Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Zum Tod des Schauspielers: Joachim Fuchsberger war ein Star mit Stil

Zum Tod des Schauspielers

Joachim Fuchsberger war ein Star mit Stil

    • |
    Joachim Fuchsberger und seine  Gundula bei der Premiere des Films "08/15" 1954 in München. «Blacky» Fuchsberger starb am 11.09.2014 im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Grünwald.
    Joachim Fuchsberger und seine Gundula bei der Premiere des Films "08/15" 1954 in München. «Blacky» Fuchsberger starb am 11.09.2014 im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Grünwald. Foto: Georg Göbel dpa

    Man sollte Joachim Fuchsberger in seinen späten Jahren nicht festmachen an den zahlreichen Krankenhausaufenthalten und an Äußerungen wie „Mein Verfallsdatum ist längst überschritten“ und an seinem Sinnieren über den Tod in Gedichtform. „Aus hohlen Augen grinst er dich an und sagt: Kommst du freiwillig mit, alter Mann?“

    Denn der alte Mann, der auf Fotos oft hinfällig und müde wirkte, dachte gar nicht daran, freiwillig mitzugehen. Wie sein bayerisch-mythologischer Lieblingscharakter, der Brandner Kasper, handelte er auch immer wieder beim Tod, dem Boandlkramer, ein bisschen Lebenszeit aus.

    Joachim Fuchsberger schwärmte von seiner Frau

    Joachim Fuchsberger: Wichtige Filme seiner legendären Karriere

    "08/15" (1954): Fuchsberger erlebt in diesem derben Militärdrama nach der Romantrilogie von Hans Hellmut Kirst als Wehrmachts-Gefreiter kurz vor Kriegsausbruch 1939 unmenschlichen Drill.

    "Der Frosch mit der Maske" (1959): Fuchsberger jagt als Hobby-Ermittler Richard Gordon den Chef einer Verbrecherbande und hilft seinem Onkel bei Scotland Yard. Der Krimi gilt als erster deutschsprachiger Edgar-Wallace-Film der Nachkriegszeit.

    "Die toten Augen von London" (1960): Gruseliger als die üblichen Edgar-Wallace-Filme: Fuchsberger verfolgt als Inspektor Larry Holt eine Bande von blinden Verbrechern durch London.

    "Das Gasthaus an der Themse" (1962): Dieser Edgar-Wallace-Klassiker glänzt mit einer Traumbesetzung. Alle sind sie dabei - Klaus Kinski, Eddi Arent und Brigitte Grothum. Mittendrin: Fuchsberger als Inspektor Wade. Mit 3,6 Millionen Kinobesuchern der erfolgreichste Edgar-Wallace-Film.

    "Der Hexer" (1964): Die Publikumslieblinge Joachim Fuchsberger und Heinz Drache standen für diesen Klassiker gemeinsam vor der Kamera.

    "Das fliegende Klassenzimmer" (1973): In dieser 1970er-Jahre-Verfilmung des Kinderbuchklassikers von Erich Kästner spielt Fuchsberger den Lieblingslehrer der Schüler.

    "Der Fan" (1981/82): Fuchsbergers Ausflug ins Horrorkino mit Désirée Nosbusch wird von den Kritikern verrissen. "Blacky" schadet das nicht. Er hat nur eine kleine Nebenrolle und spielt sich selbst als Showmoderator.

    "Neues vom Wixxer" (2006/07): Fuchsberger nimmt sich im fortgeschrittenen Alter selbst aufs Korn. Er macht bei einer Wallace-Parodie mit. Das Drehbuch schreiben die Comedy-Edelfedern Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka und Oliver Welke.

    Die nutzte Fuchsberger im Mai dieses Jahres für einen großen Auftritt bei Markus Lanz. Unglaublich, zu welcher Form der 87-Jährige in der ZDF-Talkshow auflief. In anrührenden Worten schwärmte er, wie er vor gut 60 Jahren am Starnberger Bahnhof in München seine spätere Ehefrau Gundula Korte zum ersten Mal sah. „Es war wie ein Gewitter, Föhn und Blitzschlag zugleich.“

    Jahrzehnte nach der ersten Begegnung erzählte der Schauspieler und Fernsehstar gern die Geschichte des griechischen Ehepaars Philemon und Baucis. Der alten phrygischen Sage zufolge wollen die beiden gemeinsam sterben, Hand in Hand. Ein Gedanke, der Fuchsberger fasziniert hat. „Gemeinsam sterben. Nicht den einen verlassen, der nicht mehr weiterweiß. Aber dieser wunderbare Traum wird wohl unerfüllt bleiben.“

    Er blieb es. Denn Fuchsberger ist am Donnerstag in seinem Haus in Grünwald bei München gestorben, wie seine Frau berichtete.

    Den Fuchsberges war kein glücklicher Lebensabend gegönnt

    Ein glücklicher Lebensabend war dem Schauspieler und seiner Frau nicht gegönnt. Im Oktober 2010 ertrank ihr zuckerkranker Sohn Thomas. Ein unendlicher Schmerz. „Es ist in unserem hohen Alter eine brutale Beendigung unserer Lebensfreude, die wir noch hatten“, erklärte Fuchsberger danach in einem Interview.

    Zurück blieb das Paar, von dem Fuchsbergers Bühnenpartner, der Schauspieler Ralf Bauer, einmal gesagt hat: „Seit über 50 Jahren, wenn sie einschlafen, halten sie Händchen.“ Oft wurde der Publikumsliebling nach dem Geheimnis seiner Ehe gefragt. „Viele Menschen heutzutage wissen nicht, was es bedeutet, sich bedingungslos auf einen Menschen einzulassen, die Wünsche des anderen zu respektieren und nicht zu versuchen, ihn umzukrempeln“, hat Fuchsberger bei Lanz unter Beifall behauptet.

    Das Tralala der Branche war nicht sein Ding

    Joachim Fuchsberger war ein Phänomen. Was seine Popularität angeht, war er aufgrund seiner Vielseitigkeit anderen Showmastern der frühen Jahre wie Peter Frankenfeld oder Hans Rosenthal überlegen. Denn Fuchsberger war der einzige deutsche Kinoheld, der sich auch eine große Fernsehkarriere mit der Show „Auf los geht’s los“ und dem Talk „Heut’ abend“ erarbeitet hat.

    Das fröhliche Tralala der Branche war nicht sein Ding. Denn der am 11. März 1927 in Stuttgart Geborene wurde noch als Schüler zur Wehrmacht eingezogen. Er und viele Altersgenossen hätten „nichts gelernt außer töten“, sagte Fuchsberger 2011 im Hessischen Rundfunk.

    1950 begann zaghaft die Karriere des Joachim Fuchsberger als Nachrichtensprecher bei Radio München, dem späteren Bayerischen Rundfunk (BR).

    Aus dieser Zeit stammt auch sein Spitzname „Blacky“. Der nichts mit seinem früher dunklen Haar zu tun hatte, wie oft behauptet wurde, sondern mit einer BR-Anekdote. Nachdem Fuchsberger einmal betrunken die Nachtnachrichten gelesen hatte, ermahnte ihn der BR-Intendant, künftig keine „Blackys“ (Black & White Whisky) mehr bei der Arbeit zu trinken.

    "Blacky" - der pfeiferauchende Ermittler in Edgar-Wallace-Filmen

    Da das deutsche Kino in den Wirtschaftswunderjahren gut aussehende junge Männer brauchte, um flügge gewordene Damen auf ihren Urlaubsreisen nach Südtirol oder Venedig zu beflirten, durfte auch „Blacky“ ran. Doch der war den jugendlichen Liebhaber bald leid. In den Edgar-Wallace-Filmen spielte er dann in den 60er Jahren vor englischer Kulisse den pfeiferauchenden Ermittler im Trenchcoat. Aber ein James Bond, der die Schönheiten zwischen Seidenlaken aufs Kreuz legte, war er nicht. Vielmehr diente sein Rücken Karin Dor, Grit Boettcher oder Brigitte Grothum als Schutz, wenn deren Unschuld in Nöten geriet.

    Er lud regelmäßig "Zum Blauen Bock: Heinz Schenk, hier auf einem Bild aus dem Jahr 1979. Schenk starb 2014 im alter von 89 Jahren.
    Icon Galerie
    11 Bilder
    Sie lockten regelmäßig Millionen Menschen vor die Fernseher - die großen deutschen Showmaster. Hier die deutschen TV-Legenden.

    Der Sprung von Opas Kino ins angesagtere Fernsehen gelang dem sympathischen Schauspieler mühelos. Zwischen 1977 und 1986 moderierte er „Auf los geht’s los“. Von Dezember 1980 bis Januar 1991 präsentierte er außerdem die BR-Talkshow „Heut’ abend“, die so beliebt wurde, dass sie bald ins ARD-Abendprogramm übernommen wurde. Denn die Zuschauer mochten Fuchsberger, der, ganz Gentleman, seine Gäste gut aussehen ließ. Die Kritiker dagegen hatten oft einiges an seiner Art auszusetzen. Weil Fuchsberger schon gerne kokettierte, seine Auftritte durchaus genoss und ihm in der Samstagabend-Unterhaltung auch das Charisma eines Hans-Joachim Kulenkampff abging.

    Fuchsberger: "Der Tod ist für mich das Ende"

    Da wurde mit zweierlei Maß gemessen. Wenn „Kuli“ Herrenwitze erzählte und eine halbe Stunde überzog, störte das keinen. „Blacky“, dem ähnliche Scherze übel genommen wurden, litt gelegentlich unter einer rigiden Stoppuhr-Politik. Schlagzeilen machte Fuchsberger, als er nach einer verlorenen Wette bei „Wetten, dass ..?“ seine Quizshow in Nachthemd und Hausschuhen präsentierte. Am Ende seiner Show-Karriere zog der Veteran, als er sich mal wieder über Senderpolitik geärgert hatte, ein unmissverständliches Fazit: „Macht euren Dreck allein“ – in Anlehnung an ein Zitat des sächsischen Königs Friedrich August III. Er zog nach Australien und drehte Dokumentarfilme.

    „Der Tod ist für mich das Ende und Feierabend“, hat der Agnostiker einmal gesagt. Mit dem Tod des „Fernsehsauriers“ (Fuchsberger) ist gleichzeitig eine große TV-Ära zu Ende gegangen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden