Äußerlich blieb er gelassen. Irgendwie wirkte Markus Lanz am Samstagabend nach dem Rummel um seine umstrittene Talkshow mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht wie ein Hund, der sich nach einigen Tritten kurz schüttelt und weiter trottet. Während der ZDF-Show „Wetten, dass..?“ aus Karlsruhe ging er nur zweimal kurz auf seine Online-Kritiker ein, die ihn mit einer groß angelegten Petition unter Beschuss genommen hatten. Irgendwie witzig bemüht das Ganze, aber der 44-Jährige hatte das Publikum auf seiner Seite.
Die Probleme mit dem einstigen Aushängeschild deutscher Fernseh-Unterhaltung bekommt er dennoch nicht von der Backe. Die Quoten-Talfahrt von „Wetten, dass..?“ für Lanz geht weiter. Ausgerechnet gegen die private Konkurrenz zog das stets auf öffentlich-rechtliche Qualität vertrauende ZDF den Kürzeren.
Dschungelcamp schlägt "Wetten, dass..?"
Sieger am Samstagabend wurde die RTL-Dschungelshow „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“. Es genügte, dass RTL eine halbe Stunde lang zeitgleich mit Lanz und Co. sendete. Fazit: Das Dschungelcamp holte 8,33 Millionen Zuschauer, erreichte einen Marktanteil von 31,1 Prozent und wurde im Vergleich zu „Wetten, dass..?“ erstmals die meistgesehene Sendung am Samstagabend.
Beim ZDF müssten jetzt die Alarmglocken läuten
Lanz musste sich mit 6,31 Millionen Zuschauern und 19,4 Prozent Marktanteil begnügen. Es ist ein historischer Tiefstand. Beim ZDF müssten jetzt die Alarmglocken läuten. Sogar der Effekt, wonach Negativ-Werbung auch eine Werbung ist und die Zuschauer neugierig macht, blieb aus.
Denn in der vergangenen Woche war Lanz wegen seines Umgangs mit Sahra Wagenknecht in seiner spätabendlichen Talkshow in die Kritik geraten. Eine Online-Petition gegen den 44-Jährigen zählte am späten Sonntagvormittag mehr als 200.000 Unterschriften.
Lanz nimmt Bezug auf Online-Petition
In Karlsruhe unterspielte der Südtiroler die Debatte. Er wolle das noch junge neue Jahr „gemütlicher angehen“ und gerade „mit dem Blick auf die vergangenen Tage ist mir das hervorragend gelungen.“
Eher mit einem Augenzwinkern ging Lanz bei der Präsentation der Stadtwette auf den von Kritikern entfachten Shitstorm ein. 100 Menschen sollten in Bauarbeiter-Outfit zur Halle kommen und zu dem Oldie „YMCA“ tanzen. „Wenn Sie sagen, ich bin Karlsruher und mir stinken diese Baustellen, dann machen sie entweder eine kleine Online-Petition oder kommen Sie einfach hierher zu uns in die Stadt.“
Gemütlich-altbacken holt die ZDF-Show keine Quoten
Ansonsten verlief die Show eher gemütlich-altbacken, oft unterbrochen von den Standard-Begrüßungsfloskeln des Moderators: „Schön, dass Sie da sind“ oder in der Kumpel-Variante: „Schön, dass Ihr da seid.“ Am Ende siegte der Kandidat mit der einzigen wirklich originellen Wette. Der 19 Jahre alte Joshua Schütze aus Felm bei Kiel balancierte auf einem Bein auf drei Leitern und schraubte in fünf Metern Höhe Glühbirnen ein. Was ihn bei den Zuschauern zum Wettkönig machte.
Daneben warb die Sendung kräftig für die ZDF-Abendfilme samt hochschwangerer Yvonne Catterfeld und dem „Bergdoktor“ Hans Sigl, der mit Peter Maffay „Über sieben Brücken musst Du gehen“ singen durfte und sich darüber wie ein Schneekönig freute.
In dieser Saison gibt es noch zwei Ausgaben von „Wetten, dass..?“. Es dürfen Wetten angenommen werden, ob es im Herbst mit oder ohne Markus Lanz oder überhaupt weitergeht.