In Deutschland breitet sich das sogenannte West-Nil-Virus aus. Übertragen wird es durch Stechmücken. Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge wurden die ersten Fälle hierzulande im Spätsommer 2019 bekannt. Verzeichnet wurden damals insgesamt fünf Infektionen; 2020 waren es 22 Infektionen, 2021 nur vier, 2022 sind 17 Menschen in Deutschland an dem Virus erkrankt und für 2023 gab es sieben Nachweise. Im Jahr 2024 stieg der Wert auf 26 Infektionen. Das RKI schätzt die tatsächlichen Zahlen aber deutlich höher ein, da nur ein kleiner Teil der Infizierten Symptome zeige und nur etwa einer von 100 Infizierten schwer am West-Nil-Virus erkranke.
Im Jahr 2023 warnte auch der Berliner Virologe Christian Drosten vor dem Virus. "Die Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, scheint aktuell zu steigen", sagte er den Funke-Medien. Überwiegend treten die Infektionen in Ostdeutschland auf, wobei das RKI Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen nennt. 2024 kamen einzelne Fälle in anderen Bundesländern hinzu: Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen mit vermutlichem Infektionsort Hamburg.
Doch wie gefährlich ist das West-Nil-Virus wirklich?
Was ist das West-Nil-Virus und wie wird es übertragen?
Das West-Nil-Virus oder auch West-Nil-Fieber genannt, stammt dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zufolge - das Institut beobachtet das Virus gemeinsam mit dem Bernhard-Nocht-Institut (BNI) und Veterinärbehörden - ursprünglich aus Afrika und wurde erstmals 1937 in Uganda festgestellt. Übertragen wird es durch die Stechmücken "Culex pipiens", allerdings nicht vorrangig an den Menschen, sondern zwischen Wildvögeln. In selteneren Fällen kann laut dem FLI aber auch eine Übertragung auf Pferde und Menschen stattfinden.
Laut dem RKI verläuft eine Infektion mit dem West-Nil-Virus in den meisten Fällen ohne Krankheitssymptome. In etwa 20 Prozent der Fälle würden Erkrankte aber eine fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung entwickeln, die etwa drei bis sechs Tage andauert. Diese Symptome können mit Krankheitsbeginn nach einer Inkubationszeit von zwei bis 14 Tagen abrupt beginnen:
- Fieber
- Schüttelfrost
- Kopf- und Rückenschmerzen
- Abgeschlagenheit
- Lymphknotenschwellungen
Bei etwa der Hälfte der Erkrankten ist außerdem ein blasser Hautausschlag zu finden, der sich vom Kopf bis zu den Gliedmaßen ausbreitet. Bei etwa jedem 100. Fall dringt das West-Nil-Visus aber in das Nervensystem vor. Meist entwickeln Patienten eine gutartige Meningitis, aber auch eine Enzephalitis kann die Folge sein, die laut RKI bei fünf bis zehn Prozent der betroffenen Patienten zum Tod führt. Mögliche Symptome einer Enzephalitis sind mentale Veränderungen, Muskelschwäche, schlaffe Lähmungen, Ataxie, extrapyramidale Symptome, Optikusneuritis und Veränderungen der anderen Hirnnerven, Polyradikulitis und epileptische Anfälle.
Wird das West-Nil-Virus bei einer Patientin oder einem Patienten nachgewiesen, besteht nach dem Infektionsschutzgesetz übrigens eine Meldepflicht.
Weitere Übertragungswege sind Organtransplantationen oder Bluttransfusionen. Auch während der Schwangerschaft kann das Virus übertragen werden.
Wie gefährlich ist das West-Nil-Virus für den Menschen?
In Bezug auf das West-Nil-Virus sind Menschen laut dem RKI sogenannte Fehlwirte. Anders als Vögel können sie das Virus nicht an Mücken zurückgeben. Die Hauptübertragung der Krankheit findet daher unter Vögeln statt. Daher sind die Infektionszahlen beim Menschen relativ gering.
Christian Drosten sagte den Funke-Medien, dass kein Grund zur Panik bestehe. Zwar könne das West-Nil-Virus eine Gehirnentzündung auslösen und "schwere Verläufe können zu bleibenden Behinderungen führen" - also gefährlich sein -, aber die Rate schwerer Erkrankungen liege in neu befallenen Gebieten bei eins zu 1.000 Infizierten.
Wie wird das West-Nil-Virus behandelt?
Aktuell wird das West-Nil-Virus dem RKI zufolge noch symptomatisch behandelt, eine spezielle Therapie gegen das Virus gibt es nicht.
Laut Christian Drosten läuft aber die Forschung zu einem Impfstoff bereits und könnte bald verfügbar sein. Hintergrund ist, dass es durch den Klimawandel auch in Deutschland im Winter nicht mehr so kalt wird, wie früher und das Virus inzwischen hier überwintert.
Wie kann man sich vor dem West-Nil-Virus schützen?
Wer sich vor dem West-Nil-Virus schützen möchte, sollte vor allem Mückenstiche vermeiden. Das empfiehlt das RKI insbesondere Personen, die aufgrund ihres hohen Alters oder einer Immunschwäche ein erhöhtes Risiko haben, schwer am West-Nil-Virus zu erkranken. Gar nicht so einfach, denn 2023 war wieder ein Mückenjahr. Und auch 2024 gab es viele Mücken in Deutschland.
Zum Schutz vor Stichen gibt das RKI diese Tipps:
- an Orten mit Mücken lange Kleidung tragen
- am Abend nicht draußen, sondern in geschlossenen oder klimatisierten Räumen aufhalten
- Insektizide oder Insektenschutzspray benutzen
- Moskitonetze und Fenstergitter installieren
- Mückenbrutplätze im Wohnumfeld beseitigen
Es gibt übrigens auch einige Hausmittel, um Stechmücken zu bekämpfen.