Naturkatastrophe im Indischen Ozean: Nach dem verheerenden Zyklon „Chido“ steht das französische Überseegebiet Mayotte vor einer humanitären Tragödie. Das genaue Ausmaß der Zerstörung ist auch am Dienstag noch unklar, Behörden sprechen jedoch von zahlreichen Todesopfern. Doch „Chido“ zog noch weiter und traf am Sonntag auch in Mosambik auf Land und richtete zahlreiche Verwüstungen an. Mindestens 34 Menschen sollen bereits ums Leben gekommen sein, über 300 weitere seien verletzt worden, berichtet die Katastrophenschutzbehörde des Landes.
Zyklon „Chido“ verwüstet auch Mosambik und fordert zahlreiche Todesopfer
Nach Angaben des Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen in Mosambik hat „Chido“ etwa 627.000 Menschen in Hochrisikogebieten im Land zurückgelassen, nachdem er auf Land getroffen war. Mit Windstärken von über 250 Kilometern pro Stunde hatte er über das Land hinweggefegt. Zusätzlich fielen rund 250 Liter Regen pro Quadratmeter. Wie groß die Zerstörungen wirklich sind, kann noch nicht gänzlich eingeschätzt werden.
Drei Tage zuvor hatte „Chido“ bereits im französischen Überseegebiet Mayotte, nordwestlich von Madagaskar im Indischen Ozean, verheerende Schäden angerichtet. Der Präfekt von Mayotte, François-Xavier Bieuville, erklärte gegenüber dem Sender Mayotte la 1ère, es könnte sich um mehrere Hundert bis sogar Tausend Tote handeln.
Mayotte: Zyklon „Chido“ wütet über Inselgruppe - Zahl der Opfer weiter unklar
Die Rede ist von rund 20 Toten sowie 1400 Verletzten. Der Präfekt betonte jedoch, dass die offiziellen Zahlen der Krankenhäuser wahrscheinlich nicht das wahre Ausmaß des tropischen Wirbelsturms widerspiegeln.
Nach muslimischer Tradition werden Verstorbene oft innerhalb von 24 Stunden von den Verwandten beerdigt, ohne dass sie in offiziellen Statistiken erfasst werden. Es dürfte daher schwierig sein, die tatsächliche Anzahl der Toten genau zu beziffern. Frankreichs geschäftsführender Innenminister Bruno Retailleau reiste am Montag auf die Insel, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Ihm zufolge werde es Tage dauern, bis ein umfassendes Bild vom Ausmaß des Zyklons „Chido“ vorliegt. Die Bergungs- und Räumungsarbeiten dauern auf Mayotte an.
Zyklon wütet im Indischen Ozean auf Mayotte: zahlreiche Menschen sterben
Besonders betroffen waren die ärmlichen Behausungen vieler Bewohner, die laut Innenminister Retailleau nahezu vollständig zerstört wurden. Tausende Haushalte waren ohne Strom, die Wasserversorgung und das Telefonnetz brachen zusammen. Straßen wurden blockiert, wodurch einige Gebiete von der Außenwelt abgeschnitten sind. Auch wichtige Einrichtungen wie das Krankenhaus und Schulen in der Inselhauptstadt Mamoudzou wurden vom Zyklon „Chido“ schwer getroffen.
Seit 90 Jahren hat Mayotte keinen so zerstörerischen Zyklon mehr erlebt, teilte die Präfektur auf Facebook mit. „Viele von uns haben alles verloren“, heißt es in der Mitteilung. Am Samstag fegten Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von über 220 Kilometern pro Stunde über die Insel. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron drückte in einer Rede sein Mitgefühl aus: „Ich denke an unsere Mitbürger auf Mayotte, die in den vergangenen Stunden das Schlimmste erlebt haben.“
Auf der Inselgruppe im Indischen Ozean leben etwa 310.000 Menschen. Ein Drittel der Menschen lebt überwiegend in Blechhütten. Laut den Behörden werden die Betroffenen in 70 Notunterkünften untergebracht.
Zyklon verwüstet Mayotte: Inselgruppe mit besonderer Bedeutung
Am örtlichen Flughafen wurden ebenfalls Beschädigungen gemeldet. Die örtlichen Behörden hatten die Menschen dazu aufgerufen, wegen der schweren Naturkatastrophe in einer soliden Behausung Schutz zu suchen und nicht nach draußen zu gehen.
Mayotte, das aus der Hauptinsel Grande-Terre und der kleineren Petite-Terre besteht, liegt strategisch im Indischen Ozean zwischen Mosambik und Madagaskar. Die Inselgruppe zeichnet sich durch eine Mischung aus afrikanischen, arabischen und französischen Einflüssen aus.
Trotz ihrer Lage in einer der ärmsten Regionen der Welt gehört Mayotte administrativ zu Frankreich und ist als kolonialer Restbestand Teil der Europäischen Union. Allerdings kämpft das Gebiet mit großen sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen, darunter eine hohe Arbeitslosenquote und unzureichende Infrastruktur. (mit dpa)
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