Das West-Nil-Virus scheint sich in Deutschland immer mehr auszubreiten. Das erklärte der Berliner Virologe Christian Drosten. "Die Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, scheint aktuell zu steigen", sagte er der Funke-Mediengruppe. Die Mücken breiten sich demnach vor allem in Berlin und in Ostdeutschland aus. Im vergangenen Jahr hatte es auch in Bayern Hotspots gegeben. In Berlin waren in den letzten Jahren erste Personen mit dem Virus infiziert worden.
West-Nil-Virus: Verbreitung in Deutschland wohl durch Klimawandel verstärkt
Drosten machte bei aller nötigen Vorsicht klar, dass kein Grund zur Panik bestehe. Ein Blick auf die Fakten sei allerdings wichtig. Er verwies auf Studien, nach denen in neu befallenen Regionen die Rate der schweren Erkrankungen bei eins zu 1000 Infizierten liegt. Der Top-Virologe warnte aber auch, dass "schwere Verläufe zu bleibenden Behinderungen führen" könnten. Das West-Nil-Virus könne außerdem eine Gerhirnhautentzündung auslösen.
Die Ausbreitung des Virus in Deutschland könnte auf den Klimawandel zurückzuführen sein. Eingeführt wurde das West-Nil-Virus über Zugvögel, welche aus den tropischen Breiten den Weg nach Deutschland finden. "Man weiß, dass es inzwischen hier überwintert, wohl auch, weil es nicht mehr kalt genug wird", erklärte Drosten.
Die ersten Infektionen mit dem West-Nil-Virus, die auf heimische Mücken zurückgingen, wurden in Deutschland vor gut drei Jahren durch das Robert-Koch-Institut erfasst.
West-Nil-Virus: Impfung schon bald möglich?
Derzeit wird an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das West-Nil-Virus gearbeitet. "Die Forschung dazu läuft", erklärte Drosten. Ein Vorteil bei der Entwicklung ist, dass es bereits Impfstoffe gegen eng verwandte Erkrankungen gibt. Beispielsweise für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die von Zecken übertragen wird.