Was für ein Frühlingstraum: lautes Vogelgezwitscher, im Garten die ersten Osterglocken und im Straßencafé gleich mal den ersten Sonnenbrand eingeheimst. Zwei Wochen lang wähnten wir uns im Frühsommer, nun ist schlagartig Schluss damit. Nicht nur die Natur wirkt von Regen, Schnee und Kälte wie ausgebremst. Auch auf den Menschen hat der Wetterwechsel eine Wirkung. Wer wetterfühlig oder sogar wetterempfindlich ist, den kann es besonders stark erwischen.
Unruhe, Schlafstörungen oder Kopfweh sind Anzeichen für Wetterfühligkeit
Auf das Wetter reagieren alle Menschen, sagt Umweltmeteorologe Dr. Andreas Matzarakis. Er forscht am Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes zum Einfluss des Wetters auf die Gesundheit. „Wie es draußen ist, nehmen wir mit all unseren Sinnen wahr. Unser vegetatives Nervensystem ist im ständigen Austausch mit der Umwelt.“ Und das selbst dann, wenn wir in Innenräumen sind, sagt Matzarakis: Ist es stürmisch, blicken wir aus dem Fenster und sehen, wie sich die Bäume biegen. Wir hören, wie der Wind pfeift. „Sofort wird es uns unbehaglich. Gehen wir hinaus, spüren wir auf der Haut, dass uns kalt ist.“
Dabei gibt es Bedingungen, die für den menschlichen Körper ideal sind: „Ist es trocken und die Temperatur liegt zwischen 15 und 25 Grad, tut uns das gut“, erklärt Matzarakis. Ein echtes Wohlfühlwetter sei eines, bei dem wir nicht frieren und nicht schwitzen müssen. Eben genau das Wetter, das bis vor kurzem noch in Bayern herrschte.
Während der Umschwung der Vegetation und den trockenen Böden guttut, macht er einigen Menschen zu schaffen, sagt Matzarakis. „Die meisten berichten von Unruhe, Schlafstörungen, Gereiztheit oder Kopfweh. Andere klagen auch über Probleme mit dem Kreislauf, mit der Atmung oder mit Rheuma.“
Wetterfühligkeit ist keine Einbildung – jeder zweite ist betroffen
Wetterfühligkeit ist keine Einbildung, betont der Umweltmeteorologe. Für die menschliche Gesundheit gebe es verschiedene Faktoren. Neben dem allgemeinen Gesundheitszustand des Körpers sind das hormonelle Schwankungen oder chronische Krankheiten. Aber auch die Ernährung oder Stress spielen eine Rolle. Dann kämen noch Umweltbedingungen wie das Wetter hinzu, so der Experte. „Es ist ein Zusammenspiel aus allem. Das Wetter ist nicht allein ursächlich. Der Körper ist aufgrund verschiedener Faktoren nicht so schnell bereit, sich an das Wetter anzupassen.“
Die Wissenschaft unterscheidet in drei Gruppen: Es gibt die Wetterreagierenden, das sind im Prinzip alle Menschen. Etwa 50 Prozent der Menschen sind zudem wetterfühlig, sie reagieren mit leichten Symptomen auf starke und plötzliche Wetterveränderungen. Weitere 15 bis 20 Prozent sind wetterempfindlich. Sie seien meist in fortgeschrittenem Alter und von chronischen Erkrankungen betroffen, sagt Matzarakis. „Ihre Anpassungsfähigkeit auf Umwelteinflüsse ist stark eingeschränkt und sie leiden bei Wetterwechseln weitaus stärker als die anderen Gruppen.“
Wetterwechsel und Krankheiten: Wann man besser den Arzt anruft
Die gute Nachricht: Auf wechselhaftes Wetter kann man sich vorbereiten. Anhand von Gesundheitswetter-Prognosen lässt sich nachvollziehen, wer besonders betroffen ist. Angesichts der aktuellen Wetterentwicklung sei davon auszugehen, dass Asthmatiker in den kommenden Tagen mehr Probleme als üblich haben, so Matzarakis, aber auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen.
Langfristig könne man die Anpassungsfähigkeit des Körpers mit viel frischer Luft, ausreichend Bewegung, aber auch Abhärtung durch Kalt-Warm-Duschen oder Kneippen verbessern. Der Umweltmeteorologe sagt aber auch: „Liegt eine chronische Krankheit vor, klappt das nicht immer. In diesen Fällen sollte man eher einen Arzt konsultieren, inwiefern eventuell die Medikamente bei Wetterfühligkeit anzupassen sind.“
In den kommenden Jahren könnte das Phänomen der Wetterfühligkeit durch den Klimawandel noch zunehmen, mutmaßt Matzarakis. Er begrüßt es deshalb, dass die Gesellschaft mehr Sport treibt und stärker auf die Ernährung achtet als noch vor einiger Zeit. „Insgesamt darf man aber auch nicht vergessen, dass es auch positive Einflüsse auf den Körper gibt, wenn das Wetter für den Menschen angenehm ist.“