Seit einem halben Jahr tobt nun der Krieg in der Ukraine, welchen Russland zu verantworten hat. Die russischen Truppen erlitten hohe Verluste und konnten bislang offenbar wenig von der Stärke zeigen, welche viele Expertinnen und Experten befürchtet hatten – und welche der Kreml ihnen zuschreibt. Der Westen unterstützt die Ukraine mit Waffenlieferungen, welche dazu führen, dass die ukrainischen Truppen vielerorts standhalten können. Die Spannungen zwischen Russland und dem Westen sind schwerwiegend. Vor diesem Hintergrund hält Russland nun ein groß angelegtes Militärmanöver ab: "Wostok 2022".
Wostok 2022: Militärmanöver von Russland mit China, Indien und Belarus
"Wostok 2022" bedeutet so viel wie "Osten 2022". Diesen Namen hat sich die russische Militärübung auch verdient, findet sie doch im Fernen Osten Russlands statt. Im Gebiet Primorje, welches an China grenzt, sollen ab dem 1. September 2022 russische Soldaten den Ernstfall proben. Bei dem Manöver, das bis zum 7. September andauern soll, sind sie aber nicht allein, dennChina, Indien, Belarus, die Mongolei und Tadschikistan beteiligen sich ebenfalls an dem groß angelegten Manöver. Damit kann Russland Bilder in die Welt senden, welche dem Kreml gut gefallen dürften. Bilder, die auch unterstreichen, wie eng die strategische Partnerschaft zwischen Russland und China ist.
Die Übung soll in Sibirien, im Ochotskischen Meer im Nordwestpazifik und im Japanischen Meer abgehalten werden, wie eine Sprecherin des russischen Staatsfernsehens verriet. Demnach sei das Hauptziel, die Zusammenarbeit zu verbessern, damit in der Region die Sicherheit gewährleistet werden könne.
Militärübung Wostok 2022 mit mehr als 50.000 Soldaten
An dem Militärmanöver "Wostok 2022" sollen mehr als 50.000 Soldaten teilnehmen. Es sollen mehr als 140 Flugzeuge, zahlreiche Drohnen, 60 Kriegs- und Unterstützungsschiffe und mehr als 5000 Waffen im Einsatz sein. Die "Wostok"-Manöver gehören traditionell zu den größten, welche Moskau veranstaltet. Es dürfte ein klares Signal sein, dass auf die Übung trotz des Krieges in der Ukraine nicht verzichtet wird.
"Ausländische Militärkontingente sind auf dem Sergejewski-Übungsgelände in der Region Primorje eingetroffen und haben damit begonnen, sich vorzubereiten und ihre Ausrüstung und Waffen in Empfang zu nehmen", erklärte das russische Verteidigungsministerium. Wie viele Soldaten der einzelnen Länder an der Militärübung teilnehmen, wurde allerdings nicht bekanntgegeben. China hatte Mitte August bestätigt, Truppen nach Russland zu schicken, die an dem Manöver teilnehmen sollten. Aus Peking hieß es allerdings, dass deren Anwesenheit "in keinerlei Zusammenhang mit der aktuellen regionalen und internationalen Situation" stehe.
Der russische Generalstab übernimmt das Kommando über das Manöver, bei welchem "Verteidigungs- und Angriffsaktionen" an Land, in der Luft und zu Wasser geübt werden sollen. Japan hat gegen die Übung im Japanischen Meer protestiert und dazu aufgefordert, das Manöver nicht in Südkurilen abzuhalten. Russland lässt sich davon allerdings wenig beeindrucken. Jüngst hat Russlands Präsident Wladimir Putin eine neue Marinedoktrin unterzeichnet. In dieser heißt es:
"Zuallererst sind dies unsere arktischen Gewässer, die Gewässer des Ochotskischen und des Beringmeeres, der Meerenge der Ostsee und der Kurilen. Wir werden ihren Schutz mit allen Mitteln sicherstellen."
Spannungen zwischen dem Westen und Russland und China verschärfen sich
Russland will in der Arktis die Präsenz ausbauen, was auch ein Ziel der Nato ist. Wegen des potenziellen Nato-Beitritts von Schweden und Finnland will Russland außerdem im westlichen Militärbezirk aufrüsten. Wegen der zahlreichen neuen Aufgabengebiete hat Putin wohl jüngst auch eine Aufstockung der Armee angeordnet. Die militärischen und zivilen Kräfte sollen auf eine Zahl über zwei Millionen ansteigen. All das könnte die Spannungen zwischen Russland und dem Westen weiter verschärfen, welche ohnehin schon schwerwiegend sind.
Es kommt hinzu, dass auch die Spannungen zwischen China und den USA wegen des Taiwan-Konflikts zunehmen. Das US-Außenministerium bezog im Zuge von "Wostok 2022" Stellung und erklärte, dass die Annäherung zwischen Russland und China die globale Sicherheit untergrabe. In Washington wolle man aber auch nichts in die Militärübung hineininterpretieren.