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Weihnachtslotterie „El Gordo“ in Spanien: Ansturm auf Lose im Flutgebiet

Spanien

Lotto statt Leiden: In der Flut-Provinz Valencia keimt ein wenig Hoffnung

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    Gebäude und Straßen in Paiporta sind noch immer schwer gezeichnet von der Flut. Die Menschen versuchen sich mit der Weihnachtslotterie abzulenken – und stehen dafür gerne Schlange.
    Gebäude und Straßen in Paiporta sind noch immer schwer gezeichnet von der Flut. Die Menschen versuchen sich mit der Weihnachtslotterie abzulenken – und stehen dafür gerne Schlange. Foto: Europa Press, Imago

    Gut sechs Wochen nach dem verheerenden Hochwasser keimt ein bisschen Hoffnung in der Provinz Valencia. Die Menschen klammern sich an den Glauben, dass der schlimmsten Flut, an die sich die Bürger erinnern können, eine positive Fügung des Schicksals folgen müsse. Diese Hoffnung spiegelt sich in langen Schlangen vor Lottogeschäften im Flutgebiet. Etwa im Epizentrum der Katastrophe, im 29.000-Einwohner-Ort Paiporta, wo das Lottogeschäft „La Millonaria” (Die Millionärin) wieder geöffnet hat.

    Aber nicht nur aus dem Großraum Valencia, sondern aus ganz Spanien reisen nun Lottospieler nach Paiporta. Allein 45 der insgesamt mehr als 200 Toten gab es hier. „Wenn ein Unglück geschieht, muss man anschließend Lotterielose kaufen”, sagt ein Mann namens Juan, der in der Warteschlange vor dem Kiosk steht. Er ist aus dem südspanischen Andalusien 430 Kilometer mit dem Auto gefahren, um in Paiporta für die Familie und für Freunde insgesamt 40 Lose der berühmten spanischen Weihnachtslotterie zu kaufen. Bei der Ziehung am 22. Dezember werden insgesamt 2,7 Milliarden Euro an Prämien verteilt. „Die Hoffnung stirbt zuletzt”, sagt er. „Der Tragödie muss jetzt etwas Positives folgen.” Alles nur Aberglaube?

    Allein der fette Hauptgewinn „El Gordo” ist 772 Millionen Euro schwer

    „Jeder will hier ein bisschen Illusion mit nach Hause nehmen”, erzählt Paiportas Lottoverkäuferin Cristina Piles. Sie würde gerne dazu beitragen, dass dem verheerenden Starkregen vom 29. Oktober nun ein millionenschwerer Geldregen folgt. So wie ihr Vater, von dem sie das Lottogeschäft übernahm. Cristinas Vater hatte im Jahr 1989 etliche Nummernlose des dicken Hauptpreises der Weihnachtslotterie verkauft und damit vielen Einwohnern zu Wohlstand verholfen.

    Von diesem Wohlstand ist derzeit allerdings nicht mehr viel zu sehen. Auch Wochen nach der Katastrophe bietet der Ort ein ziemlich trostloses Bild. Die meisten Läden sind geschlossen. Soldaten, Bewohner und Freiwillige kämpfen weiterhin gegen den Schlamm, der sich in Geschäften, Wohnungen, Kellern, Garagen, auf den Straßen und in der Kanalisation festgesetzt hat. An manchen Straßenrändern sieht man noch von der Flut zerstörte Autowracks.

    Die Schäden in Paiporta und in den umliegenden Dörfern werden auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt. Wer möchte da den Menschen im Unglücksgebiet nicht ein wenig Lotterieglück gönnen? Wie oft nach solchen Tragödien hat das Datum, an dem die Flut kam, nun eine besondere Anziehungskraft auf die Glücksritter. Entsprechend sind alle Losnummern, in denen die Zahlen 2 und 9 auftauchen, seit Wochen ausverkauft.

    „Der Katastrophe folgt das Glück”, besagt ein altes spanisches Sprichwort. Das erhoffte Glück könnte in diesem Fall mit Spaniens Weihnachtslotterie kommen. Sie gilt als die gewinnreichste Lotterie der Welt, die jedes Jahr kurz vor Weihnachten einen wahren Geldregen niederprasseln lässt. Allein der fette Hauptgewinn, „El Gordo” (der Dicke), ist 772 Millionen Euro schwer.

    Spaniens Weihnachtslotterie zieht seit Jahren immer mehr Zocker an

    Diese dicke Prämie wird aber vermutlich nicht an eine einzelne Person gehen, sondern dürfte wieder mehrere tausend Menschen jubeln lassen. Denn jedes Nummernlos, das im spanischen Direktverkauf 20 Euro kostet, wird in diesem Jahr genau 1930-mal ausgegeben. Zudem ist es Tradition, dass Familienangehörige, Freunde und Kollegen einen dieser Loszettel gemeinsam kaufen – nach dem Motto: Geteiltes Glück bringt doppelte Freude.

    Nicht nur vor Paiportas Lottogeschäft bilden sich in diesen Tagen lange Schlangen. Andere berühmte Verkaufsstellen in Spanien verzeichnen ebenfalls großen Andrang. Etwa der über 100 Jahre alte Lotteriekiosk „Doña Manolita“ im Zentrum Madrids. Und die bekannte Verkaufsstelle „Goldhexe”, die in einem katalanischen Pyrenäendorf namens Sort (auf Deutsch: Glück) liegt.

    Spaniens Weihnachtslotterie zieht seit Jahren immer mehr Zocker an, und zwar im In- und Ausland. Die staatliche Lottogesellschaft erhöhte deshalb in diesem Jahr die Zahl der ausgegebenen Losscheine: Insgesamt werden 193 Millionen Loszettel vertrieben. Größter Gewinner ist übrigens jetzt schon der spanische Staat. Auch nach Ausschüttung der großen und kleinen Prämien mit einer Gesamtsumme von annähernd 2,7 Milliarden Euro fließen mehr als eine Milliarde Euro in die Haushaltskasse. Zudem greift das Finanzamt noch einmal bei allen Gewinnen über 40.000 Euro zu – mit einer Glücksspielsteuer von 20 Prozent.

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