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Wie viel Schlaf braucht man? Die Optimale Schlafdauer von Erwachsenen auf dem Prüfstand

Schlaf

Schlafbedarf: Wie viel Schlaf braucht man?

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    Der Schlafbedarf ist individuell. Es gibt jedoch einen Rahmen, in dem sich die meisten Erwachsenen bei der Schlafdauer wiederfinden.
    Der Schlafbedarf ist individuell. Es gibt jedoch einen Rahmen, in dem sich die meisten Erwachsenen bei der Schlafdauer wiederfinden. Foto: Christin Klose, dpa

    Die wohl größte Gemeinsamkeit der Menschen ist das Bedürfnis nach Schlaf - und dieses spielt eine Hauptrolle in unser aller Leben. Nur wer Schlafmangel vermeidet, ist leistungsfähig und fit und kann langfristig gesund leben. Doch wie viel Schlaf ist genug? Oder anders gefragt: Wie viel Schlaf braucht man? Fragen, mit denen sich Schlafforscher seit Jahrzehnten beschäftigen. Die Erkenntnisse zeigen vor allem eines: Der Schlafbedarf der Menschen ist individuell.

    Wie viel Schlaf braucht ein erwachsener Mensch?

    Wenn über den Schlafbedarf diskutiert wird, dann fällt häufig eine Zahl: die acht. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Richtwert etabliert, dass ein Mensch acht Stunden Schlaf bräuchte. An einem Tag, versteht sich. Falsch ist dieser Richtwert nicht zwingend, ganz so einfach ist die Frage nach der optimalen Schlafdauer aber keinesfalls zu beantworten.

    „Das Schlafbedürfnis ist individuell verschieden“, stellt Diplom Psychologe Dr. Hans-Günter Weeß im Gespräch mit unserer Redaktion klar. Der Leiter des Schlafzentrums des Pfalzklinikums führt es als „entscheidend“ an, „dass wir uns wach, fit, ausgeschlafen und emotional stabil fühlen.“ Wenn das gegeben ist, dann war der Schlaf ausreichend.

    Einen Aufschluss über die Bandbreite des Schlafbedürfnisses erwachsener Menschen gibt die Datenbank von Till Roenneberg. Der Leiter der Chronobiologie an der LMU München hat mit seinem Team die Schlafgewohnheiten von knapp 300.000 Menschen zusammengetragen. In seiner Schlafdatenbank ist die Spanne riesig, sie reicht laut ARD Alpha von drei Stunden bis zwölf Stunden Schlaf.

    Das genetische Schlafbedürfnis der meisten Menschen liegt zwischen sieben und neun Stunden. Das gilt für rund 80 Prozent der Menschen. Manche kommen aber auch mit weniger aus und manche brauchen mehr.

    Dr. Hans-Günter Weeß, Diplom Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Somnologe, Leiter Schlafzentrum im Pfalzklinikum 

    Demnach trifft für die meisten Menschen im Erwachsenenalter zu, dass sie um die acht Stunden Schlaf brauchen. Es ist aber auch denkbar, dass ein Erwachsener nach sechs Stunden ausgeschlafen ist, oder sich nach neun Stunden noch immer nicht topfit fühlt. Doch woher kommen die Unterschiede?

    Wie viel Schlaf braucht ein Mensch? Das hängt von der Erbanlage ab

    „Es hängt von den Genen ab“, sagt Dr. Weeß über den Schlafbedarf der Menschen. Eine der größten Schlafstudien des letzten Jahrzehnts stützt diese Aussage. Ein Team um den Wissenschaftler Prof. Konrad Oexle vom Institut für Neurogenomik des Helmholtz Zentrums München hatte zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Island und den Niederlanden über den Einfluss von Genetik auf unseren Schlaf geforscht.

    Die wichtigsten Erkenntnisse: Der Schlafbedarf von Menschen ist vererbbar. Neben der Schlafdauer hängt außerdem die Schlafqualität vom Erbgut ab. Beispielsweise seien Schlafstörungen zu 44 Prozent vererbbar.

    Interessant ist auch, dass Frauen mehr Schlaf als Männer brauchen. Das fanden Forscherinnen und Forscher der Duke University heraus. Sie schlafen im Schnitt rund 20 Minuten länger.

    Optimale Schlafdauer: Verändert sich der Schlafbedarf bei Erwachsenen?

    Die perfekte Schlafdauer von Menschen verändert sich mit ihrem Alter. So weit, so offensichtlich. Immerhin brauchen Babys augenscheinlich mehr Schlaf als Erwachsene. Doch kann sich der Bedarf an Schlaf auch im Erwachsenenalter verändern?

    Tatsächlich verändert sich die Schlafdauer von Erwachsenen kaum mehr. Das legen mehrere Studien nahe. Laut einer Studie von chinesischen Forscherinnen und Forschern, die im Magazin Nature Aging veröffentlicht wurde, verändert sich der Schlafbedarf auch im höheren Alter nur wenig. Demnach sei die Qualität des Schlafs gerade in zunehmenden Alter entscheidend.

    Neuropsychologin Barbara Sahakian, die Mitautorin der Studie ist, erklärte, dass es wichtig sei, „Wege zu finden, um den Schlaf älterer Menschen zu verbessern.“ Dies könne entscheidend sein, um diesen dabei zu helfen, „ihre geistige Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu erhalten und einen kognitiven Abbau zu vermeiden, insbesondere bei Patienten mit psychiatrischen Störungen und Demenzerkrankungen.“

    Kann man Schlaf nachholen?

    Selbst wenn man sein Schlafbedürfnis kennt, ist es oft nicht einfach, dieses zu erfüllen. Rund um die optimale Schlafdauer stellt sich daher die Frage, ob Schlaf nachgeholt werden kann. Mit dieser Fragestellung hat sich der US-amerikanische Schlafforscher David F. Dinges mit seinem Team von der University of Pennsylvania in Philadelphia beschäftigt.

    Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Schlafmangel gut eingedämmt werden kann, wenn man einmal ausschläft. Demnach kann sich der Körper wieder ausgeschlafen und fit fühlen. Die volle Leistungsfähigkeit kehre aber erst nach mehreren Nächten mit ausreichendem Schlaf zurück.

    Wie viel Schlaf brauche ich? Früher gab es wohl andere Antworten

    Die Schlafdauer verändert sich nicht nur innerhalb eines Menschenlebens. Die Jahreszeiten haben ebenfalls einen Effekt. So braucht man im Sommer weniger Schlaf als im Winter. Und auch im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte sind Unterschiede im Schlafverhalten der Menschen zu beobachten. So schlafen die Bewohnerinnen und Bewohner in westlichen Ländern mittlerweile rund eine Stunde weniger als vor 20 Jahren. Das berichtet die Techniker Krankenkasse unter Berufung auf Schlafforscher.

    Eine veränderte Schlafdauer ist demnach historisch vor allem auf die Arbeitszeiten und die Tagesabläufe zurückzuführen. Weeß glaubt, dass die Gesellschaft im Bezug auf den Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen „nicht richtig tickt“, was zu chronischen Schlafdefiziten führe, die über Schul- und Arbeitswochen aufgebaut werden. „Der größte Teil unserer Gesellschaft würde zwischen 23.30 und 2.00 Uhr ins Bett gehen wollen und morgens zwischen halb 8 und halb 10 aufstehen“, sagt Weeß. Der Wecker klingelt bei den Allermeisten deutlich früher.

    Übrigens: Ob nackt schlafen gesund ist und wie man schneller einschlafen kann, lesen Sie in unseren weiterführenden Artikeln.

    Und noch ein Hinweis: Die Angaben in diesem Artikel gelten für den Schlafbedarf von Erwachsenen. Der Schlafbedarf von Kindern unterscheidet sich grundlegend.

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