Nach dem Untergang der Luxusjacht „Bayesian“ vor der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien gibt es Klarheit über das Schicksal sämtlicher Beteiligter. Als Letztes wurde nach vier Tagen Suche der Leichnam der 18-jährigen Tochter des britischen Milliardärs Mike Lynch von Spezialtauchern an die Oberfläche gebracht. Die junge Frau lag in etwa 50 Metern Tiefe in einem Bereich der Segeljacht, der nur schwer zugänglich war.
Am Mittwoch waren bereits die Leichen von fünf weiteren Vermissten im Inneren des Segelboots ausfindig gemacht. Darunter war auch der britische Milliardär Mike Lynch, der mit der Segeltour Berichten zufolge einen Freispruch vor Gericht feiern wollte. Seine 18-jährige Tochter Hannah wurde nun als letzte der beteiligten Personen aufgespürt.
Bei dem Unglück starben insgesamt sieben Menschen, darunter zwei mit Lynch befreundete Ehepaare. Als erstes Todesopfer war bereits am Montag der Schiffskoch im Wasser entdeckt worden. 15 Menschen haben das Unglück, das sich am Montag nur eine halbe Seemeile (etwa 900 Meter) entfernt vom Ufer ereignet hatte, überlebt. Insgesamt waren 22 Menschen an Bord. Die Ehefrau des Tech-Unternehmers gehört zu den Überlebenden.
Segelyacht „Bayesian“ vor Sizilien gekentert: Ursache weiterhin unklar
Der genaue Hergang des Unglücks ist immer noch nicht geklärt. Der verletzte Kapitän der „Bayesian“ wurde von der Polizei stundenlang verhört. Die Zeitung La Repubblica zitierte ihn mit den Worten: „Wir haben es nicht kommen sehen.“ Allerdings gibt es auch Zweifel an dieser Darstellung.
Das gesunkene Schiff ist nach Angaben der Feuerwehr auf dem Meeresgrund zur Seite gekippt, was die Suche nach den Todesopfern erheblich erschwerte. Am Dienstag konnten Spezialtaucher der Feuerwehr zunächst einige Räume unterhalb der Kommandobrücke untersuchen, bevor sie dann im Unterdeck zu den Kabinen der Passagiere gelangten. Dabei kam auch ein Tauchroboter zum Einsatz.
15 Menschen nach Segelyacht-Unglück vor Sizilien gerettet
Insgesamt hatten sich 22 Menschen an Bord des etwa 50 Meter langen Bootes, das unter britischer Flagge fuhr, aufgehalten. Wie die italienische Küstenwache mitteilte, waren zwölf Passagiere und zehn Besatzungsmitglieder unter ihnen. 15 Menschen konnten von der Küstenwache und Feuerwehr gerettet und Land gebracht werden – unter ihnen war ein einjähriges Kind, das sich Medienberichten zufolge in einem guten Zustand befindet.
Die Überlebenden des Unglücks wurden von der Besatzung eines anderen Schiffes, das unter niederländischer Flagge fuhr, an Bord genommen. „Zuerst kippte das Boot auf die Seite, und innerhalb weniger Minuten war es gesunken. Es ging alles sehr schnell“, schilderte der deutsche Kapitän italienischen Medien. Laut Augenzeugenberichten spielten sich während des Unglücks chaotische Szenen ab. Eine der Überlebenden, eine Britin namens Charlotte, berichtete der Zeitung La Repubblica sie habe ihre einjährige Tochter im Wasser kurzzeitig aus den Augen verloren, es dann aber geschafft, sie über den Wellen zu halten. „Alles war dunkel. Im Wasser konnte ich meine Augen nicht offen halten. Ich rief um Hilfe, aber um mich herum hörte ich nur die Schreie der anderen.“
Experten rätseln über Segelyacht-Unglück vor Sizilien
Die 56 Meter lange „Bayesian“ war am frühen Montagmorgen bei einem schweren Unwetter vor dem Hafen von Porticello unweit der Inselhauptstadt Palermo gesunken - angeblich innerhalb von 60 Sekunden. Experten rätseln immer noch, wie das geschehen konnte. Spekuliert wurde über eine offen gelassene Luke während einer Monsterwelle oder ein falsch eingestelltes Schwert am Rumpf, mit dem der Tiefgang des Schiffes reguliert werden kann.
Die 15 Jahre alte Luxusjacht wurde erst 2020 gründlich renoviert. Das Schiff war mit einem System ausgestattet, das den Tiefgang mehr als halbieren konnte: Unter normalen Segelbedingungen hatte es eine Kieltiefe von annähernd zehn Metern, wenn das bewegliche Schwert vollständig ausgefahren war. Damit konnten die Gegenkräfte des 75 Meter hohen Mastes ausgeglichen werden. Der Tiefgang konnte jedoch auf etwa vier Meter reduziert werden - beispielsweise, um in einen Hafen zu kommen.
Tech-Unternehmer Mike Lynch unter den Toten
Lynch wird von Boulevardmedien in seiner Heimat gern als „britischer Bill Gates“ bezeichnet. Der Tech-Unternehmer hatte die Softwarefirma Autonomy 2011 für elf Milliarden US-Dollar (aktuell 9,94 Mrd Euro) an den US-Konzern Hewlett-Packard verkauft - eines der schlimmsten Übernahme-Debakel im Silicon Valley.
Lynch und dem früheren Finanzmanager Steve Chamberlain, der kürzlich beim Joggen tödlich von einem Auto erfasst wurde, wurde zur Last gelegt, Hewlett-Packard über den finanziellen Zustand des Unternehmens getäuscht zu haben. Ein Geschworenen-Gericht in San Francisco sprach die beiden jedoch frei. (mit dpa)
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