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Wetten, dass..?: Presseschau: Höhepunkt des Quotenkampfes

Wetten, dass..?

Presseschau: Höhepunkt des Quotenkampfes

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    Schrecken im Publikum von "Wetten, dass..?" nach schwerem Unfall eines Wettkandidaten
    Schrecken im Publikum von "Wetten, dass..?" nach schwerem Unfall eines Wettkandidaten Foto: obe hpl

    Samuel Koch liegt nach seinem Unfall in Wetten, dass..? im künstlichen Koma. Die Zeitungen der Republik deuten das Unglück als logische Konsequenz des Quotenkampfes. Lob gibt es für Thomas Gottschalk.

    Samuel Koch liegt mit Lähmungserscheinungen noch immer im künstlichen Koma. Er hatte sich in Wetten, dass..? an der Halswirbelsäule und am Rückenmark verletzt, als er mit Sprungschuhen über fahrende Autos springen wollte. Moderator Thomas Gottschalk brach die ZDF-Sendung daraufhin ab. Das Thema beschäftigt Deutschland und die Zeitungen, die Presseschau:

    "Badische Zeitung": "Jetzt alles auf der betreffenden Anstalt mit ihrem möglichen Schielen auf die Quote abzuladen, wäre auch zu billig. Höher, schneller, weiter - was da am Samstagabend passiert ist, hat mit den Gesetzen der Sport- und Unterhaltungsbranche insgesamt zu tun. Und diese, das war schon immer so, ist ein Spiegel der ganzen Gesellschaft."

    "Nordwest-Zeitung": "Bemerkenswert pietätvoll der Umgang in der Live-Sendung, als nach dem schrecklichen Sturz z.B. auf voyeuristische Zeitlupen verzichtet wurde. Auch die Sendung abzubrechen, war die einzig richtige Entscheidung. Besser wäre allerdings gewesen, die Wahnsinns-Wette überhaupt nicht ins Programm zu nehmen. Die Konsequenzen sind unumgänglich: Das Konzept von Wetten, dass?.?.?? oder auch von Shows wie Schlag den Raab muss auf den Prüfstand gestellt und überdacht werden. Das ewige Höher, Schneller, Weiter führt in die Sackgasse."

    Wetten, dass..?: Kurier fordert, dass Thomas Gottschalk aufhört

    "Kurier": "Der Unfall markiert den tragischen Höhepunkte des Quotenkampfs, der seit Jahren zwischen den Sendern tobt. Wer ist grauslicher? Schriller? Spektakulärer? Thomas Gottschalk, nicht bereit, das junge Publikum den Privatsendern zu überlassen, stieg in die Schlacht voll ein (?). Gottschalk hatte immer angekündigt, aufhören zu wollen, wenn etwas passiert. Jetzt ist es soweit. Und er sollte seinen Taten Worte folgen lassen."

    "Rhein-Zeitung": "Keine Frage: Das ZDF und Showmaster Thomas Gottschalk haben Respekt verdient für ihre Entscheidung, die Show nach dem Unfall abzubrechen. Mit einer weißen Weste steht das ZDF dennoch nicht da. Bei der Planung der Show war offenbar weniger Verantwortungsbewusstsein im Spiel als bei der Schadensbegrenzung danach. Der Eindruck liegt nahe, dass der Wunsch nach höher, schneller, weiter die Regie führte. Jetzt ist ein Mensch schwer verletzt, und die erfolgreichste Show Europas steht vor einer ungewissen Zukunft. Ein zu hoher Einsatz für eine Wette."

    Samuel Koch im künstlichen Koma: neue Quotendebatte gefordert

    "Leipziger Volkszeitung" zu Wetten, dass..?: "Durch das Unglück des Samuel Koch entdeckt man parteienübergreifend die Moral neu und fordert eine Quotendebatte; nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal. Allzu lange wird die Diskussion nicht dauern, denn bald bündelt die nächste durchs Medien-Dorf getriebene Sau alle Aufmerksamkeit und Empörung. Grassierende Schnelllebigkeit verhindert Nachhaltiges. Der Unfall in Europas erfolgreichster Fernsehshow hat einen tragischen Helden einen schwer Verletzten, der lebenslang mit den Folgen seiner riskanten Wette zu tun haben könnte. Und für manche gebiert sie Helden des Taktgefühls: Die Politik lobt Thomas Gottschalk und das ZDF für ihr verantwortliches Handeln, die Sendung abzubrechen. Als ob es eine Alternative gegeben hätte."

    "Stuttgarter Nachrichten" zu Wetten, dass...?: "Die Quote ist an allem schuld. Ohne sie hätte Samuel Koch (23) nicht versucht, vor laufenden Kameras mit Sprungfedern an den Beinen über fahrende Autos zu springen. Ohne sie würde er jetzt nicht mit schweren Halswirbelverletzungen im künstlichen Koma liegen. Wetten, dass...?-Moderator Thomas Gottschalk hatte ja gleich ein schlechtes Gefühl. Aber was soll man machen? Die Quote... Fürs ZDF wäre jetzt der Zeitpunkt, Wetten, dass. ..? sterben zu lassen. Die Beteiligten würden dabei ihr Gesicht wahren."

    "Mannheimer Morgen": "Das ZDF braucht gerade am Samstagabend Quote. Seit RTL Bohlens Supertalent gegen Gottschalk antreten lässt, sinkt diese stärker als zuvor. Hat die Wetten, dass...?-Redaktion deshalb auf immer größere Dramatik und Gefahr gesetzt? In der Tat wurden die Wetten in letzter Zeit wilder. Wer sich um die Zukunft eines etwas abgespeckten Wetten, dass...? sorgt, sollte sich eines in Erinnerung rufen: Es waren fast immer die kleinen Wetten, die Konzentrations-, Gedächtnis- oder Akrobatikleistungen, bei denen das Publikum am meisten tobte."

    "Fränkischer Tag": "Nicht die Quote, nicht die Sensationsgier der Zuschauer sind in dieser Minute das Maß des Handelns, sondern der Respekt vor einem Menschenleben. Die Verantwortlichen des Senders beweisen Mut, weil sie wie es Gottschalk formuliert - nicht mehr weitermachen können mit Jux und Dollerei und das glaubwürdig und ehrlich eingestehen. Das Allerschlimmste, was einem Kandidaten passieren kann, ist passiert. Das Beste, was dem Fernsehzuschauer in diese Fall passieren kann, auch."

    Mahnende Politikerkommentare sind überflüssig

    "Westfälische Nachrichten": "So furchtbar der Unfall des jungen Kandidaten bei Wetten, dass..? ist, so überflüssig sind die mahnenden Politikerkommentare, die gestern reflexartig einsetzten. Gewiss kann man über die negativen Auswirkungen debattieren, die das Starren auf Einschaltquoten mit sich bringt. Doch angesichts eines Menschen, der nach Verletzung und Operation im künstlichen Koma liegt, wäre taktvolles Schweigen derjenigen, die bei solchen Shows gern in der ersten Reihe sitzen, wohl angemessener."

    Samuel Koch liegt nach seinem Unfall noch immer im künstlichen Koma. Er hat sich an der Halswirbelsäule und am Rückenmark verletzt. Ärzte berichten von Lähmungserscheinungen beim Wettkandidaten. Den Unfall sahen Millionen Menschen live im Fernsehen. AZ

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