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Social-Media-Verbot in Australia: Auch in Deutschland möglich?

Soziale Medien

Social-Media-Verbot in Australien: Was Eltern hierzulande wissen müssen

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    Australien geht gegen Tech-Konzerne vor und schränkt die Nutzung von Social Media für Kinder unter 16 Jahren ein. Fast 60 Prozent der Jugendlichen in Deutschland nutzen TikTok regelmäßig.
    Australien geht gegen Tech-Konzerne vor und schränkt die Nutzung von Social Media für Kinder unter 16 Jahren ein. Fast 60 Prozent der Jugendlichen in Deutschland nutzen TikTok regelmäßig. Foto: Hannes P. Albert, dpa

    Australien hat ein weltweit viel beachtetes Gesetz beschlossen, demzufolge Jugendliche künftig erst ab 16 Jahren Zugang zu sozialen Medien erhalten. Die Plattformen haben nun zwölf Monate Zeit, um eine entsprechende Alterskontrolle umzusetzen. Falls die Konzerne keine Maßnahmen ergreifen, drohen ihnen Strafen – von umgerechnet bis zu 31 Millionen Euro. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

    Wäre ein Social-Media-Verbot wie in Australien auch in Deutschland möglich?

    In Deutschland ist derzeit kein Verbot dieser Art in Planung. Zudem gibt es kein gesetzlich festgelegtes Mindestalter für Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien. Theoretisch müssten Eltern von unter 16-Jährigen einer Nutzung zustimmen. Jedoch wird diese Zustimmung nur selten verifiziert – und Geburtsdaten lassen sich bei der Registrierung leicht fälschen. Eine Regelung wie in Australien sei aber auch in Deutschland möglich, sagt Thorsten Naab vom Deutschen Jugendinstitut in München. Eine solche Gesetzgebung müsse wohl auf Bundesebene angestrebt werden. „Man kann das zum Beispiel mit dem Jugendschutz begründen.“

    Wer kontrolliert das Social-Media-Verbot in Australien? Wie wird das Gesetz umgesetzt?

    Das Gesetz in Australien schreibt den Plattformbetreibern vor, ihre Altersregelungen durchzusetzen. Die Pflicht, das Mindestalter der Nutzerinnen und Nutzer zu überprüfen, wird nicht den Eltern, sondern den Tech-Konzernen zufallen. Für Jugendliche oder Eltern soll es keine Strafen geben. TikTok, Snapchat oder Instagram sollen zur Verantwortung gezogen werden.

    Wie die Alterskontrolle genau durchgeführt werden soll, lässt das australische Gesetz offen. Denkbar ist eine Kontrolle aller Nutzer anhand biometrischer Daten, aber auch eine staatliche Identifikation oder eine Verifikation durch Drittanbieter ist möglich. Wer im Internet ein Bankkonto eröffnen möchte, kennt solche Verfahren. In Australien erklärte das Unternehmen Meta, zu dem Facebook, Instagram und WhatsApp gehören, dass es sich an die neue Gesetzgebung halten werde. Der Konzern argumentierte allerdings, dass die Alterskontrolle schon beim Download der Social-Media-Apps von Apple oder Google geprüft werden sollte.

    Ab welchem Alter empfehlen TikTok und Co. die Nutzung von sozialen Medien in Deutschland?

    Für Snapchat und TikTok liegt das Mindestalter nach eigenen Angaben bei 13 Jahren. Nur: Das Alter werde zwar abgefragt, sagt Naab vom Deutschen Jugendinstitut, eine echte Kontrolle gebe es jedoch nicht. Laut einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom besitzen in der Altersgruppe der 13- bis 15-Jährigen – also derjenigen, die von einer Anhebung des Social-Media-Mindestalters betroffen wären – in Deutschland 90 Prozent ein Smartphone.

    Ist eine technische Sperre für TikTok und Snapchat für Kinder möglich?

    Ja, bevor Snapchat und TikTok überhaupt auf dem Smartphone sind, können Eltern auf dem Gerät eine Kindersicherung einrichten. Zudem ist es möglich, den Zugang zum Internet, zum App-Store von Apple oder zum Google Play Store zu sperren, sodass die Apps nur unter Aufsicht heruntergeladen und eingerichtet werden können.

    TikTok ist eine App, in der kurze Videos geschaut und erstellt werden können. Weltweit nutzen sie etwa 1,5 Milliarden Menschen. Täglich sollen nach Schätzungen etwa 100 Millionen Videos hochgeladen werden. Bei TikTok kann der Zugang auf zwei Arten beschränkt werden: Der begleitete Modus erlaubt Eltern, die Nutzungszeit einzustellen. Sie können regulieren, mit wem ihr Kind in Kontakt tritt und entscheiden, nach welchen Inhalten das Kind suchen kann. Außerdem werden Videos für Erwachsene den Heranwachsenden nicht angezeigt. Um den begleiteten Modus zu nutzen, muss TikTok sowohl auf dem Gerät des Kindes als auch auf dem Gerät der Eltern installiert sein. Der eingeschränkte Modus wiederum filtert Inhalte heraus, die nicht für Kinder geeignet sind. Was darunter fällt, bestimmt der Plattformbetreiber. Im eingeschränkten Modus sind einige Funktionen nicht verfügbar. Der Modus kann jederzeit ein- oder ausgeschaltet werden. Eltern können ihn auch über den begleiteten Modus verwalten.

    Snapchat ist eine Plattform zum Versenden von Bildern und Videos. Kinder können hier leicht nicht altersangemessene Inhalte zugesendet bekommen. Angeboten wird daher die Funktion „Familienzentrum“: Ähnlich wie beim begleiteten Modus auf TikTok können Eltern sehen, mit wem sich ihre Kinder unterhalten, die Inhalte bleiben ihnen aber verborgen. Eltern können auf Snapchat auch in den Einstellungen überprüfen, welchen Geburtstag ihre Kinder angegeben haben.

    Können die Beschränkungen für Kinder in sozialen Netzwerken umgangen werden?

    Um zum Beispiel auf den eingeschränkten Modus auf TikTok zugreifen zu können, benötigt man das zugehörige Passwort. Das bedeutet, dass zunächst ein Elternteil ein Passwort auswählen muss, um die Funktion zu aktivieren. Ist das Passwort den Kindern und Jugendlichen bekannt, können die Beschränkungen natürlich umgangen werden.

    Worauf sollten Eltern beim Medienkonsum ihrer Kinder achten?

    Kinder und Jugendliche sollten laut Digitalverband Bitkom auf ihrem Weg in die digitale Welt begleitet werden – sowohl durch Unterricht zu Digitalkompetenzen in den Schulen als auch durch das Elternhaus. „Um Kinder an einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien und Technik heranzuführen, sollten Geräte in jungen Jahren zunächst gemeinsam mit den Eltern genutzt und es sollte über altersgerechte Inhalte gesprochen werden“, heißt es von Bitkom.

    Häufig nehmen sich Eltern jedoch zu wenig Zeit, weil die Technik für sie zu kompliziert oder das Konfliktpotenzial zu hoch ist. So wird der Medienkonsum ihrer Kinder nicht besprochen. Die EU-Initiative „klicksafe“ rät, dass Eltern bei den Netzwerken ein eigenes Profil anlegen und Inhalte recherchieren. Sie sollten die Funktionen und Mechanismen kennen. Chatfunktionen etwa sollten sie selbst testen, um ein mögliches Suchtpotenzial nachempfinden zu können.

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    3 Kommentare
    Franz Xanter

    Eine Anmerkung: Ich stelle mir eine VPN-Verbindung ins Ausland her, melde mich dortig bei einer Social-Media-Seite an, natürlich ohne Altersbeschränkung, und anschließend kann ich mich in meinem Australien mit den entsprechend erhaltenen Zugangsdaten zum Social-Media-Bereich problemlos lokal anmelden. Und jetzt? Wie will bzw. soll etwas kontrollierte werden, was nicht zu kontrollieren ist?

    Thomas Keller

    Es wird halt doch der Ball an die Eltern zurückgespielt werden müssen. Vielleicht kann man dem Nachwuchs beibringen das sich dumme Leute dummes Zeug anschauen, Intelligentere Leute eben Gehaltvolleres.

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    Martin Goller

    Wenn man sich Teile große Teile der Elterngeneration ansieht, ist es da nicht weit her - da werden lustig Falschmeldungen (Flüchtlinge fressen Kinder! - Habeck kommt morgen und reißt deine Heizung raus! - Kindergärten hassen Weihnachten!) verbreitet und man geifert genauso wie die Kinder.

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