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"Wetten, dass..?" Nachfolger: Jauch sagt ab, kassiert aber Spitzenquote

"Wetten, dass..?" Nachfolger

Jauch sagt ab, kassiert aber Spitzenquote

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    Ein letztes Mal: Thomas Gottschalk und «Wetten, dass..?». Wer sein Nachfolger wird ist unklarer denn je. Denn jetzt auch Günther Jauch abgesagt. Foto: Jörg Koch dpa
    Ein letztes Mal: Thomas Gottschalk und «Wetten, dass..?». Wer sein Nachfolger wird ist unklarer denn je. Denn jetzt auch Günther Jauch abgesagt. Foto: Jörg Koch dpa

    Nach Thomas Gottschalk: Mögliche Nachfolger für "Wetten, dass..?"

    Michelle Hunziker (34): Die Nummer zwei Plus: Charmant, elegant und nach zwei Jahren Co-Moderation «Wetten, dass..?»-erfahren. Minus: Wohl nicht jeder traut ihr zu, das ZDF-Unterhaltungsflaggschiff allein führen zu können.

    Johannes B. Kerner (46): Der Last Man Standing Plus: Nach den zahlreichen Absagen der vergangenen Wochen ist er fast der Einzige, der noch übrig ist. Könnte auch gleichzeitig die Champions League moderieren, deren Free-TV-Rechte im Sommer 2012 von Sat.1 zum ZDF wechseln. Minus: Der «nette Herr Kerner» ist bei Kritikern etwa so beliebt wie Til-Schweiger-Komödien oder RTL-II-Dokusoaps. Lässt auch den leicht anarchischen Witz von Gottschalk vermissen.

    Günther Jauch (55): Der Vertrauenswürdige Plus: Ihm gelingt einfach alles. Ob Sport, Politik, Quiz oder Gala, die Zuschauer sehen Jauch überall gern. Würde der Samstagabendunterhaltung Seriosität mit spitzbübischem Witz geben. Minus: ARD-Talk, RTL-Quiz und ZDF-Show würden kaum zusammenpassen. Außerdem vielleicht etwas zu bieder nach dem bunten Hund Gottschalk.

    Jörg Pilawa (46): Die Allzweckwaffe Plus: Pilawa gilt schon lange als feste Größe der deutschen Familien-Unterhaltung im TV. Und nach seinem Wechsel von der ARD zum ZDF fehlt ihm da noch die richtige große Aufgabe. Minus: Hat schon sehr oft mit den Worten «kein Thema» abgewunken. Will wohl nach Hape Kerkelings Absage auch nicht gern zweite Wahl sein.

    Stefan Raab (45): Das Multitalent Plus: Mit seiner ProSieben-Show «Schlag den Raab» hat er eine Art modernes «Wetten, dass..?» entwickelt. Ist als Tausendsassa immer für Überraschungen gut. Minus: Raab ist mit seinen «TV Total»-Events wie Wok-WM, Promi-Turmspringen oder Stockcar-Rennen fest im ProSieben-Geflecht verankert.

    Anke Engelke (45): Die Witzige Plus: Sie hat Humor, ist weltgewandt und polyglott. Kann die große Gala, wie sie zuletzt beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf bewies. Minus: Glänzt vor allem in ihren Figuren und mag bissige Ironie - nichts für eine weichgespülte Samstagabend-Familienshow.

    Barbara Schöneberger (37): Die Diva Plus: Groß, blond, wortgewaltig - irgendwie Gottschalk in weiblich. Minus: Manchmal etwas aufbrausend, gerne mal leicht zickig im Ton. Außerdem fühlt sie sich in Fernsehnischen wohl.

    Ina Müller (46): Die Aufgedrehte Plus: Ist selbst so lustig und quirlig, dass sie kaum Gäste braucht. Und wenn diese dann richtig mitmischen, erlebt das Fernsehen kleine Sternstunden. Minus: Manchmal sehr überdreht und kaum zu bremsen. In einer zweieinhalbstündigen Show wohl zu viel des Guten.

    Kai Pflaume (44): Plus: Der perfekte Schwiegersohn. Ihn mögen einfach (fast) alle: Kinder, Mütter, Großmütter. Kann ebenso gut mit normalen Kandidaten wie mit Prominenten umgehen. Minus: Sehr brav, hat kaum Ecken und Kanten. Ist außerdem erst von Sat.1 zur ARD gewechselt und hat dort mehrere Projekte am Laufen.

    Jóko Winterscheidt (32) und Klaas Heufer-Umlauf (28): Das ewige Duo Plus: Das wäre eine Art Fernsehrevolution. Die Ex-Viva- und derzeitigen ZDFneo-Moderatoren sind jung, frech, unkonventionell und risikofreudig. Minus: Das wäre eine Art Fernsehrevolution. Sie sind jung, frech, unkonventionell und risikofreudig - vermutlich zu viel für das gesetzte ZDF-Publikum.

    "Wetten, dass..?" findet einfach keinen Nachfolger: Günther Jauch will die ZDF-Sendung von Thomas Gottschalk nicht übernehmen. Dies erklärte er in seinem Jahresrückblick beim Privatsender RTL. Eine Absage, die mit Hochspannung erwartet worden war: Denn wenn die beiden TV-Alphatiere Jauch und Gottschalk sich gegenseitig die Bälle zuspielen, handelt es sich um Unterhaltung auf höchstem Niveau. Und viele Fernsehzuschauer nahmen Witterung auf: Nachdem Gottschalk bei seinem "Wetten, dass..?"-Abschied im ZDF am Samstagabend schon 14,73 Millionen Zuschauer hatte, lockte sein Besuch einen Tag später bei Jauchs RTL-Jahresrückblick noch einmal 8,39 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme.

    Spitzenquote für Jauch - Wer wird jetzt Nachfolger?

    "Wetten, dass...?": Wetten, die Deutschland bewegten

    Kuhschmatzen: Achim Jehler konnte am 8. Dezember 2007 seine Kühe beim Apfelfressen am Schmatzgeräusch erkennen.

    Schwerer Unfall: Am 4. Dezember 2010 kam es in der Live-Sendung zum bisher schwersten Unfall. Der angehende Schauspieler Samuel Koch stürzte beim Sprung mit Stelzen über ein Auto. Er fiel so unglücklich, dass er seitdem von den Schultern ab gelähmt ist. Koch wird noch immer in der Schweiz behandelt. Seine Ärzte schließen eine Genesung nicht aus, die Chancen seien aber gering. Showmaster Thomas Gottschalk brach die Sendung direkt nach dem Unfall ab. Im Februar 2011 gab er dann bekannt, dass er die Sendung nach diesem Unfall nicht weitermoderieren wolle.

    Schulterzucken, Fußgeruch und Buntstifte: In der "Wetten, dass..?"-Sendung am 30. April 2011 wurden die Lehrerin Julia Thiele (33) und ihr Freund Malte Poppinga (28) Wettkönige. Thiele konnte allein am Schulterzucken ihres Freundes Musiktitel erkennen. Ob dabei alles mit rechten Dingen zuging? Wenigstens einmal hat er seiner Freundin einen Songtitel ("Pretty Woman") deutlich hörbar zugeraunt - Thomas Gottschalk und das ZDF bemerkten nichts und ließen das durchgehen. Auch davor standen Wettkandidaten immer wieder unter Schummel-Verdacht. Im Oktober 2009 erkannte der 47-jährige Thomas Schuster 23 Frauen mit verbundenen Augen an ihrem Fußgeruch. Der "Stiefel-Schnüffler" weigerte sich aber, sein Können noch einmal in einer ZDF-Show zu beweisen. Ob ein Team von Schmieden 2006 ohne Tricks auf heißen Pferdehufen Spiegeleier briet, bleibt auch so ein Geheimnis. Nur ein Betrug wurde bisher entlarvt: 1988 schlich sich "Titanic"-Redakteur Bernd Fritz in die Sendung ein und behauptete, die Farbe von Buntstiften am Geschmack zu erkennen. In Wirklichkeit linste er unter seiner Augenbinde hindurch.

    Hundespielzeug: Der Border-Collie "Rico" verblüffte am 23. Januar 1999 die Zuschauer, weil er 77 Spielzeuge am Namen unterscheiden konnte. Auf Befehl von Frauchen Susanne Baus brachte er den benannten Gegenstand.

    Pyramidenfahren: Die Motorrad-Sportgruppe der Berliner Polizei bildete mit 84 Polizisten auf neun Motorrädern eine Pyramide und fuhr so 100 Meter weit. Am 29. Oktober 1994 stellte sie damit einen Weltrekord auf.

    Papierboot: Andrea Schager, Andreas Reiser und Monika Schrak falteten am 15. September 1990 in vier Minuten ein Papierboot und paddelten damit in einem Schwimmbecken 50 Meter weit.

    Reifenwechsel: Am 21. Februar 1987 gelang es einem Kandidaten, während der Fahrt einen Autoreifen zu wechseln.

    Gute Tat: Die dritte Sendung von "Wetten, dass..?" am 16. Mai 1981 veränderte das Leben von Millionen Menschen in Äthiopien. Der Schauspieler Karlheinz Böhm, bis dahin vor allem bekannt aus romantischen "Sissi"-Filmen, wettete, dass nicht "jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Schweizer Franken oder sieben österreichische Schilling für Menschen in der Sahelzone spendet". Es kamen zwar auf Anhieb 1,2 Millionen D-Mark zusammen, dennoch behielt Böhm Recht. Er leistet seitdem mit seiner Stiftung "Menschen für Menschen" Entwicklungshilfe in Äthiopien.

    Die beiden Routiniers hatten die Spannung zuvor mit Präzision und Schalk aufgebaut. Der 61-jährige Gottschalk - mit 23 Jahren "Wetten, dass..?" auf dem Buckel - hatte am Samstag seinen Gast und alten Weggefährten, den 55 Jahre alten Jauch, gefragt, ob er denn nicht seine Nachfolge bei Deutschlands größter Fernsehshow antreten wolle. Jauch hatte leicht verdutzt geguckt, nach kurzer Irritation aber die Gunst der Stunde genutzt und um Bedenkzeit gebeten - um 24 Stunden.

    Und er lud Gottschalk in seinen Jahresrückblick für Sonntag ein. Der Showmaster mit der blonden Lockenpracht kam. Aber erst kurz vor Schluss nach rund drei Stunden Sendezeit. Und er freute sich - noch mit heiserer Stimme vom Vorabend -, dass Jauch gemäß seiner Ankündigung den 20 Jahre alten Gottschalk-Anzug anzog. Der passte zwar von der Länge her, schlabberte aber am ganzen Körper herum.

    Menschen, Bilder, Emotionen: Absage an Gottschalk

    Auf die entscheidende Frage, ob er denn nun "Wetten, dass..?" übernehmen wolle, sagte Jauch: "Ich bin Dir schon oft in Deinem Leben nachgefolgt. Ich glaube aber, dass ich das nicht gut kann."

    Es wäre auch ein kleines Medienwunder gewesen. Jauch sitzt bei RTL mit seinem Klassiker "Wer wird Millionär?" fest im Sattel. Und bei der ARD hat er im September den Polittalk am Sonntagabend übernommen. Da hätte es ein Problem gegeben: Denn bei sechs "Wetten, dass..?"-Ausgaben in den TV-Saisonmonaten Oktober, November, Dezember, Januar, Februar und März hätte Jauch eiligst von der Samstagsshow zum Sonntags-Talk ohne große Vorbereitung und mit leichter Übernächtigung rasen müssen - alles nicht im Sinne der ARD.

    Das ZDF sucht weiter den Gottschalk-Nachfolger

    Die Absagen für «Wetten, dass..?»

    «Ich arbeite mit dem ZDF an einer Reihe von neuen Shows, aber »Wetten, dass..?» ist dabei kein Thema.» (Jörg Pilawa)

    «RTL, Das Erste und ZDF - drei Sender wären nicht nur für mich einer zu viel. Ich möchte mich weiter auf »Wer wird Millionär?» und meine Gesprächssendung am Sonntagabend konzentrieren.» (Günther Jauch)

    «Ich bin für eine Castingshow mit dem Titel »Wir finden einen Moderator - Wetten, dass..?» - und die würde ich gern moderieren.» (Inka Bause)

    «Natürlich kitzelt es die Eitelkeit, wenn man bei solch einem bedeutenden Format im Gespräch ist. Aber man muss doch eine gesunde, professionelle Distanz zu sich und seiner Arbeit haben, und ich habe in den letzten Jahren einen Weg eingeschlagen, der von der großen Showbühne eher wegführt.» (Markus Lanz)

    «Ich möchte nicht Nachfolgerin von Thomas Gottschalk werden. Das ist der schwerste Job der Welt.» (Barbara Schöneberger)

    «Ich spiele gern Sketche, co-moderiere gern ein Event wie den Eurovision Song Contest, aber ich bin keine Rampensau.» (Anke Engelke)

    «Ich kann mir schwer vorstellen, dass es ohne Thomas Gottschalk funktioniert. Das Beste wäre, wenn das ZDF »Wetten, dass..?» nicht fortführen würde.» (Bastian Pastewka)

    «Ich bin mit Leib und Seele Sportreporter, da hatte ich die große Bühne wie Fußball-Weltmeisterschaft und habe jetzt die Champions League. Das ist meine Welt. Ich hätte übrigens den perfekten Nachfolger für Thomas Gottschalk: Thomas Gottschalk. Er hat ja schon mal aufgehört und wieder angefangen. Es gibt eben bestimmte Leute, die passen wie Faust aufs Gretchen auf eine Sendung. Das ist bei Thomas Gottschalk und »Wetten, dass..?» eben so.» (Johannes B. Kerner)

    Was aber von der Sonntagabend-Show auf RTL hängenbleibt: Gottschalk, der sich bislang aus der Personaldiskussion um "Wetten, dass..?" herausgehalten hatte, machte sich für die Entertainerin Barbara Schöneberger stark. Sie war vorher ebenfalls bei Jauch zu Gast gewesen. Die 37-Jährige habe viele Dinge mit ihm gemeinsam, sagte Gottschalk. "Sie ist blond, hübsch, hat Oberweite und ist vor allem furchtlos. Sie hat das Zeug dazu." Vielleicht beeinflusst Gottschalks Haltung nun die weitere Suche des ZDF nach dem Nachfolger?

    Klar aber sei, fuhr Gottschalk fort, der oder die Neue bei "Wetten, dass..?" müsse "das Ding zurechtrücken. Es kann nicht mehr so funktionieren wie bei mir. 18 Millionen Menschen wie damals bei Michael Jackson gucken nicht mehr zu."

    Gottschalk, der am 23. Januar in der ARD eine Vorabendsendung startet, sagte, er selbst brauche nicht mehr das große Glockengeläut. Seine Aufgabe sei nun der "Fernsehfriedhof" vor der "Tagesschau", wie er die quotenschwache Programmstrecke bezeichnete.

    "Wetten, dass..?" am Samstag mit Topquote

    Aber vielleicht ist das ZDF in seinen Personalüberlegungen ja schon einen Schritt weiter, als viele denken. Am Rande der Aftershow-Party in Friedrichshafen in der Nacht zum Sonntag waren aus Senderkreisen Andeutungen laut geworden, dass "Wetten, dass..?" vielleicht schon im März fortgesetzt werden könne. Das wiederum würde mit der Ankündigung von ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut übereinstimmen, der zu Beginn des nächsten Jahres eine Personalentscheidung bekanntgeben will. dpa

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