Partylaune bei der DEL, Katerstimmung bei den Adler Mannheim: Das Freiluftspektakel der Deutschen Eishockey Liga vor 45.110 Zuschauern im Frankfurter Fußballstadion hinterließ unterschiedliche Emotionen. Für DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke war das sechste sogenannte Winter Game mal wieder ein Festtag. Das 5:1 (0:0, 1:0, 4:1) der Löwen Frankfurt im Derby gegen den Titel-Mitfavoriten aus Mannheim begeisterte auch die Fußball-Profis der Eintracht und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).
«Das sind natürlich die i-Tüpfelchen, die das Schaufenster weiter öffnen», sagte Tripcke zur Außenwirkung der Liga, die am Samstagabend eine wesentlich größere Reichweite erzielte als sonst. Bei Events wie dem Winter Game, das 2013 zum ersten Mal stattfand, zeigt die Sportart ihr ganzes Potenzial. Eintracht-Fan Faeser war bei MagentaSport «begeistert, wie sich das Eishockey hier einpflegt, wie viele Zuschauerinnen und Zuschauer da sind. Auch die Stimmung. Das ist wirklich großartig».
Winter Game wichtige Marketing-Maßnahme der DEL
Mannheims Nationalstürmer Tom Kühnhackl gewann mit den Pittsburgh Penguins bereits zwei Stanley Cups in der NHL, bezeichnete das Event aber als «eins der geilsten Ereignisse, die es für einen Eishockeyspieler gibt».
Die DEL benötigt solche Highlights. «Wir bekommen so Aufmerksamkeit bei dem ein oder anderen. So können wir weiter wachsen», sagte Tripcke, der nach Zuschauerzuwächsen von 20 Prozent im vergangenen Jahr auch in dieser Spielzeit wieder mit «zehn bis fünfzehn Prozent» mehr Fans in den Stadien kalkuliert.
«Wir sind auf einem guten Weg, ohne uns zu kommerzialisieren», sagte der 56-Jährige. Der ursprüngliche Zweijahres-Rhythmus für das Winter Game ist seit Corona nicht mehr in Stein gemeißelt. Das nächste Freiluft-Event soll wohl erst in drei Jahren nach der Heim-WM 2027 stattfinden.
Die nordamerikanischen Trainer beider Teams zeigten sich ebenfalls begeistert, dass auch in Deutschland Events wie solche, die in der NHL seit jeher zum Marketingkonzept gehören, funktionieren. «Das war ein überragendes Event und ein großer Tag für die Liga», befand Adler-Coach Dallas Eakins. Für sein Team, immerhin das mit dem höchsten Etat der Liga, war es das nicht.
Kriselnde Adler enttäuschen die Fans
Die Adler-Fans hatten nach dem Spiel Gesprächsbedarf. Immerhin rund 10.000 waren nach Frankfurt gereist und sahen im dritten Saisonduell mit den Löwen schon die dritte Niederlage gegen ein Team, das Gefahr läuft, die Playoff-Qualifikation zu verpassen. «Der Stachel sitzt sehr, sehr tief», bekannte Kapitän und Nationalstürmer Marc Michaelis mit Tränen in den Augen. Teamkollege Kühnhackl berichtete von einem «kurzen Austausch» mit den Fans.
Für die stolzen Adler begann das neue Jahr denkbar schlecht. Schon zum Ende des alten Jahres hatte es mit 1:4 gegen Köln und 2:6 in Ingolstadt deftige Pleiten gegeben. Beim Derby-Debakel in Frankfurt war die Leistung wieder mau. Seit Jahren schon sind die anspruchsvollen Adler-Fans Kummer gewohnt. Der bislang letzte Titelgewinn liegt bereits sechs Jahre zurück.
In dieser Spielzeit sah es unter Eakins, der von Geschäftsführer Daniel Hopp mit großer Macht ausgestattet wurde und auch das Manager-Amt bekam, bislang wieder gut aus. Die seit Jahren als schwierig geltende Kabine soll unter Kapitän Michaelis endlich wieder funktionieren. «Es ist mein Job, das Ruder jetzt wieder rumzureißen», sagte der 29-Jährige. Sorgen, dass die aktuelle Krise die Saison ruinieren könne, haben weder er noch Routinier Kühnhackl: «Wir haben ja bewiesen, dass wir es können.»
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