Sie war das kleinste seiner Schiffe, aber das größte Symbol seines Erfolges: Auf der Privatjacht „Christina“ inszenierte sich der griechische Reeder Aristoteles Onassis. 50 Jahre nach dem Tod des Tanker-Magnaten steht sein schwimmender Palast jetzt zum Verkauf. 90 Millionen Dollar soll die immerhin 82 Jahre alte „Christina“ kosten – eine rekordverdächtige Summe für ein so altes Schiff.
Mit ihrer 99,15 Metern Länge, einer Wasserverdrängung von 2250 Tonnen und 17 Kojen für 34 Passagiere ist sie heute zwar nicht mehr die längste oder größte Superjacht der Welt. Die beiden MAN-Dieselmotoren bringen das Schiff auf eine Geschwindigkeit von 16 Knoten, umgerechnet 30 Stundenkilometer. Auch das ist nicht besonders viel. Aber keine Privatjacht hat so viel Prominenz beherbergt wie die „Christina“: Zu den Gästen gehörten Marilyn Monroe, Elizabeth Taylor und Richard Burton, Frank Sinatra, John F. und Jackie Kennedy, Maria Callas, Richard Branson, John Wayne, John D. Rockefeller und Paul Getty. Grace Kelly und Fürst Rainier von Monaco feierten an Bord der „Christina“ ihre Hochzeit. Zu den treuesten Gästen gehörte der britische Ex-Premier Winston Churchill. Er unternahm acht Kreuzfahrten auf der Onassis-Jacht. „Churchill war eine sehr seltsame Person“, erinnerte sich ein ehemaliges Besatzungsmitglied: „Wegen seines enormen Gewichts verbrachte er die meiste Zeit essend, trinkend oder schlafend in einem Sessel an Deck.“
Onassis bezahlte für die „Christina“ nur einen Bruchteil
Die Geschichte der heutigen „Christina“ geht zurück bis ins Jahr 1943. Damals lief das Schiff als Fregatte „Stormont“ auf der kanadischen Vickers-Werft vom Stapel. Schon 1948 musterte die kanadische Marine das Schiff wieder aus. Onassis kaufte die bereits zur Verschrottung vorgesehene Fregatte für 34.000 Dollar. Für vier Millionen Dollar ließ er das Schiff von 1952 bis 1954 bei den Howaldtswerken in Kiel zu einer Luxusjacht umbauen.
„Die ‚Christina‘ war Anfang der 50er Jahre das größte anzunehmende Ausmaß an Luxus“, erinnerte sich Sven Thienemann, der erste Kapitän der Jacht, 2007 in einem Interview. „Wo immer wir anlegten, kamen Könige, Prinzen und Neureiche an Bord“, erzählte Thienemann. Eines der Highlights war der Pool: Der Boden des mit Bronze umrandeten Beckens, verziert mit der Nachbildung eines antiken Mosaiks aus dem kretischen Knossos, konnte hydraulisch nach oben gefahren werden. So wurde das Schwimmbad zur Tanzfläche. Um seine Geschäfte auch von Bord der „Christina“ aus führen zu können, ließ Onassis das Schiff mit allen damals verfügbaren Kommunikationseinrichtungen ausstatten.

Der 1906 als Sohn eines Tabakhändlers im kleinasiatischen Smyrna geborene Grieche war als 16-Jähriger allein nach Argentinien ausgewandert. Er verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst als Hotelpage, dann als Händler und stieg 1932 in die Schifffahrt ein. Anfang der 1950er Jahre ließ Onassis auf Werften in Bremen, Hamburg und Kiel die ersten Supertanker bauen. Aber Onassis‘ Lebenstraum sei die auf den Namen seiner einzigen Tochter getaufte „Christina“ gewesen, erzählte Kapitän Thienemann. Sie symbolisierte für ihn den gesellschaftlichen Aufstieg vom armen griechischen Emigranten in die internationale High Society.
Nach Onassis‘ Tod 1975 ging die Jacht zunächst in den Besitz des griechischen Staates über, der das Schiff aber wegen der hohen Betriebskosten schon bald wieder verkaufte. Nach mehreren Besitzerwechseln und Modernisierungen gehört die in Nizza liegende Jacht jetzt irischen Investoren. Wer sie kauft, bekommt eine schwimmende Legende.
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