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Weihnachtstradition: Das soll ein Weihnachtsbaum sein? Londoner witzeln über mickrige Fichte

Weihnachtstradition

Das soll ein Weihnachtsbaum sein? Londoner witzeln über mickrige Fichte

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    Schon ein bisschen traurig: Der Anblick des Baums im noch dazu tristgrauen Londoner Dezemberwetter stimmt nicht gerade weihnachtlich.
    Schon ein bisschen traurig: Der Anblick des Baums im noch dazu tristgrauen Londoner Dezemberwetter stimmt nicht gerade weihnachtlich. Foto: Susanne Ebner

    Einen Weihnachtsbaum im Herzen Londons stellt man sich anders vor: prall, grün und gesund, mit vielen Lichtern. Der Baum auf dem Trafalgar Square, einem der größten öffentlichen Plätze der britischen Hauptstadt, hingegen wirkt in diesem Jahr traurig und dürr. Bei Passanten ruft er deshalb eine Mischung aus Heiterkeit und Ungläubigkeit hervor. Ein Mann schreibt auf Twitter: „Tauschen Sie ihn aus!“ Ein anderer kommentiert: „Er sieht so aus, als ob er seit letztem Jahr dort steht.“

    Die Fichte des Anstoßes stammt aus Norwegen. Seit 1947 schenkt das Land den Britinnen und Briten jedes Jahr einen Weihnachtsbaum. Eine Gabe als Zeichen der Dankbarkeit für die Londoner für ihre Hilfe während des Zweiten Weltkrieges. Die Fichte wird seither auf dem Trafalgar Square aufgestellt. Dieses Jahr rätseln die Britinnen und Briten jedoch, ob der Baum fachgerecht transportiert wurde: „Weiß jemand, was mit dem Rest passiert ist?“, fragen sie sich und spekulieren außerdem darüber, ob der Baum womöglich einen Haarschnitt von Boris Johnson bekommen hat.

    Die Briten erinnert der Baum an die Haare von Boris Johnson.
    Die Briten erinnert der Baum an die Haare von Boris Johnson. Foto: Matt Dunham/AP/dpa

    Der Trafalgar Square gilt schon seit dem Mittelalter als zentraler Treffpunkt Londons. Darauf thront ein Denkmal in Gedenken an Admiral Nelson. Unter seiner Führung gewann Großbritannien die Schlacht von Travalgar im Jahr 1805 gegen die Truppen von Napoleon. Damit begann die mehr als ein Jahrhundert dauernde britische Vorherrschaft auf See. Kein Wunder also, dass ein „zerrupfter“ Baum auf diesem ehrwürdigen Platz von den Einheimischen als ironischer Kommentar auf den Zustand der Nation verstanden wird.

    „Nichts stellt ‚global Britain‘ besser da als ein halbtoter Baum!“, schreibt einer im Internet. Und: „Der Weihnachtsbaum sieht aus, wie sich das Land anfühlt.“ Manche schließen von dem Zustand des Baumes auch auf die Beziehungen zu dem skandinavischen Land, das den Baum alljährlich schenkt: „Befinden wir uns jetzt im Krieg mit Norwegen?“, fragt jemand. „Wer hat sie verärgert?“ Manche spekulieren, dass die Entlassung des norwegischen Trainers Ole Gunnar Solskjaer beim Fußballklub Manchester United Ende November vielleicht eine Rolle bei der Auswahl der Fichte gespielt haben könnte. Ein anderer Internet-Nutzer instrumentalisiert den Baum zur Innenschau: die „perfekte visuelle Darstellung meines Lebens“.

    Nicht alle Weihnachtsbäume Londons sind so kläglich

    Auf dem offiziellen Twitter-Account des Rates von Westminster wurde eine weitere Erklärung für den Zustand der Fichte angeboten: „Ich möchte, dass jeder weiß, dass die Hälfte meiner Zweige nicht fehlt – sie machen Social Distancing.“ Heißt: Sie hielten die Corona-Abstandsregeln ein. Damit ist der Baum auch Ausdruck des typisch britischen Humors, bei dem es keinen Widerspruch darstellt, wenn ein karger Christbaum einen repräsentativen Platz schmückt und damit Ziel für Hohn und Spott wird.

    Doch nicht alle Weihnachtsbäume in London präsentieren sich so kläglich. In Covent Garden, einem berühmten und bei Touristinnen und Urlaubern beliebten Bezirk mit Einkaufsstraßen und Markthallen im Zentrum, steht der größte Weihnachtsbaum der Stadt. Er ist rund 16 Meter hoch, prächtig geschmückt und mit einer roten Schleife verziert. Das wissen auch die Londoner zu schätzen: „So ein toller Ort und ein wundervoller Weihnachtsbaum“, kommentiert eine Internet-Nutzerin. Und ein anderer meint: „Das ist der Baum, den wir verdienen.“

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