UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief beide Seiten zur äußersten Zurückhaltung auf. "Die politischen und religiösen Führer des Landes sollten sich zusammensetzen und eine dauerhafte Lösung für die Ursachen der Gewalt ausarbeiten", schlug Ban in einer Erklärung vor.
Der Vatikan zeigte sich über die blutigen Auseinandersetzungen entsetzt. Es handele sich jedoch "nicht um religiöse, sondern um soziale Unruhen", zitierte die italienische Nachrichtenagentur Ansa den Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Padre Federico Lombardi.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle rief alle Beteiligten zu "äußerster Besonnenheit" auf. "Ich erwarte von den Verantwortlichen in Nigeria, dass sie alles tun, um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen", hieß es in einer am Montag in Berlin herausgegebenen Erklärung Westerwelles.
Am Montag war bekanntgeworden, dass bei den Unruhen weit mehr Menschen getötet wurden als zunächst angenommen. Muslimische Nomaden hatten in der Nacht zum Sonntag drei christliche Dörfer angegriffen. Zunächst war von rund 100 Toten die Rede gewesen. Der amtierende Präsident Godluck Jonathan ordnete Alarmbereitschaft für die in Plateau stationierten Truppen an. In der zentralnigerianischen Region gilt bereits seit Januar eine nächtliche Ausgangssperre. Damals war es in der Stadt Jos zu schweren Kämpfen zwischen Christen und Muslimen gekommen, bei denen mehr als 300 Menschen getötet wurden.
Der Bundesstaat Plateau gilt als religiöses Pulverfass. Oft geht es um die wirtschaftliche Konkurrenz zwischen christlichen und muslimischen Gruppen. Angaben zum Hintergrund für den Angriff am Sonntag lagen zunächst nicht vor. Überlebende Dorfbewohner gingen von einem Racheakt aus, nachdem im Januar muslimische Dörfer von christlichen Banden überfallen worden waren.
In einer am Montag in der Zeitung "Guardian" veröffentlichten Stellungnahme klagte der Rat christlicher Kirchenführer, die in Jos stationierten Truppen seien zwar benachrichtigt worden, als das christliche Dorf Dogo Nahawa von muslimischen Nomaden belagert wurde. Die Soldaten seien jedoch erst Stunden später in dem fünf Kilometer entfernten Dorf eingetroffen. "Wegen ihrer Vorbehalte gegen Christen haben wir kein Vertrauen mehr in die Armee", zu die Kirchenführer.
Viele der Opfer waren Frauen und Kinder. "Sie drangen in die Häuser ein, riefen "Allah ist groß" und gingen mit Messern und Macheten auf die Bewohner los", schilderten die Kirchenführer den Angriff unter Berufung auf Augenzeugen.
Christen und Muslime haben in Nigeria jeweils einen Bevölkerungsanteil von etwa 50 Prozent. In der Politik wird traditionell auf ein Gleichgewicht zwischen dem überwiegend islamischen Norden und dem christlichen Süden geachtet. Wegen der Erkrankung des muslimischen Präsidenten Umaru Yar'Adua übt allerdings seit einigen Wochen dessen christlicher Stellvertreter Jonathan das Präsidentenamt aus, obwohl erst bei den Präsidentenwahlen im kommenden Jahr ein christliches Staatsoberhaupt an der Reihe wäre.