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"Wetten, dass..?": Kabinett der Peinlichkeiten mit Markus Lanz

"Wetten, dass..?"

Kabinett der Peinlichkeiten mit Markus Lanz

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    Im Mittelpunkt stehen, um jeden Preis: Markus Lanz als lebende Sachertorte.
    Im Mittelpunkt stehen, um jeden Preis: Markus Lanz als lebende Sachertorte. Foto: Georg Hochmuth, dpa

    Eines mal gleich vornweg: Ein schlechter Witz wird nicht besser, wenn man ihn wiederholt. Zumal, wenn es sich dabei um ein etwas älteres Exemplar handelt, von „sooo kaltem Wasser“ und kleinen… Naja, Sie wissen schon.

    Markus Lanz fand es am Samstagabend trotzdem lustig. Er lachte herzlich über seinen eigenen Kalauer, über seine letzte verlorene Studio-Wette und seine sportliche Schwimm-Einlage im winterlichen Bodensee. Hineingestiegen als Prinz, herausgekommen als Prinzessin. Sie wissen noch: das kalte Wasser.

    Der Zuschauer konnte sich freuen, dass wenigstens das Niveau der Sendung zeitig abgesteckt war.

    Markus Lanz kann es nicht

    Markus Lanz hatte keine leichte Aufgabe als Nachfolger von Thomas Gottschalk. Es war also auch nur fair, dem 44-Jährigen eine Chance zu geben, dem ZDF-Flaggschiff seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Nach sechs Folgen muss man schlicht festhalten: Lanz kann es nicht.

    Sein „Wetten, dass..?“ hat am Samstagabend einen neuen Tiefpunkt erreicht – bei den Quoten, vor allem aber, und das ist weitaus schlimmer, was das Niveau angeht.

    Konnte man die jüngsten Lästerattacken aus Übersee noch als Starallüren einiger empfindlicher Hollywood-Größen abtun, muss man spätestens seit der gestrigen Sendung aus Wien festhalten: Sie hatten recht, die Tom Hanks' und Denzel Washingtons dieser Welt. In seiner jetzigen Form ist „Wetten, dass..?“ nicht mehr als ein rund dreistündiger, peinlicher und Gebühren finanzierter Klamauk.

    "Top, der Hintern quillt"

    Das ist Cindy aus Marzahn

    Hinter der Figur "Cindy aus Marzahn" steckt die Komikerin Ilka Bessin.

    Die deutsche Stand-up-Komikerin (* 18. November 1971) wohnt in Berlin-Wilmersdorf.

    Das Markenzeichen von Cindy aus Mahrzahn ist der pinke Jogginganzug.

    In ihrer Rolle ist Bessin eine Frau mit Figurproblemen, deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt nur mäßig sind und die es auch bei Männern schwer hat.

    Diese Punkte verpackt die Komikerin äußerst sarkastisch und erfolgreich in ihrem Bühnenprogramm.

    Ilka Bessin erhielt bereits mehrmals den Deutschen Comedypreis. 2010, 2011 und 2012 wurde sie als Beste Komikerin ausgezeichnet.

    2009 erhielt Ilka Bessin ihre eigene Show auf RTL: "Cindy aus Marzahn & Die jungen Wilden".

    Cindy aus Marzahn war auch Assistentin von Moderator Markus Lanz bei Wetten, dass...?.

    Im April 2013 wurde bekannt, dass die Komikerin mit ihrer TV-Show von RTL zu Sat.1 wechselt.

    Im Herbst 2013 machte Cindy aus Marzahn Schlagzeilen, weil die Stadt Augsburg ihre Show untersagte - sie sei zu lustig für den Totensonntag.

    Bleibt die Frage nach dem Schuldigen. Zum einen sicherlich die Verantwortlichen des Senders, die mit ihrem neuen Konzept die seichten Albernheiten offenbar bewusst forcieren. Ob nun Heiner Lauterbach beim Wettrennen mit einer rollenden Kloschüssel oder Oliver Pocher beim Arschbolzen (Lanz: "Top, der Hintern quillt") - dem Irrsinn sind bei Europas größter Unterhaltungsshow offenbar keine Grenzen mehr gesetzt.

    Auch Cindy aus Marzahn als Sidekick bleibt enttäuschend. Die Frau, die eigentlich lustig kann, passt sich dem Niveau lückenlos an. Mehr als ein paar Dialoge in künstlich schlechtem Englisch mit Rapper 50 Cent und Michael Bublé („Rollbraten is when I have a Ganzkörper-Netzoutfit an“) waren auch am Samstag nicht drin.

    Lanz will im Mittelpunkt stehen. Um jeden Preis.

    Und dann eben Lanz. Ein Moderator, der sich offensichtlich selbst so geil und lustig findet, dass es für andere unmöglich wird. Einer, der ganz offensichtlich einen unerbitterlichen Hang dazu hat, im Mittelpunkt zu stehen. Ob bei der Kinderwette, bei der er unter einem Tisch hangelnd gleich selbst vormacht, wie schwer das Ganze doch ist. Beim "völlig spontanen" – aber zugegeben musikalisch gar nicht so schlechten – Falco-Amadeus-Rap mit OneRepublic-Frontmann Ryan Tedder. Oder eben dem Bad in Sachertorten-Schokoladenmasse - als Selbstkasteiung für die zuvor vergeigte Stadtwette.

    Was beim ZDF offenbar niemand weiß: Shows, bei denen sich der Moderator zum Depp macht, waren Anfang des Jahrtausends mal lustig - heute langweilen sie einfach nur noch.

    Was darüber hinaus eher verwundert als schockiert: Auch im Gespräch auf der Couch versagt Lanz kolossal. Nach Jahren der oberflächlichen und jovialen Gottschalk-Plauderei sollte das eigentlich die neue Stärke der Sendung werden. Was jedoch dabei herauskommt, ist meist nur minutenlanges Fremdschämen. Auf eine dämliche Frage ( zu Bublé: Schon mal in Leonardo DiCaprios Pool gekotzt ?) folgt die nächste (zu 50 Cent: Wie war das denn, als Du angeschossen wurdest?).

    Michael Bublé bringt es auf den Punkt

    Steuern die Verantwortlichen beim ZDF nicht gegen, wird nicht viel übrig bleiben vom „Wetten, dass..?“, wie man es kannte und wie es viele auch liebten. Weit über 13 Millionen Zuschauer sahen die erste Show mit Markus Lanz; am Samstag waren es noch knapp 7,5. Lanz hat die erste Staffel so gut wie hinter sich gebracht, nur noch die "Mallorca-Folge" im Juni fehlt – früher meist Gottschalks Meisterstück.

    Das ist neu bei "Wetten dass...?"

    NEUE MUSIK: Die bekannte Fanfare wird musikalisch aufgepeppt.

    NEUES SOFA: Es gibt neue Kulissen mit fahrbarer Gästecouch im futuristischen Design. Außerdem steht künftig eine Showtreppe bereit.

    MEHR RAUM FÜR WETTEN: Die Wetten stärker in den Mittelpunkt rücken. Statt fünf soll es künftig sechs Wetten geben.

    MEHR INFOS ZU WETTKANDIDATEN: Die Kandidaten werden in Kurzfilmen vorgestellt und stärker eingebunden. Lanz will sich ihnen mehr widmen. Zudem gibt es einen gemeinsamen Auftritt mit dem Wettpaten.

    LANZ-CHALLENGE: Ein Duell Moderator gegen Zuschauer ist geplant.

    INFOS AUCH DIGITAL: Für Hintergrund-Infos zu den Wetten hat das ZDF eigens eine Wett-App geschaffen.

    Michael Bublé brachte es am Samstagabend irgendwann zwischen erneut ordentlichen Wetten und miesem Drumherum überraschend schlicht auf den Punkt: "Das ist eine merkwürdige Show. Eine schöne, aber eine sehr merkwürdige Show“, sagte er. „Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich Gras geraucht." Der Zuschauer am besten auch.

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