Wäre Bobi ein Mensch, hätte er bereits vor einiger Zeit seinen 200. Geburtstag gefeiert. Der Hirtenhund aus Portugal ist gut 31 Jahre alt - und bekanntlich zählen Hundejahre siebenfach. Das tierische Urgestein wurde jüngst nicht nur als "ältester lebender Hund", sondern auch als "ältester Hund aller Zeiten" ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen. Trotz seines vorgerückten Alters läuft er im Garten seines Herrchens Leonel Costa im 300-Einwohner-Dorf Conqueiros putzmunter und schwanzwedelnd herum. Und treibt seinen Weltrekord täglich ein Stückchen in die Höhe.
Bobi spielt und schmust mit den Katzen und anderen Tieren des Hauses - und unternimmt sogar noch Verführungsversuche bei den Hundedamen. "Er versucht es, er versucht es", erzählte sein Halter dieser Tage dem Fernsehsender CNN Portugal lachend. "Es klappt zwar nicht immer, denn oft sind die Hündinnen größer, und er ist nicht mehr so kräftig und fällt seitwärts, aber er versucht es noch." Nachkommen habe der hellbraun-weiße Hund der portugiesischen Rasse Rafeiro do Alentejo soweit man wisse nicht - was wegen der guten Gene schade sei.
Bobi hat es ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft
Mit seinem Rekord hat Bobi einen Vierbeiner vom anderen Ende der Welt nach mehr als 80 Jahren vom Thron gestoßen: Die Hütehündin Bluey aus Rochester nördlich von Melbourne - ein Australian Cattle Dog - starb 1939 mit immerhin 29 Jahren und fünf Monaten. Der am 11. Mai 1992 geborene Bobi übertraf die Hundedame schon vor einiger Zeit: Deren Alter hatte er bereits im Herbst 2022 erreicht und übertroffen.
Bis zur Anerkennung verging aber Zeit: "Wir mussten viele Papiere vorlegen und auch viele Tests und Prüfungen bestehen", erzählte Leonel Costa, während er stolz die eingerahmten Guinness-Urkunden vor die Kamera hielt. Laut Guinness wurde Bobis' Alter unter anderem vom Veterinärmedizinischen Dienst der Stadt Leiria unweit von Conqueiros sowie auch vom portugiesischen Tierregister SIAC und dem Tierärzteverband SNMV bestätigt.
Laut Herrchen ist das der Grund für Bobis langes Leben
Eine stolze Leistung, denn Hunde werden im Schnitt nur 10 bis 15 Jahre alt. Die Lebensdauer hängt von der Rasse und der Größe sowie natürlich auch von den Lebensumständen und der Genetik ab. Kleine Hunde leben in der Regel länger, Dackel etwa erreichen in seltenen Fällen schon mal die 20 Jahre. Größere Hunde leben deutlich kürzer.
Die Bewegungsmöglichkeiten, die Pflege, das Umfeld und die Ernährung spielen ebenso eine Rolle. Davon ist Leonel Costa überzeugt, wenn er nach einem Rezept für ein langes Hundeleben gefragt wird. Sein Begleiter habe nie Hundefutter aus dem Supermarkt bekommen, sagte er. "Bobi bekommt nur das zu fressen, was wir auch essen. Alles hausgemacht. Wir vermeiden es, ihm zu stark gewürzte Speisen zu geben." Und einen Liter Wasser pro Tag.
Bobi hatte keinen einfachen Start ins Leben
Bobi bekommt zudem jede Menge Zuneigung. Er sei etwa niemals an die Kette gelegt worden. An kalten Tagen darf er mit der gesamten Familie vor den Kamin. "Er ist wie ein Sohn für mich", beteuerte Leonels Mutter Dona Maria bei CNN Portugal. Dabei hat ihr Sohn, der heute 38 Jahre alte Leonel, als Junge den Welpen zunächst gegen den Willen der Eltern wochenlang behalten und versteckt. "Leider galt es damals als normal, die jungen Tiere in einem Erdloch zu vergraben, damit sie nicht überleben, wenn man dachte, dass man sie nicht im Haus behalten kann", wurde Costa von der Zeitung "Público" zitiert. Bobis' drei Geschwister hätten weniger Glück gehabt.
Der Reporter von CNN Portugal rechnet damit, dass nun bald viele Touristen aus dem In- und Ausland in das kleine Conqueiros strömen könnten, um den tierischen Weltrekordhalter zu bestaunen. "Wir hätten keine Probleme damit, solange er nicht allzu sehr gestört wird", betonte Costa. Denn der Hunde-Greis habe mittlerweile doch schon einige Hör- und Sehprobleme. Bobis Wohl gehe über alles.
Alte Hunde haben ihr Leben meist auf dem Bauernhof verbracht
Ansonsten scheint aber Australien das Land zu sein, in dem besonders viele Hunde ein biblisches Alter erreichen: Nach Hundedame Bluey gab es in den vergangenen Jahrzehnten noch einige weitere Anwärter und Anwärterinnen aus Down Under, die an der 30-Jahr-Marke gekratzt oder diese gar überschritten haben. Nur konnten die Herrchen dies nicht auf dem Papier nachweisen.
Was viele der steinalten Hunde gemeinsam haben ist: Sie haben zumeist in ländlichen Gegenden oder sogar auf einem Bauernhof ihr langes Leben verbracht. "Vielleicht hat das Leben auf einer Farm irgendwas, was einen Hund glücklich und gesund hält", hieß es in einem Blog auf der australischen Webseite "A Dogs Life".
Weil gleich mehrmals Australian Cattle Dogs unter den Kandidaten waren, wurde gar eine Studie zur Langlebigkeit dieser Rasse gemacht. Das Ergebnis war aber eindeutig: Zwar leben die australischen Hirtenhunde offenbar ein paar Jahre länger als andere Kollegen - weltrekordverdächtig sind dann aber doch nur die wenigsten. (dpa)