Ganze 64 Minuten - so lange überzog Markus Lanz bei der letzten "Wetten, dass..?"-Sendung. "Wir haben viel vor", kündigte der 45-Jährige schon zu Beginn der Sendung an. Aber: Wirklich ereignisreich war die 215. Ausgabe des ZDF-Dinos trotz Überlänge nicht wirklich. Die Kritik zur letzten Sendung.
Die Gäste: Noch einmal nahmen zahlreiche, vor allem deutsche Prominente auf der Showcouch Platz. Die Komiker Michael "Bully" Herbig und Otto Waalkes sangen "Arrivederci Lanz, das war dein letzter Tanz", Ex-Eisläuferin Katarina Witt kicherte zu jedem Kalauer der beiden wie ein Schulmädchen. Ski-Olympiasieger Hermann Maier schwärmte unentwegt von längst vergangenen Lastwagen-Wetten und Olli Dittrich durfte noch einmal den Reporter bei der Außenwette mimen. Die ständig präsenten Schauspieler Jan Josef Liefers, Til Schweiger sowie Wotan Wilke Möhring durften aus Prinzip nicht fehlen. Für das internationale Flair auf dem Sofa sorgte einzig Ben Stiller. Der US-Amerikaner nutzte den Auftritt, um seinen neuen Kinofilm zu bewerben, wurde dafür aber auch in altbewährter Tradition ausgiebig mit deutschen respektive bayerisch-österreichischen Wörtern wie "Oachkatzlschwoaf" gequält.
Die Wetten: An legendäre Wetten aus vergangenen Tagen erinnert sich das deutsche Fernsehpublikum heute noch gerne (siehe unten). Um es kurz zu machen: Eine solche
Der Höhepunkt: Einen kurzen Moment der Spannung erreichte der Showabend bei der Außenwette. Jakob Vöckler trat gegen den zweimaligen Rallye-Weltmeister Sébastien Ogier an und wettete, dass er schneller die Außenfassade eines Parkhauses hinauf- und wieder herabklettern könnte, als das Auto die Zufahrten hoch- und wieder herabfährt. Den spektakulären Zweikampf entschied der 21-Jährige aus München knapp für sich. Ein Wimpernschlagfinale mit Nervenkitzel. Vieles funktioniert bei "Wetten, dass..?" nicht mehr, das klassische Duell Mensch gegen Maschine bildet dabei die große Ausnahme. Völlig verdient wählten die Zuschauer den Lehramtsstudenten zum Wettkönig.
Der Tiefpunkt: Kinder und Tiere gehen immer - so lautet eine alte Fernsehweisheit. Dass auch die nicht immer gelten muss, bewahrheitete sich, als der siebenjährige Paul Hunde an der Art erkannte, wie diese ihm Leberwurst vom Handrücken leckten ("Leckt zart, leckt wild."). Dass ein kleiner Junge auf so eine Idee kommt, mag man noch akzeptieren; dass der Wettpate Elton sich nach der verlorenen Wette das Gesicht mit Leberwurst beschmieren lassen musste, um anschließend von einem der Hunde abgeschlabbert zu werden, war jedoch geschmacklos und wirkte fast wie ein öffentlich-rechtlicher Programmhinweis auf das RTL-Dschungelcamp.
"Wetten dass..?": Zahlen und Fakten
Insgesamt gab es schon über 200 Sendungen "Wetten dass..?".
Die meisten Sendungen wurden von Thomas Gottschalk moderiert, 39 von Frank Elstner, 9 von Wolfgang Lippert. Jetzt moderiert Markus Lanz.
Knapp 1000 Wetten wurden bis heute realisiert.
Das ZDF-Team umfasst etwa 250 bis 300 Mitglieder.
Für den Aufbau der Bühne wird eine Fläche von etwa 48 mal 27 Metern benötigt.
8 Kameraleute sind beim Dreh im Einsatz.
Etwa 1000 Wettvorschläge werden nach jeder Sendung beim ZDF eingereicht.
Über 10.000 Kartenanfragen gibt es pro Sendung.
Je nach Halle gibt es etwa 1500 bis 3500 Zuschauerplätze. Auf Mallorca sind es mehr.
Augsburg war schon fünf Mal Gastgeber für "Wetten dass..?", zuletzt im Dezember 2013.
Im April 2014 wurde das Aus für "Wetten, dass..? zum Jahresende verkündet.
Der emotionalste Moment: Gegen 23 Uhr trat der ehemalige Wettkandidat Samuel Koch auf und wurde vom Publikum im Saal mit stehenden Ovationen begrüßt. Der heute 27-Jährige war vor exakt vier Jahren bei dem Versuch verunglückt, mit Sprungfedern über entgegenkommende Autos zu springen. Seitdem ist Koch querschnittsgelähmt. Gemeinsam mit Til Schweiger stellte der 27-Jährige den Film "Honig im Kopf" vor und machte dabei einen ruhigen und ausgeglichenen Eindruck. Im Interview mit Markus Lanz sagte Samuel Koch, er wolle etwas von der großen Hilfe, die er erhalten habe, zurückgeben. Als er ankündigte, eine Stiftung zu gründen, versicherte die Promi-Riege auf der Couch prompt, ihn zu unterstützen. Ein starker Auftritt mit einer klaren Botschaft, leider zu zu später Stunde.
Die Showeinlagen: Den Auftakt der Showeinlagen machte mal wieder: Helene Fischer. Zwar war Deutschlands Schlagerkönigin noch nicht so oft bei "Wetten, dass..?" wie Grönemeyer, Jürgens oder Maffay, zumindest in der kurzen Lanz-Ära war die 30-Jährige aber Dauergast. Außerdem traten die Fantastischen Vier, die A-cappella-Gruppe Pentatonix sowie der Graf von Unheilig auf, der mit "Wetten, dass..?" eines gemeinsam hat - nämlich, dass dieses Jahr Schluss ist.
Der Moderator: Genug der Worte sind über den Gottschalk-Nachfolger Markus Lanz geschrieben worden. Nur so viel: Es wurde auch beim letzten Mal nicht besser. Die Gags zündeten nicht, das Gros der Fragen war platter denn je und wer auf Basis der Lanzschen Floskeln "Lass Dich feiern", "sensationell", "großer Spaß" und natürlich "Mach's Dir gemütlich" Bingo spielte, der musste sich schon nach wenigen Minuten eine neue Beschäftigung suchen.
Die Stimmung: Die Verantwortlichen der ZDF-Unterhaltung hatten sich für ein Feuerwerk der Rückblicke entschieden: Die größten Skandale (oder besser Skandälchen), die besten Auftritte, die häufigsten Gäste, die besten Wetten - phasenweise hatte die Sendung den Charakter einer Best-of-Show. Das machte sich auch auf der Couch bemerkbar: Ein jeder Promi, sofern er denn - um Lanz' Worte zu benutzen - zur "Generation 'Wetten, dass..?'" gehörte, musste Geschichten von früher erzählen, als der ZDF-Dino noch das sprichwörtliche Lagerfeuer der TV-Nation war. Interessant war das nostalgische Geplänkel leider nur selten.
Das Ende: Zum Schluss verabschiedete sich Lanz mit einer kurzen Ansprache à la "Wort zum Sonntag". "Wetten, dass..?" sei "der längste Kindergeburtstag der Welt" gewesen. Und noch ein wenig pathetischer: "Das Leben geht weiter". Amen.