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Wohnen: Villeroy & Boch: Ein Name, der für Tassen, Teller und Toiletten steht

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Villeroy & Boch: Ein Name, der für Tassen, Teller und Toiletten steht

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    Die Künstlerin Ophélie de Pimodan, deren Ehemann Pierre zur siebten Generation des Villeroy-Zweigs gehört, arbeitete an der Jubiläumskollektion des Unternehmens Villeroy & Boch mit.
    Die Künstlerin Ophélie de Pimodan, deren Ehemann Pierre zur siebten Generation des Villeroy-Zweigs gehört, arbeitete an der Jubiläumskollektion des Unternehmens Villeroy & Boch mit.

    Die Tischtennisplatte in Ophélie de Pimodans Atelier im Obergeschoss ihres Hauses ist der ideale Platz. Wenn ihre Kinder sie nicht zum Pingpong-Spiel brauchen, lässt sich die Fläche zu einem Tisch umfunktionieren, der gerade groß genug ist, um de Pimodans Kunstwerke darauf auszubreiten. So wie das hellblaue Stofftuch, das sie auf die Platte legt. Es zeigt die blühenden Äste eines Baums, auf denen ein Tukan, ein Pfau und eine Kohlmeise sitzen. „Ich habe schon immer versucht, in meiner Arbeit die Natur ins Innere der Häuser einziehen zu lassen“, sagt die Designerin, die überwiegend Kissenbezüge, Wand- und Lampenschirme gestaltet. Aber nicht nur. 

    Ihr Ehemann gehört der siebten Generation des Villeroy-Zweigs an

    Sie nimmt einen Kaffeebecher in die Hand, auf dem dasselbe Pfauen-Motiv abgebildet ist, an dem sie wieder und wieder gefeilt hat. Die Tasse gehört zur diesjährigen Jubiläumskollektion des Unternehmens Villeroy & Boch anlässlich seiner 275 Jahre. Auch vier Mitglieder der beiden Gründerfamilien waren daran beteiligt, unter ihnen Ophélie de Pimodan, deren Ehemann Pierre zur siebten Generation des Villeroy-Zweigs gehört. Es war die erste Zusammenarbeit in dieser Form. Sehr geehrt habe sie sich durch diese Chance gefühlt, sagt die 46-Jährige. „Bis heute werden die Mitglieder der beiden Familien mit einbezogen und es gibt regelmäßige Treffen zwischen den Nachkommen.“ Vielleicht, so sagt die Designerin, mache dieses Zusammenstehen ja die Stärke dieser Marke mit aus.

    Es handelt sich um einen der ersten Weltkonzerne, dessen Geschichte vor 275 Jahren in der deutsch-französischen Grenzregion seinen Anfang nahm. Fokussierten sich die Gründerväter François Boch und Nicolas Villeroy noch auf die regionalen Märkte und auf die Herstellung von Küchenutensilien, so entwickelte sich das Unternehmen zu einem global agierenden Produzenten von Geschirr, Accessoires, Fliesen sowie Badezimmer-Artikeln.

    Schon zu Beginn entstanden bei Villeroy & Boch die blauen Blütenranken

    Den Grundstein legte der Eisengießer Jean-François Boch im lothringischen Dorf Deutsch-Oth, heute Audun-le-Tiche, der 1748 mit seinen drei Söhnen einen Betrieb zur Herstellung von Keramikwaren gründete. Bald erweiterten sie ihn durch eine Manufaktur in Luxemburg für die frühindustrielle Serienproduktion. Schon damals entstand das „Brindille-Dekor“ mit kleinen blauen Blütenranken als Markenzeichen, das es noch immer unter dem Seriennamen „Alt Luxemburg“ gibt.

    1809 kaufte Boch eine ehemalige Benediktiner-Abtei in Mettlach an der Saar und richtete in dem Barockbau eine weitgehend mechanisierte Geschirrfabrikation ein. Dort befindet sich heute die Konzernzentrale des Unternehmens. 1836 erfolgte die Fusion mit dem Steingut-Produzenten Nicolas Villeroy. Die bisherigen Konkurrenten wollten ihre Innovationskraft und Produktionskapazität bündeln, um vor allem der dominierenden englischen Industrie etwas entgegenzusetzen. Das Sortiment wurde erweitert und der Export in die ganze Welt legte zu. Mit der Einführung des fließenden Wassers im 19. Jahrhundert nahm auch die Produktion von Waschgeschirren Fahrt auf. Villeroy & Boch rühmt sich, mit Sanitärprodukten wie Wannen und Toiletten einen wesentlichen Beitrag zur modernen Badekultur und Hygiene geleistet zu haben.

    Zahlreiche Designer wurden engagiert

    Die beiden Weltkriege brachten massive Einschnitte mit sich. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Produktion vorübergehend eingestellt. Da nach 1918 eine Belieferung des Deutschen Reichs durch die Abtrennung des Saargebietes nur schwer möglich war, eröffneten Fabriken in Bonn, Torgau und Breslau. Diese erlitten im Zweiten Weltkrieg wie alle Standorte in Deutschland schwere Zerstörungen und wurden nach Kriegsende enteignet. Die saarländischen Werke wiederum wurden dem französischen Wirtschaftsraum angegliedert. Erst nach dem wirtschaftlichen Wiederanschluss des Saarlandes an die Bundesrepublik 1959 konnten alle Unternehmenszweige wieder aufgenommen und seitdem ausgebaut werden.

    In den vergangenen Jahrzehnten kam es zur Zusammenarbeit mit zahlreichen Designern von Luigi Colani über Kenzo bis Helen von Boch – und neuerdings eben auch zur Miteinbeziehung von Künstlern aus der eigenen groß gewordenen Firmenfamilie.

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