiner fehlgeleiteten Wirtschaftspolitik die vielleicht schlimmste Hungersnot des 20. Jahrhunderts auslöste? Kommt im offiziellen Geschichtsbuch mit keinem Wort vor. Stattdessen heißt es: „Viele seiner richtigen Ideen zum Aufbau des Sozialismus wurden nicht gründlich umgesetzt, was zu internen Turbulenzen führte.“ Was nicht ins Bild passt, wird passend gemacht.

Zeitung China Daily berichtet von „wachsenden ‚roten Tourismus‘“

Wie der Umstand, dass das erste Treffen der Kommunistischen Partei ausgerechnet im französischen Kolonialviertel Schanghais abgehalten wurde. Vor dem einstöckigen Backsteingebäude lassen sich an einem sonnigen Vormittag ein paar chinesische Touristen fotografieren. Der Zutritt zu dem Museum ist untersagt: wegen Renovierungsarbeiten. Offenkundig möchte die Staatsführung jedoch möglichst wenig Aufmerksamkeit auf den Ort lenken, der in direkter Nachbarschaft von Juwelieren, Luxus-Designern und geparkten Lamborghinis liegt.

Lieber werden ganze Reisebusladungen nach Jinggangshan gekarrt, ins dortige Revolutionsmuseum. Von einem „wachsenden ‚roten Tourismus‘“ schreibt die Zeitung China Daily. Mehr als 100 Millionen Menschen hätten im Jahr 2020 „rote Reisen“ unternommen. Im Grunde sind es Pilgerreisen.

Relikte der „Roten Garden“ werden in Jinggangshan ausgestellt

Mit roten Kappen auf dem Kopf, roten Tüchern um den Hals und roten Flaggen in der Hand strömen die Besucher auf den Neubau in Jinggangshan zu, der sich an einen dicht bewaldeten Berghang schmiegt. Auf 10000 Quadratmetern werden Relikte der „Roten Garden“ präsentiert: zerlumpte Gewänder, primitive Flinten und aus Bambusschilf geschnitzte Messer.

In aufwendigen Videos und nachgestellten Bühnenbildern setzt man die Geschichte der Kommunistischen Partei in Szene und zelebriert sie. Die Tour-Guides in Soldatenuniform erzählen Anekdoten von Kadern, die den Sieg der kommunistischen Revolution mit ihrem eigenen Blut auf die Straßen der Dörfer geschrieben hätten. Und von Mao. Vermittelt wird, klar, ein geschöntes Bild: Beschworen wird der Geist der Revolution.

„Bislang wussten wir über Jinggangshan nur aus den Geschichtsbüchern."

Die 65-jährige Li ist mit ihrer Jugendfreundin aus ihrer Heimatstadt Urumqi angereist, um einmal „die Geburt der Roten Armee zu erfahren“. Die Ruhständlerinnen unternehmen eine „patriotische“ Chinareise, die sie bis zur Insel Hainan führen soll.

„Bislang wussten wir über Jinggangshan nur aus den Geschichtsbüchern. Es war ein Schock für uns zu sehen, unter welch harschen Umständen unsere Vorfahren gelebt haben“, sagt die Han-Chinesin, die ihren Vornamen nicht verrät. „Wir Chinesen müssen uns vereinigen. Nur so können wir unsere Ziele erreichen.“ Ob sie da an die Kommunistische Partei denkt?

Feier von KP China: In Peking werden Häuser geräumt und Straßen gesperrt

Kurz vor den Feierlichkeiten demonstriert diese, wie weit sie sich hundert Jahre nach ihrer Gründung vom Volk entfernt hat: In Peking etwa werden Häuserblöcke geräumt, Straßen gesperrt und die Innenstadt mit Polizei-Checkpoints zugepflastert. Die Partei Xi Jinpings ist zutiefst verschlossen und misstraut den eigenen Mitgliedern und dem eigenen Volk. Sie wird überdies immer elitärer. So sind lediglich wenige Prozent der neuen Mitglieder Arbeitsmigranten aus der Provinz. Das aber sind diejenigen, die als Lieferanten oder Bauarbeiter das moderne China aufbauen.

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