Wenn ein Papst stirbt, gibt es nicht nur eine aufwendige Beerdigungszeremonie, sondern bald darauf auch ein Konklave. Dort wählen die Kardinäle den Nachfolger. Wenn es also nicht gut um die Gesundheit eines amtierenden Papstes steht, erfasst die katholische Kirche, den Vatikan und die Medien eine endzeitliche Dynamik. Das ist auch jetzt wieder zu beobachten. Papst Franziskus liegt seit Freitag in der römischen Gemelli-Klinik. Diagnostiziert wurde eine „polymikrobielle Infektion“ sowie eine beidseitige Lungenentzündung bei einem 88 Jahre alten Mann, der seit Jugendtagen Probleme mit den Atemwegen hat. Die Situation sei „komplex“, hieß es in einer offiziellen Erklärung.
Das gilt auch für die Manöver, die sich dieser Tage in unkontrollierten und teilweise panischen Automatismen niederschlagen. „Angst um den Papst“, titelte die Zeitung La Repubblica am Mittwoch auf der ersten Seite. Die Webseite Politico goss am Mittwoch den größten Schuss Öl ins Feuer, als sie zwei anonyme Mitarbeiter des Papstes zitierte. Die beiden wussten nicht nur, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche unter „großen Schmerzen“ leide, sondern privat die Gewissheit geäußert habe, „es diesmal nicht zu schaffen“.
Papst Franziskus hat wohl seit zwei Wochen Probleme beim Atmen
Solche Alarmismen sind mit Vorsicht zu genießen, sie liegen gewissermaßen in der Sache begründet. Auf die leichte Schulter aber scheint niemand mehr den Gesundheitszustand Jorge Bergoglios zu nehmen, auch er selbst nicht mehr. „Ohne Zweifel ist die Lage heikel“, sagt auch Antonio Spadaro, intimer Kenner und Berater des Papstes. Insider-Informationen zufolge hatten die Ärzte dem 88-Jährigen bereits seit Tagen geraten, sich auszuruhen und Verpflichtungen abzusagen. Franziskus lenkte allerdings erst ein, als man ihm am Freitag eröffnete, dass er sein Leben aufs Spiel setze, wenn er sich nicht sofort ins Krankenhaus begebe. Am Morgen hatte der Papst noch Privataudienzen gegeben, die schon Tage zuvor den Charakter von Krankenbesuchen hatten. „Ich bin krank, ich darf nicht hinaus und muss drinnen bleiben“, erklärte er einem Gast schon am Montag vor einer Woche. Bereits seit zwei Wochen soll Franziskus Probleme beim Atmen und Sprechen haben.

Durch die Anstrengungen und Verpflichtungen verschlimmerte sich das, was Franziskus erst als „Erkältung“, der Vatikan dann als „Bronchitis“ und seit Dienstag als „Lungenentzündung“ charakterisierte. Am Mittwoch drangen aus der Gemelli-Klinik auch Stimmen heraus, die ein entspannteres Bild lieferten. Der Papst werde nicht künstlich beatmet, liege nicht nur im Bett, sondern sitze auch im Sessel, sein Herz schlage einwandfrei. Er telefoniere, lese Texte. Auch Bischofsernennungen sowie -entlassungen gehen über das Krankenbett. Am Mittwochnachmittag wurde der Besuch von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in der päpstlichen Krankensuite im zehnten Stock der Gemelli-Klinik erwartet. Bis einschließlich Sonntag sagte der Vatikan alle Termine des Papstes ab. Vertraute rechnen allerdings mit einem längeren Klinikaufenthalt, möglicherweise zwei bis drei Wochen.
Papst Franziskus ist ein Dickkopf und skeptisch gegenüber Ärzten
Festzuhalten ist, dass die beinahe schon sprichwörtliche Dickköpfigkeit Bergoglios ihm diesmal fast zum Verhängnis geworden wäre. Der Papst aus Argentinien ist Ärzten gegenüber skeptisch, sein Diktum in einem Interview vor Jahren mit dem Arzt und Journalisten Nelson Castro schien auch zuletzt seine Maxime zu sein. Es lautet: „Ärzte sind wertvoll, müssen aber so weit wie möglich auf Distanz gehalten werden.“ Das sagt ein Mann, dem im Alter von 20 Jahren infolge einer Infektion ein Stück des rechten Lungenflügels amputiert wurde. Seine Gegner nutzten diese Information, um vor dem Konklave 2013 Stimmung gegen den angeblich gesundheitlich untauglichen Bergoglio zu machen.
Auch jetzt bereiten sich die Franziskus‘ Kritiker auf eine Papstwahl vor. Das bedeutet, dass das Profil eines Nachfolgers skizziert und konservative Kandidaten informell in Stellung gebracht werden sollen. Kein leichtes Unterfangen angesichts der Tatsache, dass Franziskus inzwischen knapp 80 Prozent aller wahlberechtigten Kardinäle selbst nominiert hat. Ein Rücktritt, den sich manche Kritiker sehnlich wünschen, ist vorerst nicht zu erwarten. Nur wenn er dauerhaft an der Ausübung seines Amtes gehindert sein sollte, erklärte Franziskus einmal, werde er sein Amt aufgeben. Grundsätzlich sieht auch Franziskus das Papst-Amt als Amt auf Lebenszeit.
Als religiöser Laie kann ich schlecht nachvollziehen warum der schon seit längerer Zeit scher gesundheitlich angeschlagene Papst nicht einfach dem Beispiel Ratzinger gefolgt ist und aus dem Amt geschieden ist. Ratzinger hat es richtig gemacht als er merkte dass der Körper den Strapazen des Papst Amtes nicht mehr gewachsen war und sich aufs Altenteil zurück gezogen hat.
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