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Italien: Jogger getötet – Problem-Bärin im Trentino ist gefasst

Italien

Jogger getötet – Problem-Bärin im Trentino ist gefasst

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    Polizeibeamte in dem Waldstück, in dem der Jogger von einer Bärin attackiert und getötet wurde.
    Polizeibeamte in dem Waldstück, in dem der Jogger von einer Bärin attackiert und getötet wurde. Foto: Provinzregierung Trentino/dpa (Archivbild)

    Was soll mit der "Problembärin" geschehen, die vor zwei Wochen einen Jogger angriff und tödlich verletzte? Seit Tagen wird darüber in Italien gestritten, nun stellt sich die Frage umso drängender: Denn in der Nacht von Montag auf Dienstag ist das „Gaia“ genannte Tier Forstbeamten am Brenta-Massiv im Trentino in die Falle gegangen. Die Braunbärin wurde umgehend in ein Wildtiergehege bei Trient transportiert und wird in einem Käfig gehalten. In dem wartet JJ4, wie sie offiziell genannt wird, auf ihr weiteres Schicksal.

    Klar scheint: Findet sich kein Wildtierpark oder Zoo in Italien oder im Ausland, der die Bärin aufnimmt, droht ihr die Einschläferung. Gaia ist die Schwester des „Problembären Bruno“, der 2006 vom Brenta-Massiv in Norditalien bis nach Bayrischzell in Bayern gewandert war und dort erlegt wurde.

    Dank eines GPS-Halsbandes konnte die Identität der Bärin zweifelsfrei festgestellt werden

    Seit dem vergangenen Wochenende hatten zwei Suchmannschaften mit Hochdruck nach der Bärin gesucht. Sie hatte am 5. April im Wald oberhalb der Ortschaft Caldes im Trentino den 26 Jahre alten Jogger Andrea P. angegriffen. Anschließend gab Maurizio Fugatti, Präsident der Autonomen Provinz Trient, JJ4 zum Abschuss frei. 

    Forstbeamte stellten in der Nähe von Caldes Fallen mit Obst, Mais und Honig auf. In eine dieser Rohrfallen, die sich nur wenige Kilometer von dem Ort befand, an dem der Jogger ums Leben kam, tappte die Bärin. Dank eines GPS-Halsbandes konnte ihre Identität zweifelsfrei festgestellt werden. Ihre Ortung war durch das Halsband nicht möglich gewesen, da das Signal wegen der aufgebrauchten Batterie seit August nicht mehr empfangbar war. Wie es hieß, waren zwei ihrer drei 16 Monate alten Jungen mit in der Rohrfalle, sie wurden jedoch freigelassen. Der Grund: Sie seien bereits entwöhnt und vollständig unabhängig.

    „Heute sind wir zufrieden, wir spüren aber auch Bitterkeit und Trauer“, sagt der Provinzpräsident

    „Wir hätten die Nachricht vom Fang der Bärin gerne schon 2020 gegeben“, erklärte Provinzpräsident Fugatti in einer Stellungnahme am Dienstag. Damals hatten Tierschützer vor Gericht erfolgreich Beschwerde gegen einen erteilten Abschussbefehl eingelegt. JJ4 hatte zuvor zwei Jäger angegriffen und verletzt. „Heute sind wir zufrieden, wir spüren aber auch Bitterkeit und Trauer“, ergänzte Fugatti.

    Auch diesmal haben Tierschützer Protest eingelegt – gegen die Einschläferung der Bärin. Eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Trient war für den 11. Mai angesetzt. In einem Spruch vom vergangenen Freitag genehmigten die Richter den Fang des Tieres, hoben den Abschussbefehl aber vorerst auf, um eine entsprechende Genehmigung durch das staatliche Institut für Umweltschutz und Forschung abzuwarten. Fugatti wolle sich weiter für eine Tötung der Bärin einsetzen, sagte er.

    Insgesamt leben heute 120 Braunbären im Trentino

    Über den richtigen Umgang mit „Gaia“ herrscht im Trentino große Uneinigkeit. Viele Bürgermeister aus der Gegend sprachen sich für die Tötung der Bärin aus, einige kündigten sogar an, andernfalls zurücktreten zu wollen. Die Familie des von JJ4 getöteten Joggers Andrea P. ist nicht für eine Einschläferung, kritisierte allerdings die Behörden, „denen die Kontrolle über das Projekt Life Ursus entglitten ist“. 

    Life Ursus war ein EU-Projekt zum Schutz der Braunbären im Naturpark Adamello-Brenta, dem größten Naturschutzgebiet des Trentino. Zwischen 1999 und 2002 wurden zu diesem Zweck in dem Naturpark zehn Braunbären freigelassen. Kalkuliert wurde eine Vermehrung der Tiere innerhalb von 20 bis 40 Jahren auf 40 bis 50 Exemplare. Insgesamt leben heute 120 Braunbären im Trentino. „Wir haben 70 Bären zuviel“, sagte Provinzchef Fugatti. Wenn jemand Bären aufnehmen wolle, solle er sich bitte melden. Dasselbe gilt jetzt auch für Gaia.

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