Wer schon mal den Hollywood-Film "Lord of War" gesehen hat, der weiß schon das ein oder andere über Viktor But. Womöglich ohne zu wissen, dass das satirische Drama von der Lebensgeschichte des Russen inspiriert ist. Der komplette Titel lautet "Lord of War – Händler des Todes". Der Film erschien im Jahr 2005. Regie führte Andrew Niccol. Damals war der echte "Händler des Todes" noch auf freiem Fuß. 2008 wurde But durch eine spektakuläre Aktion verhaftet. Nun kam er frei. Bei einem Gefangenenaustausch mit den USA. Der Gegenwert: die US-amerikanischen Profibasketballspielerin Brittney Griner. Wer ist der Mann, dessen Freiheit gegen die einer Sportlerin getauscht wurde?
Viktor But im Porträt: Vom KGB-Major zum Transportunternehmer?
Beginnen wir am Anfang. Viktor But wurde am 13. Januar 1967 als Sohn russischer Eltern in Duschanbe geboren. Damals handelte es sich um eine Stadt in der Tadschikische Sozialistische Sowjetrepublik. Nicht weit weg von der Grenze zu Afghanistan. Heute ist Duschanbe mit knapp 900.000 Einwohnern die Hauptstadt von Tadschikistan. Früh fiel Buts Talent für Fremdsprachen auf. Er besuchte das sowjetische Militärinstitut für Fremdsprachen und später die sowjetische Militärakademie. Heute spricht er sechs Sprachen.
Seine Tätigkeiten vor dem Ende des Kalten Kriegs liegen zu weiten Teilen im Dunkeln. Ihm wird nachgesagt, Major des KGB gewesen zu sein. Er selbst gibt aber an, keine Verbindung zum sowjetischen Geheimdienst zu haben. Klar ist: Nach dem Niedergang des Warschauer Pakts gründete er in Moskau ein Transportunternehmen. Schnell weitete er seine Geschäfte bis in die Vereinigten Arabischen Emirate aus. Den Hauptsitz der Firma verlegte er in der Folge in das Emirat Schardscha. Im Jahr 1996 war sein Lufttransportunternehmen mit 60 eigenen Flugzeugen und rund 1000 Angestellten das größte des Emirats.
Wer ist Viktor But? Waffenhändler für Kriegsherren und Regierungen
Der genaue Zeitpunkt, wann But sein Transportunternehmen auf den Waffenhandel ausweitete, ist nicht bekannt. Klar ist, dass er die chaotischen Zustände bei den Armeen der Staaten des Warschauer Pakts ausnutzte. Er baute gute Beziehungen zu Militärs auf und beschaffte sich Kriegswaffen. Unter anderem aus der Ukraine, aus Rumänien, Bulgarien, Kirgisistan und der Slowakei.
Während dieser Zeit verschaffte sich But neben dem "Händler des Todes" einen weiteren Spitznamen. Er wurde der "Sanktionsknacker" genannt. Diesen Beinamen verdiente er sich durch seine Geschicklichkeit, Waffenembargos zu umgehen. But wurde reich, in dem er Waffen aus Osteuropa in afrikanische und asiatische Staaten schmuggelte. Zu seinen treuen Kunden gehörten Despoten und Warlords. Unter anderem Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi und Warlord Charles Taylor aus Liberia. Außerdem soll er den Taliban Waffen besorgt haben. Ihm halfen seine Kenntnisse der arabischen, persischen, portugiesischen, englischen und französischen Sprache.
Der Aufstieg von But zum meistgesuchten Mann der Welt
Um die Jahrtausendwende war But zum meistgesuchten Mann der Welt avanciert. Die CIA war ihm auf der Spur, in Brüssel wurde er international zur Fahndung ausgeschrieben. Wegen Geldwäsche und Diamantenschmuggels. Der britische Minister Peter Hain nahm im Jahr 2002 in Bezug auf But zum ersten Mal die drei Worte in den Mund, die ihn bis heute verfolgen: "Merchant of Death", "Händler des Todes". But war zu diesem Zeitpunkt 33 Jahre alt.
Der Russe verstand sich nicht nur auf krumme Geschäfte und Waffenlieferungen. Er schaffte es auch, viele Jahre versteckt zu leben und seine Geschäfte dabei weiterzuführen. Im Jahr 2008 ging But dann aber US-Agenten in die Falle. Sie hatten geblufft, als Vertreter der kolumbianischen FARC-Rebellen Waffen kaufen zu wollen. Sie filmten, wie But ihnen 100 Boden-Luft-Raketen anbot, mit denen die Rebellen die US-Truppen bekämpfen sollten. In einem Luxushotel in Thailands Hauptstadt Bangkok kam es schließlich zum Zugriff.
Viktor But: Auslieferung und Haft in den USA – bis zum Gefangenenaustausch mit Griner
Nach zwei Jahren des diplomatischen Tauziehens wurde But von Thailand in die USA ausgeliefert. In den Staaten wurde er 2012 wegen Verschwörung zur Tötung von US-Bürgern, Verschwörung zur Tötung von US-Regierungsmitarbeitern und Verschwörung zum Abschuss von US-Flugzeugen zu 25 Jahren Haft und 15 Millionen Dollar Geldstrafe verurteilt. Das Urteil sorgte für Unmut in Russland. Moskau versuchte immer wieder, But über einen Austausch freizubekommen. Diese beharrlichen Versuche legen nahe, dass But für den russischen Geheimdienst GRU arbeitete.
Das gelang nun. Am 8. Dezember 2022 führten die USA und Russland einen Gefangenenaustausch durch. Auf dem Flughafen von Abu Dhabi wurde But gegen die US-Amerikanerin Brittney Griner getauscht. Die Profibasketballerin war Anfang 2022 an einem Moskauer Flughafen festgenommen worden, da sie Cannabisöl mit sich führte. US-Präsident Joe Biden hatte dem Gefangenenaustausch in den letzten Tagen zugestimmt.